Extraction-Shooter sind eine harte Nuss. Als Nischengenre kämpfen sie um den großen Durchbruch. Bungie, die Macher von Halo und Destiny, treten mit Marathon an, um das zu ändern. Hat ihr neuer Titel, der am 23. September 2025 erscheinen soll, das Zeug dazu, das Genre groß zu machen?

Marathon: Bringt Bungie die Extraction-Shooter am 23. September 2025 endlich in den Mainstream?
 

Die große Frage: Kann Marathon die Extraction-Welle lostreten?

Das Extraction-Genre steht und fällt oft mit einzelnen Leuchtturmprojekten. Die jüngsten Entlassungen bei EA, die auch das renommierte Studio Respawn trafen und Spekulationen über ein eingestelltes Titanfall-Extraction-Projekt befeuerten, zeigen die Risiken deutlich auf. Nun richten sich viele Augen auf Bungies Marathon: Ist das der Titel, der mit seinem bevorstehenden Release dem Genre endlich die verdiente Aufmerksamkeit im Mainstream verschafft?

 

Kurz & Knapp

  • Nische mit Potenzial: Extraction-Shooter fesseln eine treue Fanbase, der große Durchbruch steht aber noch aus.
  • Bungies Trumpfkarte? Marathon, mit Release am 23. September 2025, könnte dank der Expertise der Entwickler zum Genre-Hit avancieren.
  • Titanfall-Gerüchte: Die mögliche Einstellung eines Extraction-Shooters im Titanfall-Universum verdeutlicht die Zurückhaltung der großen Publisher.
  • Koop-Vorbild Helldivers 2: Zeigt eindrucksvoll, wie erfolgreich verwandte Spielkonzepte sein können.
  • September wird entscheidend: Der Launch von Marathon im Herbst gilt als wichtiger Gradmesser für die Zukunft des Genres.

Ein Genre zwischen Hoffnung und hohen Hürden

Die Gaming-Industrie ist konstant in Bewegung, und nicht immer sind es positive Nachrichten, die für Schlagzeilen sorgen. Jüngste Entwicklungen unterstreichen die Herausforderungen, vor denen auch etablierte Studios und ambitionierte Projekte stehen.

 

Marktumfeld und jüngste Rückschläge

Die Nachrichten von Entlassungen bei Electronic Arts, die auch rund 100 Stellen bei Respawn Entertainment umfassten, hallen noch nach. Das Studio hinter Erfolgen wie Apex Legends und den Star Wars Jedi-Spielen soll Gerüchten zufolge an einem dritten Titanfall-Teil gearbeitet haben – einem Extraction-Shooter. Dessen angebliche Einstellung wäre ein herber Schlag für Fans und das Genre, das bisher eher ein Nischendasein fristet. Ein Extraction-Shooter im packenden Universum von Titanfall und Apex Legends hätte durchaus das Zeug zum Massenphänomen gehabt. Wer also, wenn nicht EA, kann die Formel eines "Tarkov-likes" erfolgreich für ein breiteres Publikum adaptieren? Die Antwort könnte uns mit Marathon erwarten.

 

Ein EA-Sprecher kommentierte die Entlassungen bei Respawn mit den branchenüblichen Formulierungen:

"Im Rahmen unserer fortlaufenden Konzentration auf unsere langfristigen strategischen Prioritäten haben wir ausgewählte Änderungen innerhalb unserer Organisation vorgenommen, die Teams effektiver aufeinander abstimmen und Ressourcen zur Förderung zukünftigen Wachstums zuweisen." 

Es sind Worte, die in der Branche aktuell oft zu hören sind und die Debatte um nachhaltige Strukturen in der Spieleentwicklung weiter befeuern.

 

Die Einstellung des gemunkelten Titanfall-Extraction-Shooters hat, verständlicherweise, für Enttäuschung gesorgt. Ein neues Titanfall ist seit Jahren ein Wunschtraum vieler Spieler. Die Gerüchte um einen AAA-Extraction-Shooter rückten aber auch ein Genre in den Fokus, das es bisher schwer hatte, eine signifikante Spielerbasis aufzubauen. Die Diskussionen um das Potenzial dieser noch jungen Gattung sind nun lauter denn je.

 

Marathon: Bungies großer Wurf unter Beobachtung?

