vor 2 Stunden (aktualisiert vor 2 Stunden)
Battlefield: Bad Company 3 – Warum der Fan-Traum am Risiko zerbricht (und Zampella die letzte Hoffnung ist)
Dass die Community Battlefield: Bad Company 2 bis heute wie einen heiligen Gral verehrt, liegt nicht an der Zerstörungsphysik oder dem Sound-Design allein. Es ist die Seele des Spiels: Marlowe, Sweetwater, Haggard und Redford.
Diese vier Chaoten gaben der Reihe ein Gesicht, das den bierernsten Militär-Shootern fehlte. David Goldfarb, damals Lead Designer des Klassikers, hat sich nun zur Wahrscheinlichkeit eines dritten Teils geäußert. Seine Einschätzung ist ernüchternd, offenbart aber einen spannenden Blick hinter die Kulissen der AAA-Entwicklung, wo Kreativität oft am Taschenrechner zerschellt.
Kurz & Knapp
- Team zerstreut: Das ursprüngliche Entwicklerteam von DICE existiert in dieser Form nicht mehr; viele Veteranen arbeiten heute bei Embark Studios (The Finals, Arc Raiders).
- Risikofaktor Humor: Laut Goldfarb schränkt der spezielle Humor die Zielgruppe ein, was für Publisher wie EA ein finanzielles Risiko darstellt.
- Verkaufszahlen: Bad Company 2 war erfolgreich, konnte aber nie die massiven Absatzzahlen eines Battlefield 3 erreichen.
- Zampella-Faktor: Vince Zampella, Chef der Battlefield-Marke, gilt als einzige Person mit genug Macht, um das Projekt gegen Marktwiderstände durchzusetzen.
Die Band hat sich aufgelöst – und spielt jetzt woanders
Wenn du darauf hoffst, dass die alten Magier von DICE zusammenkommen, um Bad Company 3 zu entwickeln, muss ich dich enttäuschen. Goldfarb stellt klar: Das Team ist in alle Winde verstreut.
„Die Band kommt nicht wieder zusammen, um diesen Song noch einmal zu spielen. Aber eine andere Band könnte ihn spielen.“
Ein Großteil der kreativen Köpfe, die Bad Company seine Identität gaben, hat DICE vor Jahren verlassen. Viele von ihnen haben bei Embark Studios eine neue Heimat gefunden und arbeiten an Titeln wie The Finals oder Arc Raiders. Ein neues Bad Company müsste also von einem Team entwickelt werden, das nicht die ursprüngliche DNA in sich trägt. Das ist machbar, birgt aber die Gefahr, dass der spezielle "Vibe" – diese Mischung aus Zynismus und Herzlichkeit – verloren geht und nur eine Hülle übrig bleibt.
Der teure Preis des Lachens: Warum Humor ein Geschäftsrisiko ist
Hier wird Goldfarbs Analyse besonders spannend, weil er eine unbequeme Wahrheit der Spielebranche anspricht: Humor skaliert schlecht.
Während epische Zerstörung und bombastische Grafik universell verstanden werden, ist Humor subjektiv. Was du als bissige Satire feierst, findet ein anderer Spieler albern oder nervig. Goldfarb argumentiert, dass EA sich bewusst ist, dass man mit einem humorvollen Spiel zwangsläufig die Zielgruppe verkleinert.
- Bad Company 1: War ein kommerzieller Achtungserfolg, aber kein Blockbuster.
- Bad Company 2: Verkaufte sich sehr gut, blieb aber hinter den gigantischen Zahlen von Battlefield 3 zurück.
Für einen Konzern wie Electronic Arts, der Investoren zufriedenstellen muss, ist die Rechnung simpel: Warum in ein Spin-off investieren, das potenziell weniger Leute anspricht als ein "seriöses" Hauptspiel, das auf maximale Massentauglichkeit getrimmt ist? In der aktuellen Marktlage, in der Budgets explodieren und Studios geschlossen werden, gehen Publisher lieber auf Nummer sicher.
Die Ironie des Schicksals: Vom Rivalen zum Schlüsselmeister
Es entbehrt nicht einer gewissen Komik, dass ausgerechnet Vince Zampella jetzt als der Retter in der Not gilt. Goldfarb erinnert sich an die alten Zeiten:
„Ich vertraue Vince Zampella. Er weiß verdammt nochmal, was er tut. Wenn irgendjemand dieses Franchise wiederbeleben kann, dann er. Ich weiß, dass er Bad Company geliebt hat.“
Die historische Pointe dabei: Als Goldfarb und sein Team das erste Bad Company entwickelten, war Zampella der Chef von Infinity Ward und dominierte mit Call of Duty 4: Modern Warfare den Markt. Der Erfolg von Modern Warfare zwang DICE damals sogar dazu, Bad Company zu verschieben, um nicht unter die Räder zu kommen.
Heute hält Zampella als Head of Respawn und Verantwortlicher für die Battlefield-Marke alle Zügel in der Hand.
Er hat die Macht, ein solches Risikoprojekt durchzuwinken. Dass er ein persönliches Faible für die Reihe hat, ist der Strohhalm, an den wir uns klammern dürfen. Zampella hat mit Apex Legends und Jedi: Fallen Order bewiesen, dass er ein Gespür dafür hat, was Spieler wollen – auch gegen anfängliche Skepsis des Publishers.
Passt Bad Company überhaupt noch in die moderne Service-Game-Welt?
Wir müssen uns einer harten Realität stellen: Ein klassisches Bad Company 3 mit Fokus auf eine starke Singleplayer-Kampagne und einen konzentrierten Rush-Multiplayer passt kaum in EAs aktuelles "Games as a Service"-Korsett.
Die DNA von Bad Company ist der Charakter. In einer Zeit, in der Skins verkauft werden müssen und Battle Passes gefüllt werden wollen, könnte ein Squad aus fest definierten Charakteren (die man nicht gegen generische Operatoren austauschen kann) dem Monetarisierungsmodell im Weg stehen. Ein Bad Company 3 müsste also nicht nur kreativ, sondern auch wirtschaftlich neu gedacht werden, ohne seine Seele an den Kommerz zu verkaufen.
Goldfarb bringt es auf den Punkt: Es braucht jemanden, der bereit ist, seine Reputation aufs Spiel zu setzen. Jemanden, der sagt: "Wir machen das jetzt, weil die Leute es lieben, auch wenn die Excel-Tabelle 'Risiko' schreit."
Ob Zampella diesen Mut aufbringt, während er gleichzeitig versucht, das beschädigte Vertrauen in die Hauptreihe mit dem nächsten Battlefield wiederherzustellen, bleibt die große Unbekannte.
Wir wünschen uns das Comeback. Aber wir sollten uns darauf einstellen, dass Bad Company vielleicht genau das bleibt, was es immer war: Ein glorreicher Ausreißer in der Geschichte der Shooter, dessen Magie sich nicht am Fließband reproduzieren lässt.
Bad Company 3 mag vorerst Geschichte sein, aber auf den Servern von Battlefield 6 tobt der Krieg bereits. Damit du dort nicht nur Kanonenfutter bist, sondern wie das legendäre B-Company-Squad aufräumst, haben wir die wichtigsten Tipps für dich parat. Von der aktuellen Waffen-Meta bis zu den besten Taktiken für die neuen Maps: 👉 Battlefield 6 Guide-Hub: Die besten Waffen, Loadouts und Map-Taktiken
via PCGamer