Arrowhead nach Helldivers 2: Das neue Projekt und das Versprechen der »Chaos-DNA«
Die nächste Stufe der Eskalation
Wer dachte, Arrowhead würde nach dem gigantischen, aber auch turbulenten Erfolg von Helldivers 2 erst einmal die Füße hochlegen oder jahrelang nur noch Warbonds und Patches liefern, hat die Rechnung ohne den kreativen Unruheherd Johan Pilestedt gemacht. Auf den Golden Joystick Awards 2025 ließ er die Katze aus dem Sack: Das nächste große Ding ist bereits in Arbeit.
Pilestedt nennt die aktuelle Phase der Konzeption seine „Lieblingszeit“. Das ist nur allzu menschlich und verständlich. In dieser Phase ist alles möglich, das Budget ist frisch, die Ideen sprudeln und – das ist der entscheidende Punkt – noch schreit niemand auf Reddit oder Discord, weil eine Waffe um 2 % generft wurde. Teams finden sich, Barrieren brechen auf und man stellt sich die romantische Frage: Was wollen wir wirklich spielen? Für uns heißt das aber auch: Wir stehen ganz am Anfang. Bis wir Ergebnisse sehen, fließt noch viel Wasser den Bach hinunter.
Kurz & Knapp
- Entwicklungsstart: Die Pre-Production läuft; das Team genießt die Ruhe vor dem Sturm.
- Design-Philosophie: Das Spiel wird die „DNA“ von Helldivers fortführen – übersetzt: Es wird laut, chaotisch und schwer.
- Kein Sequel: Es ist explizit nicht Helldivers 3; der CEO bremst hier jegliche Erwartungshaltung.
- Vorbild: Man orientiert sich an der Haltung von FromSoftware (Elden Ring) – Qualität vor Massenmarkt-Anbiederung.
- Fokus: Koop-Mechaniken bleiben der Kern, solange man sich gegenseitig in die Luft jagen kann.
Die »Arrowhead-DNA«: Schmerz als Feature
Wenn Pilestedt davon spricht, dass Fans die „DNA“ im nächsten Spiel wiedererkennen werden, klingt das im ersten Moment nach klassischem Marketing-Jargon. Aber bei Arrowhead bedeutet „DNA“ historisch gesehen meistens, dass du stirbst – oft durch die Hand deiner Freunde. Wer Magicka oder das erste Helldivers gespielt hat, weiß: Frust und Lachanfall liegen hier nur Millisekunden auseinander.
Diese DNA besteht aus spezifischen Komponenten, die in der modernen, weichgespülten AAA-Industrie selten geworden sind:
- Systemische Konsequenz: Feuer brennt, Wasser leitet Strom, Explosionen fragen nicht nach Freund oder Feind.
- Friendly Fire: Die ständige Gefahr, das eigene Team auszulöschen, ist hier kein Unfall, sondern zentrales Design-Element zur Charakterbildung.
- Mechanischer Stress: Die Eingabe von Stratagems unter Beschuss ist gewollte Überforderung.
Das neue Spiel wird also ziemlich sicher kein "Press X to win"-Erlebnis. Pilestedt betont: „Wir wollen das Erbe dessen fortführen, was wir bereits geschaffen haben.“ Das lässt hoffen, dass sie ihre eigensinnige Engine, die physikalisch oft völlig überdreht, nicht gegen einen sterilen Industriestandard tauschen. Wir wollen schließlich sehen, wie Ragdoll-Physik uns über die halbe Map schleudert.
Der FromSoftware-Vergleich: Mut zur Nische
Es gehört mittlerweile zum guten Ton in der Branche, sich mit FromSoftware (Elden Ring, Dark Souls) zu vergleichen. Meistens bleibt es beim frommen Wunsch. Doch bei CEO Shams Jorjani wirkt die Aussage glaubwürdiger als bei vielen anderen.
„Wir bleiben unseren Design-Prinzipien treu und entwickeln das, was für uns Sinn ergibt, anstatt zu versuchen, das breitestmögliche Publikum zu erreichen.“
— Shams Jorjani, CEO Arrowhead Game Studios
Das ist Balsam für die Seele von Core-Gamern, die genug haben von Spielen, die versuchen, gleichzeitig Shooter, RPG, Kartenspiel und soziale Plattform für alle zwischen 6 und 60 Jahren zu sein. Arrowhead hat (schmerzhaft) gelernt, dass ihr Erfolg darin liegt, nicht jedem zu gefallen. Ein neues Spiel wird Ecken und Kanten haben – und das ist auch gut so. Wir brauchen keine weitere glattgebügelte Open World.
Warum Helldivers 3 (zum Glück) kein Thema ist
Lass dich nicht von den üblichen Clickbait-Schlagzeilen in die Irre führen: Das neue Projekt ist nicht Helldivers 3. Jorjani hat klargestellt, dass ein Nachfolger „hoffentlich noch viele Jahre entfernt“ ist. Und ganz ehrlich? Das ist besser so.
Wir leben in der Ära der „Forever Games“. Niemand hat Lust, seinen Fortschritt in Helldivers 2 jetzt schon aufzugeben, nur um in Teil 3 wieder bei Null anzufangen. Zudem würde ein Sequel die Community spalten – der klassische Tod für Service-Games.
Viel spannender ist die Spekulation über das Setting. Kehrt Arrowhead zu Fantasy zurück? Ein geistiger Nachfolger von Magicka in der Third-Person-Perspektive der Helldivers 2-Engine? Die Vorstellung, Zaubersprüche mit derselben wuchtigen Physik-Engine zu kombinieren, die uns aktuell Hellpods auf den Kopf wirft, hat ihren ganz eigenen Reiz.
Ein Blick in die Zukunft
Die Bestätigung eines neuen Projekts während der laufenden Unterstützung von Helldivers 2 zeigt, dass Arrowhead erwachsen geworden ist. Sie sind nicht mehr die kleine Indie-Klitsche von früher, sondern ein Studio, das nun jonglieren muss.
Du solltest in den nächsten 12 bis 18 Monaten absolut kein Gameplay erwarten. Und wenn wir realistisch sind: Auch das neue Spiel wird zum Start vermutlich mit Serverproblemen und bizarren Bugs kämpfen – das gehört fast schon zur Folklore des Studios. Aber die Gewissheit, dass da draußen ein Team an einer neuen „Spielwiese für Chaos“ arbeitet und sich weigert, den Schwierigkeitsgrad für den Massenmarkt zu senken, ist eine verdammt gute Nachricht.
via gamesradar