Mat Piscatella, Branchenanalyst bei Circana, bringt es gegenüber IGN auf den Punkt:

„Dies ist ein Enthusiasten-Genre, das bisher noch nicht signifikant zum Massenmarkt durchgedrungen ist.“

Mit der Gameplay-Enthüllung von Marathon hat Bungie die Karten auf den Tisch gelegt. Der kommende Extraction-Shooter soll das Genre, so die Hoffnung vieler, endlich massentauglich machen. Zwar gab es kritische Stimmen bezüglich möglicher Plagiate bei Art-Assets, doch das erste Hands-on-Feedback der Presse zeichnet ein überwiegend positives Bild. Das ist kaum verwunderlich, blickt man auf Bungies Erfolgsgeschichte mit Meilensteinen wie Halo und Destiny. Dennoch: Der Markt, in den Marathon im September startet, ist hart umkämpft, und das Extraction-Genre birgt eigene Risiken. Reichen Name und Gunplay-Expertise für den Erfolg? Analysten zeigen sich verhalten optimistisch.

 

Piscatella traut Bungie einiges zu:

„Wenn ich auf einen Entwickler wetten müsste, der dieses Genre dem Massenmarkt zugänglich machen kann, dann wäre es Bungie.“

Was macht einen Extraction-Shooter aus? Bisherige Erfolge und Eigenheiten

Für alle, die mit dem Begriff weniger vertraut sind: Extraction-Shooter mixen PvP- und PvE-Elemente. Kleine Squads landen auf einer Karte, kämpfen gegen KI-Gegner und andere Spieler, sammeln wertvolle Ressourcen und versuchen, mit ihrer Beute zu entkommen. Escape From Tarkov gilt als der Titel, der diese Formel populär gemacht hat – ein gnadenloses Spielerlebnis mit hohem Risiko und hoher Belohnung, das besonders während der Corona-Lockdowns eine beachtliche Community um sich scharte.

 

Seit Tarkov haben sich diverse Studios an dem Genre versucht, mit wechselhaftem Erfolg. Ein herausragendes Beispiel ist Helldivers 2 von Arrowhead Game Studios. Mit seinem satirischen Ton, starkem Community-Fokus und dynamischen In-Game-Events hat es sich eine Sonderstellung erarbeitet. 

 

Wichtig dabei: Helldivers 2 ist ein reiner Koop-Titel und verzichtet auf die nervenaufreibenden PvP-Gefechte, die Escape From Tarkov so fordernd machen. Piscatellas Daten zeigen: Im April war Helldivers 2 das achtmeistgespielte Spiel auf Steam und erreichte Platz 34 auf PlayStation.

 

Helldivers 2 ist der Ausreißerfolg in dieser Gruppe“, analysiert Piscatella. „Im April spielten etwa 9 % der aktiven US-Steam-Nutzer Helldivers 2, während rund 3 % der PS5-Spieler mindestens einmal mit dem Spiel interagierten. Kein anderer [Extraction-Shooter] erreichte mehr als 2,3 % der aktiven Spieler auf irgendeiner Plattform, auf der das jeweilige Spiel gespielt wurde.“

Die Messlatte des Mainstreams und zögerliche Publisher

Diese Zahlen wirken klein im Vergleich zu Genre-Giganten wie Fortnite, Call of Duty oder EA Sports FC. Doch Piscatella betont, dass das Extraction-Genre noch am Anfang steht und großes Potenzial birgt. Es steht vor denselben Hürden wie jedes junge Genre.

 

„Kleine oder sich entwickelnde Genres werden oft erst dann groß, wenn ein Spiel sie dazu macht“, erklärt er. „Das Tanz-/Musik-Genre war eine ziemlich kleine Nische, bis Guitar Hero auftauchte. Konsolen-FPS-Spiele verkauften sich normalerweise überhaupt nicht gut, bis Halo kam. MMOs machten einen relativ kleinen Teil des Marktes aus, bis World of Warcraft zum größten Ding der Welt wurde. Vielleicht schafft Marathon das für Extraction-Shooter. Vielleicht auch nicht. Nichts ist für ein neues Spiel auf dem heutigen Markt garantiert.“

 

Andere bekannte Vertreter des Genres sind Deep Rock Galactic, Hunt: Showdown und das Free-to-Play Delta Force: Hawk Ops. Letzteres erfreut sich seit seinem Start Ende letzten Jahres wachsender Beliebtheit und zählt auf Steam aktuell rund 135.000 Spieler zu Spitzenzeiten. Das ist solide, aber weit entfernt von den Zahlen der Battle-Royale-Platzhirsche. Man muss konstatieren, dass Entscheider in der Industrie oft mit einem Tunnelblick auf die Monetarisierungserfolge von Fortnite, Warzone und PUBG schauen.

