Die Spielebranche scheint in einer Sackgasse festzustecken: Die Entwicklungskosten explodieren, die Preise werden angehoben, doch innovatives Gameplay oder revolutionäre Features bleiben oft aus. Gleichzeitig zeigen günstigere Titel, dass Erfolg auch mit Fokus, Mut und einem angemessenen Budget möglich ist.

Gaming Budget
 

Kurz & Knapp

  • Xbox und Nintendo kündigen Preissteigerungen für einige ihrer Spiele auf 80 Euro an.
  • Analysten schätzen, dass AAA-Entwicklungskosten auf durchschnittlich 440 Millionen US-Dollar gestiegen sind.
  • Die bisher am besten bewerteten Spiele des Jahres 2025 kosten laut Metacritic zwischen 30 und 50 US-Dollar.
  • Diese günstigeren Titel zeichnen sich durch Fokus, Risikobereitschaft und die Nutzung etablierter Technologien aus.
  • Der Erfolg von Titeln wie Clair Obscur (1 Mio. Sales = Erfolg) kontrastiert scharf mit EA-Titeln, bei denen ähnliche Zahlen als "Scheitern" gelten.
  • Die Preispolitik der Publisher macht AAA-Spiele zum Luxusgut und könnte Spieler eher abschrecken als binden.

 

Die 80-Euro-Grenze: Ein neuer Standard?

Die Nachrichten der letzten Wochen sind ungemütlich für den Geldbeutel: Zuerst Nintendo, nun auch Microsofts Xbox haben angekündigt, dass "einige" ihrer kommenden Titel für 80 Euro über die virtuelle oder physische Ladentheke gehen sollen. Nach der Anhebung von 60 auf 70 Euro vor einigen Jahren ist dies der nächste Schritt auf der Preisspirale. Die Begründungen sind vage, aber der Tenor ist klar: Spieleentwicklung wird teurer, und der Kunde soll (mit)zahlen.

 

Als langjährige Fans, die Jahr für Jahr in große Titel investieren – und ja, Battlefield gehört unzweifelhaft dazu, auch wenn EAs Preispolitik beim Hauptspiel zuletzt bei 60-70 Euro lag – beobachten wir diese Entwicklung mit Sorge. Die Zeiten, in denen man ein Spiel kaufte und das Gefühl hatte, für sein Geld ein komplettes, langlebiges Paket zu erhalten, scheinen länger zurückzuliegen als uns lieb ist.

 

Das Paradox: Top-Spiele kosten die Hälfte

Im krassen Gegensatz zu dieser Entwicklung steht eine bemerkenswerte Beobachtung, die kürzlich unter anderem Jason Schreier in einem Artikel für Bloomberg aufgegriffen hat: Die bisher auf Metacritic am besten bewerteten Spiele des Jahres 2025 sind keineswegs überteuerte Blockbuster. 

 

Titel wie 

  • Clair Obscur: Expedition 33
  • Blue Prince
  • oder Split Fiction 

erzielen Top-Wertungen, kosten aber lediglich 50, 30 bzw. 50 US-Dollar.

 

Clair Obscur, ein atmosphärisches RPG von einem kleinen französischen Studio, verkaufte sich in der ersten Woche eine Million Mal – für sie ein riesiger Erfolg. 

 

Blue Prince, maßgeblich von einer Person entwickelt, begeistert als intelligentes Puzzle-Roguelike. 

 

Und Split Fiction, ein Koop-Titel von einem mittelgroßen Team in Stockholm, hat bereits zwei Millionen Käufer gefunden – bemerkenswert, da dieser Titel immerhin von EA selbst veröffentlicht wird.

 

Diese Spiele zeigen: Hohe Qualität und kommerzieller Erfolg sind nicht zwingend an ein Preisschild von 70 oder 80 Euro gebunden.

 

Die "Kostenexplosion" bei AAA: Wo geht das Geld hin?

Die Publisher rechtfertigen die Preissteigerung vor allem mit den explodierenden Entwicklungskosten. Analysten wie Joost van Dreunen schätzen, dass das durchschnittliche Budget einer AAA-Produktion von rund 128 Millionen US-Dollar Anfang der 2010er-Jahre auf satte 440 Millionen US-Dollar heute angewachsen ist. Das ist eine schwindelerregende Summe, die sich nicht proportional in steigenden Spielerzahlen oder Umsätzen niederschlägt.

 

Van Dreunen spricht davon, dass die AAA-Entwicklung in eine "Gefahrenzone" geraten sei, in der "Content Bloat, nicht Innovation, die Kosten in unerwartete Höhen treibt". Ein Satz, der bei vielen Battlefield-Veteranen sofort Resonanz finden dürfte. Sehen wir nicht auch bei unserer Lieblingsserie seit Jahren eine Tendenz, gigantische Mengen an Inhalten (Karten, Waffen, Gadgets, kosmetische Items) zu produzieren, anstatt das Kernerlebnis oder dringend gewünschte Features (Stabilität, Netcode, ein sinnvolles Fortschrittssystem, ja, sogar Mod-Support oder LAN-Support wie früher) konsequent zu verbessern?

