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Von TYay0 in Gaming news
vor 2 Wochen (aktualisiert vor 2 Wochen)

Zelnicks PC-Liebeserklärung: Wasser predigen, Konsolen-Wein trinken

Es ist der 18. November 2025, und Strauss Zelnick, der CEO von Take-Two, hat gerade das Offensichtliche ausgesprochen: Die Zukunft gehört dem PC und offenen Plattformen. Das klingt fantastisch – fast so, als hätte er endlich verstanden, was wir seit Jahren predigen. Doch während der Chef von Rockstar Games in Interviews das Ende der „geschlossenen Systeme“ heraufbeschwört, starren wir PC-Spieler weiterhin auf einen leeren Release-Kalender, wenn es um GTA 6 geht. Ein Schelm, wer Böses dabei denkt.
Zelnicks PC-Liebeserklärung: Wasser predigen, Konsolen-Wein trinken

Die schöne neue Welt der „offenen Systeme“

In einem Gespräch mit CNBCs „Squawk Box“ ließ Zelnick die Katze aus dem Sack: „Ich denke, es bewegt sich alles in Richtung PC und das Geschäft verlagert sich zu offenen statt geschlossenen Systemen.“

 

Das geht runter wie Öl, oder? Endlich gibt ein Branchenriese zu, dass die proprietären Plastikkisten unter dem Fernseher ein Auslaufmodell sind. Aber lass dich von der PR-Romantik nicht einlullen. Zelnick ist kein Idealist, er ist Geschäftsmann. Wenn er „offen“ sagt, meint er nicht Open Source oder Modding-Freiheit. Er meint: Maximale Reichweite für seine Microtransactions. 

 

Eine Konsole ist für ihn keine Hardware mehr, sondern nur noch der Ort, an dem du sitzt – vorzugsweise auf der Couch mit dem Controller in der Hand und der Kreditkarte in Reichweite.

Kurz & Knapp

  • Die Aussage: Zelnick prophezeit das Ende geschlossener Konsolen-Ökosysteme zugunsten des PCs.
  • Der Haken: Trotz dieser Erkenntnis ignoriert Rockstar den PC-Launch für sein wichtigstes Produkt (GTA 6).
  • Die Realität: „Konsole“ wird zum reinen Marketing-Begriff für „Spielen auf der Couch“, egal ob per Xbox oder Steam Machine.
  • Der Geldhahn: Mobile Gaming wächst rasanter als alles andere und finanziert die teuren Blockbuster quer.
  • Die Strategie: Die Verzögerung der PC-Version ist kein technisches Hindernis, sondern knallhartes Kalkül (Double-Dipping).

Wenn die Xbox Identitätskrisen schiebt

Die Ironie der Geschichte wird noch köstlicher, wenn wir uns die Hardware-Landschaft im Herbst 2025 ansehen. Valve hat letzte Woche die neue Steam Machine vorgestellt – im Grunde ein PC, der sich als Konsole verkleidet, um auch den letzten Couch-Potato abzuholen. Und Microsoft? Die wissen selbst nicht mehr genau, warum du eigentlich noch eine Xbox kaufen sollst, wenn eh alles auf dem PC läuft.

 

Satya Nadella selbst gab zu, dass die Xbox ursprünglich nur gebaut wurde, „um einen besseren PC zu bauen“. Jetzt, wo jeder Mittelklasse-Rechner die „Next-Gen“-Konsolen in die Tasche steckt, bröckelt die Fassade. Wir sind an dem Punkt, an dem die Hardware egal ist. Deine Bibliothek zieht mit um. Zumindest in der Theorie – und solange Sony nicht wieder versucht, dich in seinen Garten einzusperren.

Der Elefant im Raum: Mobile zahlt die Rechnung

Wir Core-Gamer rümpfen gerne die Nase über Mobile-Spiele. Aber seien wir ehrlich: Ohne die „Casuals“, die in der Bahn auf dem Smartphone daddeln, gäbe es wohl kein GTA 6 in der geplanten Dimension. Zelnick betont, dass Mobile deutlich schneller wächst als der Konsolenmarkt.

 

Fast die Hälfte des Take-Two-Umsatzes kommt mittlerweile aus diesem Sektor. Das ist die bittere Pille, die wir schlucken müssen: Die „Wale“ im Mobile-Sektor subventionieren unsere High-End-Erlebnisse. Zelnick sieht dort 10 Prozent Wachstum im nächsten Quartal. Das ist die Realität – während wir Pixel zählen, zählt Take-Two die Einnahmen aus Toon Blast und Farmville 3.

Die große Lüge vom „technischen Aufwand“

Kommen wir zum Punkt, der wirklich weh tut. Zelnick sagt, der PC ist die Zukunft. Aber GTA 6 kommt erst mal nur für PS5 und Xbox. Warum?

 

Offiziell heißt es immer, man wolle „polieren“ und die Plattformen seien so komplex. Bullshit. Die neuen Konsolen sind x86-PCs in einem schicken Gehäuse. Die Architektur ist fast identisch. Dass GTA 6 nicht zeitgleich auf dem PC erscheint, hat einen einzigen, zynischen Grund: Das Double-Dipping.

 

Sie wissen genau, dass du es nicht aushältst. Du wirst es dir für die Konsole holen, um nicht gespoilert zu werden. Und wenn dann ein Jahr später die PC-Version mit Raytracing, 120 FPS und Mods kommt, wirst du es nochmal kaufen. Zelnicks Loblied auf den PC ist also nett gemeint, aber solange er unsere Plattform wie einen Kunden zweiter Klasse behandelt, der erst an den Tisch darf, wenn die Konsoleros satt sind, bleiben seine Worte hohl.

„Ich denke, es bewegt sich in Richtung PC [...] Aber das Erlebnis auf dem großen Bildschirm wird niemals verschwinden.“ — Strauss Zelnick (während er PC-Spieler vermutlich innerlich auslacht)

Shooter-Fans: Zwischen Hoffnung und Cheater-Hölle

Für uns Shooter-Veteranen hat Zelnicks Vision einen bitteren Beigeschmack. Klar, „offene Systeme“ klingen toll für Crossplay. Endlich mit den Kumpels zocken, egal ob sie auf der PlayStation oder dem Rechner hängen.

 

Aber jeder, der in letzter Zeit Warzone oder ein aktuelles Battlefield 6 angefasst hat, kennt die Schattenseite: Cheater. Wenn Konsolen zu offenen PCs werden, fallen die Mauern, die das Konsolen-Volk bisher halbwegs geschützt haben. 

 

Ein „offenes System“ ist ein Paradies für Script-Kiddies und Hack-Entwickler. Wenn Zelnick also die offene Zukunft will, muss er uns auch erklären, wie er gedenkt, unsere Lobbys sauber zu halten. Denn Kernel-Level-Anticheat ist für viele PC-Spieler ein rotes Tuch, wird aber in dieser schönen neuen Welt wohl zur Pflichtübung.

 

Am Ende bleibt das Gefühl: Der PC gewinnt den Krieg, aber wir Gamer sind – wie so oft – Kollateralschaden der Gewinnmaximierung.

Beitrag erstellt in Gaming