Diese Fixierung, so argumentieren Kritiker, führt zu einer gewissen kreativen Stagnation. Die Bereitschaft, Risiken mit unbewiesenen Genres wie Extraction-Shootern einzugehen, sinkt. Dass Call of Duty seinen Ausflug in das Genre auf einen inzwischen eingestellten und wenig unterstützten Modus in Warzone beschränkte, spricht Bände. Marathon stellt somit den ersten wirklich signifikanten AAA-Vorstoß dar, das Genre einem breiten Publikum näherzubringen – eine gewaltige Aufgabe.

 

Herausforderungen für Marathon: Mehr als nur gutes Gunplay

„Dass Bungie der Entwickler ist, garantiert Marathon keineswegs Erfolg“, stellt Piscatella klar. „Damit [es] durchbrechen kann, wäre es sicherlich hilfreich, wenn das Spiel engagierte Fans des Genres für sich gewinnen könnte, damit diese das Spiel bei Familie und Freunden bewerben können.“

 

Die größte Hürde für Marathon ist die relative Unbekanntheit und Komplexität des Extraction-Shooter-Genres für den Durchschnittsspieler. Einsteigerfreundlichkeit wird ein Schlüssel sein. Bungie muss nicht nur bestehende FPS-Spieler abholen, sondern auch langfristig durch fesselndes Gameplay überzeugen.

 

„Es wäre... hilfreich, wenn Marathon einen ansteigenden Lernpfad für Leute hätte, die eher mit den großen FPS-Titeln wie Call of Duty vertraut sind, um den Erstkontakt und die Konversion zu erleichtern“, erläutert Piscatella. „Es müsste auch den Trick 'leicht zu erlernen, schwer zu meistern' beherrschen, den viele Massenmarkt-Hits erfolgreich anwenden.“

 

Letztlich sind dies Herausforderungen, vor denen jedes neue Spiel steht. Der Markt, so Piscatella, ist unberechenbar: „Es ist im Moment ein sehr launischer Markt. Die Leute haben ihre langjährigen Lieblingsspiele, die ständig aktualisiert werden, vertraut sind, erhebliche soziale und monetäre Anreize bieten, und viele dieser Titel sind Free-to-Play oder ohne einen anfänglichen Kaufpreis leicht zugänglich."

Trotz aller Widrigkeiten: Marathon hat das Potenzial, ein wichtiger Lackmustest für die gesamte Branche zu werden. Dass ein Schwergewicht wie Bungie in diesem Marktumfeld auf einen Extraction-Shooter setzt, ist bemerkenswert. Ein Erfolg könnte eine Welle ähnlicher Projekte nach sich ziehen. Faktoren wie Monetarisierung und allgemeine Markttrends spielen ebenfalls eine Rolle, doch Bungie besitzt das Know-how und den Ruf, etwas Besonderes zu schaffen. Und genau das wird nötig sein, um Extraction-Shooter aus ihrer Nische zu befreien. Die Augen der Industrie werden im September gespannt auf den Launch von Marathon gerichtet sein.

 

Eine wegweisende Veröffentlichung steht bevor

Marathon ist mehr als nur ein neues Spiel von Bungie. Es ist ein Hoffnungsträger für ein ganzes Genre. Die Entwickler haben die Chance, mit ihrer Expertise im Shooter-Design und der Strahlkraft ihrer Marke die Extraction-Mechanik einem Millionenpublikum schmackhaft zu machen. Gelingt dies, könnte Marathon nicht nur ein kommerzieller Erfolg werden, sondern auch anderen Entwicklern Mut machen, neue Wege abseits etablierter Formeln zu gehen. Scheitert es, dürfte die Zurückhaltung gegenüber Extraction-Shootern bei großen Publishern eher noch wachsen. Der 23. September 2025 wird zeigen, ob Bungie der große Wurf gelingt.