 

Die Komplexität moderner Engines wie Frostbite mag ihren Teil beitragen, aber die Frage bleibt: Wird das Geld wirklich effektiv eingesetzt? Führt das Streben nach immer größerer Grafikpracht und dem Versuch, jeden potenziellen Spieler auf dem Planeten anzusprechen, nicht zu einem Verlust an Fokus und Identität, der letztlich sogar dem Spiel schadet?

 

Fokus, Mut und Effizienz: Was AAA lernen kann

Die Erfolgsgeschichten der günstigeren Titel liefern hier interessante Anhaltspunkte. Sie alle sind fokussiert, von kleineren Teams mit klaren Zielen entwickelt. Sie nutzen etablierte, kommerziell verfügbare Technologien wie Unreal oder Unity – anstatt, wie EA/DICE lange Zeit mit Frostbite, das Rad ständig neu zu erfinden, was enorme Kosten verursacht. Und sie brauchen keine zehn Millionen verkauften Einheiten, um profitabel zu sein, was ihnen die Freiheit gibt, Risiken einzugehen.

 

Risiken, die bei einem 400-Millionen-Dollar-Budget undenkbar wären. Clair Obscur setzt auf rundenbasierte Kämpfe, ein Genre, das viele als Nische betrachten. Blue Prince steckt voller Geheimnisse, die ein Großteil der Spieler vielleicht nie entdecken wird. Split Fiction ist ein reiner Koop-Titel. Sie alle richten sich bewusst an eine spezifische Zielgruppe, anstatt zu versuchen, jedem zu gefallen.

 

Dies führt zu einer interessanten Diskrepanz: Wie im Bloomberg-Artikel erwähnt, feiert das Studio hinter Clair Obscur eine Million verkaufte Einheiten als riesigen Erfolg. Gleichzeitig soll EA intern Dragon Age: The Veilguard (der Nachfolger eines millionenfach verkauften Franchises!) bei ähnlichen Verkaufszahlen als "Scheitern" eingestuft haben. Diese Erwartungshaltung ist direkt an die aufgeblähten Budgets gekoppelt und zeigt das Dilemma, in dem große Publisher stecken.

 

Wert für's Geld: Die Spieler entscheiden

Was bedeutet das für die Investitionsbereitschaft der Spieler? Eine weitere Preissteigerung auf 80 Euro legt die Messlatte für Qualität und Inhalt noch einmal deutlich höher. Sind Spieler bereit, diesen Preis zu zahlen, wenn sie sehen, dass fokussiertere, günstigere Titel teils als innovativer und besser bewertet werden?

 

Die Zeiten von Dedicated Servern, umfassendem Mod-Support oder gar LAN-Partys – Features, die für viele Veteranen untrennbar mit der Identität von Battlefield verbunden waren und dem Spiel eine enorme Langzeitmotivation und Community-Bindung gaben – sind vorbei. An ihre Stelle traten Live-Service-Modelle, Battle Pässe und kosmetische Shops. Für 70 Euro, bald vielleicht 80, muss EA/DICE liefern: Ein Spiel, das technisch einwandfrei startet, über Monate (eher Jahre) stabil und mit sinnvollen Inhalten versorgt wird und das Gefühl vermittelt, sein Geld wirklich wert zu sein – nicht nur ein Grundgerüst für weitere Monetarisierung.

 

Die Konkurrenz schläft nicht, und auch im Shooter-Bereich gibt es immer mehr Nischen- oder Free-to-Play-Titel, die Spieler binden können. Wer 80 Euro verlangt, macht sein Spiel zum Luxusgut. In Zeiten wirtschaftlicher Unsicherheit und bei der schieren Fülle an Unterhaltungsmöglichkeiten (auch außerhalb von Gaming) wird die Entscheidung der Spieler, wofür sie ihr Geld ausgeben, noch selektiver ausfallen.

 

Schlussgedanken: Ein Appell an Fokus und Wert

Die Entwicklung zu immer teureren, immer aufwendigeren AAA-Produktionen, deren Budgets kaum noch einzuspielen sind, scheint nicht nachhaltig. Der Erfolg kleinerer, fokussierterer Titel zeigt einen möglichen Weg auf: Weniger "Bloat", mehr klare Vision und mutiges Gameplay.

 

Für die Zukunft von Battlefield wünsche ich mir als Teil dieser Community, dass EA die richtigen Schlüsse zieht. Nicht zwingend eine Rückkehr zum Indie-Budget, das wäre unrealistisch. Aber vielleicht eine Besinnung auf die Kernstärken der Serie, ein Fokus auf das, was Battlefield einzigartig macht, und der Mut, nicht krampfhaft zu versuchen, jeden Trend mitzunehmen oder jeden Spieler abzuholen. Und vor allem: Ein Preis, der sich durch das gebotene Erlebnis und den Wert für die Community rechtfertigt.

 

Ob der nächste Battlefield-Titel den 80-Euro-Test bestehen kann, wird sich zeigen. Die Zeichen am Markt sind zumindest ein klares Signal: Das alte Modell gerät unter Druck. Es ist Zeit für Anpassung, nicht nur für Preissteigerungen.

 

Was denkt ihr über die Preisentwicklung und den Erfolg der "Budget-Hits"? Lasst es uns in den Kommentaren wissen!