Valve Steam Machine: Die späte Rache der "Wohnzimmer-PCs"
Alle guten Dinge sind... zwei?
Erinnerst du dich an 2013? Valve versprach uns die Revolution: Den PC im Wohnzimmer, weg von Windows, hin zu SteamOS. Das Ergebnis waren teure, verwirrende Hardware-Klötze von Drittanbietern, die niemand kaufte. 2018 zog Valve den Stecker. Thema erledigt. Dachten wir.
Doch am 12. November 2025 steht plötzlich die neue Steam Machine im Raumlicht. Und man muss neidlos anerkennen: Die Jahre der Funkstille – und vor allem die Erfahrungen mit dem Steam Deck – haben Früchte getragen. Diesmal wirkt es nicht wie ein Bastelprojekt für Informatik-Studenten im ersten Semester, sondern wie ein echtes Produkt. Valve-Ingenieur Yazan Aldehayyat formuliert es fast schon poetisch: „Wir haben endlich alle Software- und Hardware-Teile, um die ursprüngliche Vision Wirklichkeit werden zu lassen.“ Das klingt gut, übersetzt heißt es aber auch: „Sorry, dass wir euch damals Betaware verkauft haben.“
Kurz & Knapp
- Power-Update: Die neue Steam Machine ist laut Valve über sechsmal leistungsfähiger als das Steam Deck.
- Fokus: Stationäres High-End-Gaming am TV, optimiert für SteamOS (Linux).
- Philosophie: Plug-and-Play statt Treiber-Hölle – ein direkter Angriff auf PS5 und Xbox.
- Community: Valve gibt zu, dass Nutzer mit Mini-PCs und SteamOS-Images schneller waren als sie selbst.
- Problemkind: Titel wie Battlefield 6 bleiben aufgrund von Anti-Cheat-Hürden vorerst außen vor.
Hardware: Sechsmal schneller als das Deck (und lauter?)
Lassen wir die Geschichte ruhen und schauen auf die Technik. Die Aussage „sechsmal schneller als ein Steam Deck“ ist eine Ansage, die aufhorchen lässt. Während das Deck bei modernen Titeln oft an der 30-FPS-Grenze kratzt und dabei klingt wie ein startender Jet, verspricht die stationäre Machine echte 4K-Performance.
Das ist der logische Schritt. Das Steam Deck hat bewiesen, dass Proton (die Übersetzungsschicht für Windows-Spiele auf Linux) funktioniert. Aber im Handheld-Format stößt die Physik an ihre Grenzen. Die Steam Machine hat Platz für Kühlung und Stromdurst. Wir reden hier vermutlich über eine Custom-APU auf Basis der neuesten AMD-Architektur, die genug Dampf hat, um Cyberpunk 2077 oder GTA VI ohne Upscaling-Pixelbrei auf den großen OLED-TV zu werfen.
Die Ironie des “Kunden-Beta-Tests”
Besonders amüsant ist Valves Eingeständnis, warum der Launch jetzt passiert. Aldehayyat merkt an: „Unsere Kunden sind uns quasi zuvorgekommen.“
Damit spielt er auf die wachsende Szene an, die SteamOS (oder Klone wie Bazzite/HoloISO) auf handelsübliche Mini-PCs von Minisforum oder Beelink installiert hat, um sich ihre eigene Konsole zu bauen. Valve hat also jahrelang zugesehen, wie die Community die Arbeit erledigt, die Kinderkrankheiten von SteamOS auf dem Desktop ausbügelt, und sagt nun: „Danke für den Beta-Test, hier ist jetzt unsere offizielle Box dafür.“
Das ist typisch Valve. Sie machen nichts, bis sie es nicht mehr ignorieren können. Aber es ist auch clever. Der Markt ist da. Die Leute wollen ihre Steam-Bibliothek auf der Couch, ohne sich mit Windows-Updates, Treiber-Konflikten oder Launcher-Wahnsinn herumschlagen zu müssen. Die Steam Machine verspricht die "Konsolifizierung" des PCs – ein Versprechen, das so alt ist wie der PC selbst.
Der Elefant im Raum: Battlefield, Valorant und die Kernel-Verweigerer
Natürlich wäre es kein Linux-Gaming-Artikel ohne den obligatorischen Dämpfer. Während die Hardware bereit ist, High-End-Shooter in bester Qualität darzustellen, gibt es da dieses lästige Software-Problem namens Kernel-Level Anti-Cheat.
