Also, Leute, packt eure Sachen. Es ist vorbei. Zeit, die mechanischen Tastaturen einzumotten und die 4090 bei eBay einzustellen. Der PC ist am Ende. Sagt zumindest Mark Otero, CEO von Azra Games, und der muss es ja wissen. Seine Prophezeiung, die er kürzlich auf der Devcom unters Volk brachte: Das Mobile Gaming wird unsere geliebten Tower-PCs und Konsolen nicht nur überholen, sondern sie kurzerhand "fressen und zerstören".
Kurz & Knapp
- Die Kampfansage: Mark Otero (Ex-EA, Azra Games) prophezeit das Ende von PC und Konsole durch Mobile Gaming.
- Das Hardware-Argument: Moderne Smartphones hätten bereits die Leistung einer PS4 oder Xbox One erreicht.
- Kritik ist nur "Rauschen": Laut Otero sind redaktionelle Reviews für den Erfolg im Mobile-Markt irrelevant.
- Indie-Erfolg: Stray Fawn Studio landet mit dem Premium-Titel Dungeon Clawler einen Überraschungshit auf Mobilgeräten.
Die PS4 in der Hosentasche… und Kritiker sind egal
Eine Ansage, die sitzt. Otero, der als General Manager bei Star Wars: Galaxy of Heroes (und damit vermutlich mehr Geld als kleinere europäische Staaten verdiente) seine Sporen im Mobile-Markt sammelte, begründet seine steile These mit der Hardware. Viele moderne Telefone, so Otero, seien inzwischen so leistungsstark wie eine PlayStation 4 oder eine Xbox One, wenn nicht sogar stärker.
Hand aufs Herz: Technisch hat er da nicht ganz Unrecht. Die Chips in den schicken neuen Hosentaschen-Computern können eine beeindruckende Menge an Polygonen durch die Gegend schubsen. Aber bedeutet das wirklich das Ende vom Lied für unsere geliebten Kisten? Die Vorstellung, eine komplexe Aufbaustrategie oder einen schnellen Shooter auf einem 6-Zoll-Touchscreen zu steuern, lässt bei mir eher den Wunsch aufkommen, besagtes Gerät gegen eine Wand zu werfen, als meinen treuen Schreibtisch-Altar abzubauen. Leistung ist eben nicht alles. Es gibt da noch so Kleinigkeiten wie Ergonomie, Präision und einen Bildschirm, der größer ist als eine Scheibe Toastbrot.
Aber halt, es wird noch besser. Auf die Frage, warum Mobile-Spiele in der öffentlichen Wahrnehmung oft noch die zweite Geige spielen, hatte Otero eine bemerkenswert unverblümte Antwort. Kritiken von Journalisten? Völlig egal. Die Distributionsplattformen, also die App-Stores, seien "immun gegen das Rauschen". Ein schöner Gedanke, nicht wahr? Wir Schreiberlinge produzieren also nur "Rauschen", während die wahren Qualitätsmetriken die Downloadzahlen sind. Man fühlt sich direkt wertgeschätzt.
Der Lichtblick kommt von den Indies
Wirklich interessant wurde es aber, als Philomena Schwab von Stray Fawn Studio die Bühne betrat. Ihr kennt sie vielleicht von dem wunderbaren City-Builder The Wandering Village. Stray Fawn hat sich kürzlich mit Dungeon Clawler, einer Art Roguelike-Greifautomaten-Hybrid, auf den Mobile-Markt gewagt. Und zwar als Premium-Titel. Kein Free-to-Play, kein Schnickschnack. Einfach kaufen und spielen.
Schwabs anfängliche Sorge, dass sich niemand für ein Bezahlspiel auf dem Handy interessiert, erwies sich als unbegründet. Ein Drittel der Verkäufe von Dungeon Clawler stammen von mobilen Geräten, und aktuell läuft es dort sogar besser als auf dem PC. Das ist die eigentliche Nachricht hier. Es geht vielleicht nicht darum, dass Free-to-Play-Moloche den PC "zerstören", sondern dass talentierte Indie-Entwickler eine neue, zahlungsbereite Zielgruppe für clevere Spiele finden, die auch unterwegs funktionieren.
Also, ist der PC dem Untergang geweiht? Wohl kaum. Aber vielleicht wird er von der Seite von ein paar wirklich guten Indie-Spielen angeknabbert, die auch auf dem Handy eine gute Figur machen. Und weißt du was? Damit kann ich leben. So, und jetzt entschuldigt mich bitte, ich muss mein viel zu großes Mauspad abstauben.