Trotz wachsender Spielerzahlen und steigendem Durchschnittsalter: Deutschlands Gaming-Markt sah 2024 sinkende Umsätze.

 

Deutschlands Gaming-Markt 2024: Zwischen Umsatzdelle und dem Aufstieg der Silver Gamer

Der deutsche Games-Markt präsentiert im Jahr 2024 ein paradoxes Bild: Einerseits wächst die Spielerbasis auf 37,5 Millionen, das Durchschnittsalter steigt auf bemerkenswerte 39,5 Jahre. Andererseits musste der Gesamtumsatz eine Delle hinnehmen. Die demografische Verschiebung, insbesondere der Aufstieg der über 60-Jährigen, wird zum prägenden Faktor. 

 

Kurz & Knapp

  • 37,5 Millionen Spieler in Deutschland im Jahr 2024, Durchschnittsalter bei 39,5 Jahre.
  • Gesamtumsatz des Marktes sinkt um 6 % auf 9,4 Milliarden Euro.
  • Starker Rückgang bei Spielkonsolen (-26 %) und dem Kauf klassischer Premium-Spiele (-17 %).
  • Deutliches Wachstum bei Online-Gaming-Diensten (+12 %), In-Game/In-App-Käufe nahezu stabil (-3 %).
  • Zahl der Spieler über 60 Jahre wächst signifikant auf 7,7 Millionen (+1,3 Millionen).
  • Die Notwendigkeit von Barrierefreiheit im Spieldesign wird durch die alternde Zielgruppe dringlicher denn je.

 

Ein paradoxes Bild: Spielerwachstum trifft Umsatzrückgang

Die Spielerbasis in Deutschland wächst kontinuierlich und erreicht 2024 rund 37,5 Millionen Aktive. Parallel dazu klettert das Durchschnittsalter auf 39,5 Jahre, was die Reifung des Mediums und seiner Generationen unterstreicht. 

 

Dieser positive Trend beim Engagement wird jedoch vom Gesamtumsatz überschattet, der nach Jahren des Wachstums um 6 Prozent auf 9,4 Milliarden Euro sank. Eine spürbare Delle, die Fragen aufwirft, auch wenn sie nach den Boom-Jahren eine gewisse Normalisierung darstellen mag.

 

Marktsegmente unter der Lupe: Licht und Schatten

Bei der Detailbetrachtung der Segmente zeigen sich klare Verlierer und Gewinner. Der Konsolenmarkt brach um satte 26 Prozent ein. Auch der Umsatz mit klassischen Premium-Spielen verzeichnete einen spürbaren Rückgang von 17 Prozent. Dies mag an einer schwächeren Release-Liste großer Titel oder der allgemeinen Wirtschaftslage liegen.

 

Im Gegenzug legten die Ausgaben für Online-Dienste (Abos wie Game Pass, PS Plus etc.) um beeindruckende 12 Prozent zu. In-Game- und In-App-Käufe zeigten sich mit nur 3 Prozent Minus erstaunlich stabil. Das PC-Hardware-Segment, relevant für anspruchsvolle Titel, blieb weitgehend stabil.

 

Die stille Revolution: Der Aufstieg der Silver Gamer

Der vielleicht bedeutendste Trend ist das signifikante Wachstum der älteren Spielerschaft.

 

Die Zahl der Spielerinnen und Spieler über 60 Jahre ist im Jahr 2024 um 1,3 Millionen gewachsen und zählt nunmehr 7,7 Millionen Köpfe. Ein klares Signal: Die Silver Gamer sind auf dem Vormarsch.

Diese 'Silver Gamer' umfassen langjährige Enthusiasten wie auch Neueinsteiger. Ihre Motivationen reichen von geistiger Fitness über sozialen Kontakt bis hin zur digitalen Teilhabe. Während viele auf Smartphones/Tablets starten, nutzen immer mehr auch PCs und Konsolen.

 

Barrierefreiheit: Kein Nice-to-have, sondern Kernanforderung

Angesichts dieser Entwicklung ist klar:

 

Barrierefreiheit im Spieldesign ist kein optionales Gimmick mehr, sondern eine grundlegende Anforderung.

Gut lesbare Schriften, anpassbare Benutzeroberflächen, klare Tutorials und flexible Steuerungen sind entscheidend. Wer altersbedingte Bedürfnisse ignoriert, schließt Millionen potenzieller Mitspieler aus. Barrierefreiheit muss von Anfang an Teil des Entwicklungsprozesses sein.

 

Folgerungen für die Branche: Anpassung ist Pflicht

Die Branche muss sich anpassen: Das Angebot muss inklusiver werden, mit zugänglicheren Designs und Mechaniken. Auch das Marketing benötigt ein Umdenken, um ältere Zielgruppen authentisch anzusprechen und den positiven Aspekt des Spielens hervorzuheben.

 

Die Monetarisierung wird sich weiterentwickeln. Flexible Modelle und Abos sind gefragt, In-Game-Käufe müssen fair und transparent bleiben. Die Balance zwischen explodierenden Entwicklungskosten, gerade bei AAA-Titeln, und der Kaufkraft der Spieler bleibt eine Herausforderung.

 

Ausblick und Fazit: Reifezeit für den Markt?

Trotz der Delle blickt die Branche mit verhaltenem Optimismus nach vorn, setzt auf neue Hardware und erwartete Blockbuster. Langfristig sehen Prognosen den Markt, getrieben vom Mobile-Sektor und technologischen Fortschritten wie KI und Cloud-Gaming, wieder auf Wachstumskurs.

 

Der Erfolg wird davon abhängen, wie gut die Industrie die demografische Realität annimmt. Der deutsche Markt wird reifer, und die Industrie muss mit ihm erwachsen werden. Das Potenzial der Silver Gamer ist riesig. Wer diese Gruppe ernst nimmt und passende, barrierefreie Spiele liefert, hat die Chance, ein neues Kapitel aufzuschlagen. Es ist Zeit, die langjährigen Fans unseres Hobbys ebenso zu würdigen wie die jüngere Generation.

 

Quelle: game.de