Hier wird es interessant: Du kaufst dir diese brandneue, leistungsstarke Maschine, willst dich in Battlefield 6 stürzen – und das Spiel startet nicht. Warum? Weil EA (und Riot bei Valorant) der Meinung sind, dass ein Anti-Cheat-Programm so tief im System graben muss, dass es unter Linux schlicht nicht funktioniert.
Valve hofft naiv, dass die bloße Existenz der Steam Machine die „Gleichung ändert“. Die Logik: Wenn genug Leute die Box kaufen, muss EA reagieren. Ein schöner Gedanke. Aber ob sich EA von ein paar tausend verkauften Linux-Boxen beeindrucken lässt, während sie Millionen mit Mikrotransaktionen auf Windows und Konsolen scheffeln, darf bezweifelt werden. Aktuell ist die Steam Machine für Battlefield-Fans also der wohl leistungsstärkste Briefbeschwerer der Welt. Zumindest bis EA ein Einsehen hat – oder die Hölle zufriert.
Wer braucht das Ding eigentlich?
Die neue Steam Machine ist ein fasziniertes Stück Hardware für eine sehr spezifische Zielgruppe: PCler, die den Schreibtisch satt haben, aber ihre 500-Spiele-Bibliothek nicht aufgeben wollen. Sie ist der Beweis, dass Valve einen langen Atem hat.
Es ist der Versuch, das offene PC-System mit dem Komfort einer Konsole zu verschmelzen. Wenn du damit leben kannst, dass Battlefield und Valorant (noch) fehlen und du stattdessen tausende andere Spiele in besserer Qualität als auf jeder Konsole spielst, ist das dein Gerät. Für alle anderen ist es zumindest unterhaltsam zu sehen, wie Valve versucht, den Markt ein zweites Mal neu zu erfinden.
Tech-Deep-Dive: Die nackten Zahlen
Besonders interessant ist die Speicher-Konstellation: Statt eines rein geteilten Speichers wie bei Konsolen üblich, verbaut Valve hier eine Hybrid-Lösung aus DDR5 und dediziertem GDDR6 VRAM. Das riecht förmlich nach Desktop-Performance im Würfel-Format.
Die Highlights:
- Formfaktor: Ein Würfel mit ca. 16 cm Kantenlänge. Passt laut Valve „unter eine Banane“ (warum auch immer man das tun sollte).
- Stromversorgung: Kein externes Netzteil! Das Netzteil ist intern verbaut – ein Segen für das Kabelmanagement hinter dem TV.
- Controller-Liebe: Ein integrierter Wireless-Adapter speziell für den Steam Controller. Du kannst die Machine damit aufwecken, ohne vom Sofa aufzustehen.
- RGB-Faktor: Natürlich gibt es einen LED-Streifen. 17 adressierbare LEDs zeigen den Status (z.B. Download-Fortschritt) an oder leuchten einfach nur bunt, weil es Gaming-Hardware ist und offenbar leuchten muss.
Technische Spezifikationen
| Komponente | Details |
|---|---|
| CPU | Semi-Custom AMD Zen 4 6 Kerne / 12 Threads, bis zu 4.8 GHz, 30W TDP |
| GPU | Semi-Custom AMD RDNA 3 28 Compute Units, 2.45 GHz Takt, 110W TDP |
| Arbeitsspeicher | Hybrid-Setup: 16 GB DDR5 (System) + 8 GB GDDR6 (VRAM) |
| Speicherplatz | 512 GB oder 2 TB NVMe SSD Erweiterbar via microSD-Slot |
| Video-Ausgang | DisplayPort 1.4 (4K@240Hz / 8K@60Hz, FreeSync) HDMI 2.0 (4K@120Hz*, FreeSync, CEC) |
| Konnektivität | Wi-Fi 6E (2x2), Bluetooth 5.3 (dedizierte Antenne) Integrierter Steam Controller Adapter (2.4 GHz) |
| Anschlüsse (I/O) | Front: 2x USB-A 3.2 Gen 1 Heck: 1x USB-C 3.2 Gen 2, 2x USB-A 2.0, Gigabit Ethernet |
| Maße & Gewicht | 156 x 162 x 152 mm (BxTxH) |
| OS | SteamOS 3 (Arch Linux Basis, KDE Plasma Desktop) |
(Hinweis: HDMI 2.0 ist bei 4K meist auf 60Hz limitiert, Valve gibt hier bis zu 120Hz an, was evtl. Farbunterabtastung (Chroma Subsampling) voraussetzt oder auf eine spezielle Implementation hindeutet. DisplayPort ist hier definitiv die Schnittstelle der Wahl für Monitore.)