Berichten zufolge plant Microsoft für die nächste Konsolengeneration eine radikale Änderung: Die Hardware soll als vollwertiger Windows-PC fungieren, inklusive Zugriff auf Steam und Epic Games. Dies hätte massive Auswirkungen auf das Geschäftsmodell und die Multiplayer-Paywall.
Xbox Next-Gen: Windows als Fundament für die Konsole
Die Gerüchte um die zukünftige Ausrichtung der Xbox verdichten sich. Aktuelle Berichte, insbesondere von Windows Central, skizzieren eine Strategie, die die Grenze zwischen Konsole und PC auflösen soll. Das Ziel scheint ein "Premium-Gerät" zu sein, das die native Xbox-Bibliothek mit der Offenheit eines Windows-Gaming-PCs kombiniert.
Kurz & Knapp
- Die nächste Xbox-Hardware soll auf einem vollwertigen Windows-Betriebssystem basieren.
- Dies soll den Zugriff auf alternative PC-Stores wie Steam oder den Epic Games Store ermöglichen.
- Die gesamte native Xbox-Bibliothek (abwärtskompatibel) soll weiterhin lauffähig bleiben.
- Als Konsequenz der PC-Architektur soll die Multiplayer-Bezahlschranke (Game Pass Core) wegfallen.
- Die Software des ASUS ROG Ally dient offenbar als Testfeld für die TV-optimierte Windows-Oberfläche.
- Die Positionierung als "Premium-Gerät" indiziert einen höheren Preispunkt als bisherige Konsolen.
Windows als OS-Basis: Details zur Implementierung
Die technische Umsetzung soll sich von der aktuellen Xbox Series, die auf einem stark angepassten Windows-Kern (XboxOS) läuft, fundamental unterscheiden. Statt eines geschlossenen Systems soll ein vollwertiges Windows zum Einsatz kommen, über das Microsoft eine TV-optimierte Oberfläche legt – die "Xbox Full Screen Experience".
Diese Oberfläche, die man in Ansätzen bereits auf PC-Handhelds wie dem ASUS ROG Ally sieht, soll das gewohnte Konsolen-Gefühl vermitteln. Du hättest jedoch laut den Berichten jederzeit die Option, in eine vollwertige Windows-Desktop-Umgebung zu wechseln.
Dies würde die Installation beliebiger Windows-Software erlauben, einschließlich Konkurrenz-Launchern. Das Abspielen von via Steam erworbenen PC-Titeln – etwa Sonys eigenen PC-Ports wie Ghost of Tsushima – auf einer Xbox-Hardware wäre die logische Konsequenz.
Die Abwärtskompatibilität soll durch die neue, in Kooperation mit AMD entwickelte Hardware sichergestellt werden. Alle Spiele der Xbox Series X/S (und deren kompatible Vorgänger) sollen nativ laufen. Für Entwickler entstünde die Wahl, weiterhin für die Series-Umgebung zu entwickeln oder native Next-Gen-Versionen mit spezifischen Windows-Optimierungen anzubieten.
Die Herausforderung des Windows-Overheads
Die Vision eines offenen Systems bringt bekannte technische Hürden des PC-Gamings mit sich. Windows ist im Kern nicht für ein nahtloses "Plug-and-Play"-Erlebnis im Wohnzimmer optimiert. Microsoft müsste den OS-Overhead minimieren und typische PC-Probleme wie Treiber-Updates, Shader-Kompilierungs-Pausen oder störende System-Pop-ups (etwa der User Account Control, UAC) für den Konsolen-Modus eliminieren.
Die Erfahrungen mit aktuellen PC-Handhelds zeigen, dass diese Integration fehleranfällig ist. Wenn die "Xbox Full Screen Experience" nicht performant und absolut nahtlos funktioniert, droht die Benutzererfahrung hinter die Geschlossenheit einer PlayStation 5 zurückzufallen. Der kolportierte Zeitplan bis 2027 deutet auf die Komplexität dieser Aufgabe hin.
| Feature | Xbox Series X | Next-Gen Xbox (Laut Bericht) |
|---|---|---|
| Ökosystem | Geschlossen (Xbox Store) | Offen (Xbox Store + Windows) |
| PC-Stores | Nein | Ja (Steam, EGS, GOG, etc.) |
| Xbox-Bibliothek | Nativ | Nativ (Volle Abwärtskompatibilität) |
| Multiplayer | Paywall (Game Pass Core/Ultimate) | Voraussichtlich keine Paywall |
| OS | XboxOS (Custom Windows-Kern) | Vollständiges Windows (mit Xbox-Layer) |
Folgen für das Geschäftsmodell: Game Pass und Multiplayer-Gebühren
Die Öffnung des Systems hätte unweigerlich ökonomische Konsequenzen. Die offensichtlichste ist der Wegfall der Multiplayer-Paywall. Es wäre Nutzern kaum zu vermitteln, warum sie für den Xbox-Multiplayer zahlen sollen, wenn sie auf demselben Gerät Steam-Spiele kostenlos online nutzen können.
Dies stellt das aktuelle Modell des Game Pass infrage. Derzeit subventioniert der teurere "Ultimate"-Tarif den Multiplayer-Zugang. Fällt dieser weg, muss Microsoft die Preisstruktur überdenken. Aktuell ist der PC Game Pass günstiger als die Konsolen-Varianten. Es ist denkbar, dass Microsoft die Tarife angleicht oder "Ultimate" durch exklusive Cloud-Streaming-Rechte neu positioniert.
Kosten und Marktstrategie: Ein "Premium"-PC statt Konsole?
Die Bezeichnung als "Premium-Erlebnis" durch Xbox-President Sarah Bond ist ein klarer Hinweis auf die Kosten. Traditionell subventionieren Konsolenhersteller die Hardware durch spätere Software-Verkäufe (30% Anteil). Wenn Du Deine Spiele nun aber vermehrt bei Steam kaufst, wo Valve die Marge erhält, bricht Microsofts Subventionsmodell zusammen.
Ein möglicher Gegenhebel: Microsoft bietet im eigenen PC-Store einen attraktiveren 88/12-Split für Entwickler (statt Steams 70/30). Dies könnte Publisher motivieren, den Xbox-PC-Store zu priorisieren.
Die Strategie ist ambitioniert. Microsoft würde ein Gerät anbieten, das potenziell die größte Spielebibliothek aller Zeiten bündelt. Der Erfolg hängt jedoch maßgeblich davon ab, ob die technische Ausführung die Einfachheit einer Konsole mit der Offenheit eines PCs ohne spürbare Kompromisse verbinden kann.