Während Sony mit der PS5 Verkaufsrekorde bricht, scheint Microsoft die Regeln des Spiels neu schreiben zu wollen. Die Gerüchteküche brodelt: Die nächste Xbox soll die Grenzen zwischen Konsole und PC einreissen, könnte deine Steam-Bibliothek direkt ins Wohnzimmer bringen und dich mehr kosten als jede Konsole zuvor.
Vergiss für einen Moment die Verkaufszahlen. Ja, die PlayStation 5 hat mit über 75 Millionen verkauften Einheiten einen gewaltigen Vorsprung, und ja, die Debatte darüber, ob die Xbox Series X|S nun unter 30 oder doch eher bei 33 Millionen Einheiten liegt, füllt die Foren. Doch während sich viele auf den aktuellen Stand im Konsolenkrieg konzentrieren, plant Microsoft im Hintergrund offenbar einen Schachzug, der das gesamte Spielfeld verändern könnte. Die Zukunft von Xbox liegt vielleicht nicht mehr im Verkauf von Plastikkästen, sondern darin, "Xbox" zu einem Ort zu machen, an dem du spielst – egal auf welcher Hardware.
The Lowdown: Was du wissen musst
- Der Plan B: Die Verkaufszahlen der Series X|S sind nicht berauschend, insbesondere die der Series X. Das zwingt Microsoft zu einem radikalen Umdenken.
- Die PC-Revolution: Die nächste Xbox wird gerüchteweise ein Hybrid-System, das eine Konsole mit einem vollwertigen Windows-PC kreuzt. Steam-Kompatibilität inklusive!
- Game Pass über alles: Der Fokus liegt nicht mehr auf dem Verkauf von Konsolen, sondern darauf, dich ins Game Pass-Ökosystem zu holen. Das ist Microsofts Goldesel und strategischer Kern.
- Der Preis der Zukunft: Die Tage der 500-Euro-Highend-Konsolen sind gezählt. Mach dich auf Preise im Bereich von 700 bis über 1.000 Euro für die nächste Generation gefasst.
Warum die Verkaufszahlen nicht die ganze Geschichte erzählen
Es ist kein Geheimnis, dass Microsoft in dieser Generation den Kürzeren zieht. Doch die eigentliche Geschichte liegt im Detail: Die günstigere, digitale Xbox Series S scheint für den Grossteil der Verkäufe verantwortlich zu sein. Das sagt viel über den Markt aus: Ein grosser Teil der Spieler ist preissensibler geworden und bereit, für einen günstigeren Einstieg auf 4K-Auflösung und physische Medien zu verzichten. Für Microsoft ist das ein klares Signal, dass die Strategie, mit aller Macht eine teure Highend-Konsole in den Markt zu drücken, an ihre Grenzen stösst.
Gleichzeitig wird hinter den Kulissen umgedacht. Die Series X soll mittlerweile profitabel sein, das heisst, das Unternehmen verliert kein Geld mehr mit jeder verkauften Einheit. Das ist der erste Hinweis darauf, dass sich die Strategie ändert: Weg von subventionierter Hardware, hin zu einem nachhaltigen Geschäftsmodell, bei dem die Software und die Dienste das Geld verdienen.
Die Zukunftsvision: Eine Box für alles
Und dieses Geschäftsmodell könnte spektakulär aussehen. Stell dir eine Konsole vor, die auf Knopfdruck zu einem vollwertigen PC wird. Eine Maschine, die nicht nur für die neuesten Xbox-Blockbuster optimiert ist, sondern dir auch vollen Zugriff auf Steam, den Epic Games Store und alles andere gibt, was die PC-Welt zu bieten hat.
Das ist der Kern der Gerüchte rund um die nächste Xbox. Microsoft könnte sich vom reinen Hardware-Hersteller zum Lizenzgeber entwickeln und eine "Xbox"-Referenzplattform schaffen, ähnlich wie NVIDIA es mit seinen "Founders Edition"-Grafikkarten tut. Dell, Razer oder andere könnten dann ihre eigenen, vom Werk aus optimierten "Xbox-PCs" bauen.
Dieser Schritt wäre eine direkte Folge der gigantischen Übernahme von Activision Blizzard King. Um diese Investition zu rechtfertigen, müssen Call of Duty, Diablo und Co. auf so vielen Bildschirmen wie möglich laufen. Eine offene Plattform ist dafür der logische Weg.
Get Ready for the 800-Euro-Console
Dieser Wandel wird allerdings seinen Preis haben. Die Ära, in der man für 500 Euro eine brandneue Highend-Konsole bekam, ist vorbei. Die Gründe dafür sind vielschichtig. Zum einen steigen die Kosten für fortschrittliche Komponenten wie Chips und schnelleren Arbeitsspeicher. Zum anderen ist das Modell, Hardware mit Verlust zu verkaufen und auf Software-Verkäufe zu hoffen, in einem stagnierenden Konsolenmarkt nicht mehr tragbar. Leaker und Analysten sind sich einig: Die nächste Generation wird teuer. Die Schätzungen reichen von 700 bis 900 Euro, einige spekulieren sogar über eine Schallmauer von 1.000 Euro.
Bevor du jetzt aber panisch wirst, überlege kurz: Viele von uns zücken alle zwei Jahre bereitwillig über 1.200 Euro für ein neues iPhone oder ein anderes Flaggschiff-Smartphone. Im Vergleich dazu erscheint ein Preis von 800 Euro für eine spezialisierte Gaming-Maschine, die für die nächsten fünf bis sieben Jahre die Speerspitze der Technik darstellen soll, in einem ganz anderen Licht. Microsoft und Sony wetten darauf, dass sich die Wahrnehmung von "teuer" verschoben hat und engagierte Gamer bereit sind, für ihr Hobby einen Premium-Preis zu zahlen.
Der Haken an der Sache
Klingt alles nach einer schönen neuen Welt? Es gibt einen potenziellen Stolperstein, und er ist hausgemacht: der Microsoft Store und die Xbox App auf dem PC. Jeder, der versucht hat, darüber Spiele zu verwalten, kennt den Schmerz: langsame Downloads, fehlerhafte Synchronisationen, eine unübersichtliche Benutzeroberfläche und allgemeine Instabilität. Wenn Microsoft die PC-Spieler wirklich überzeugen will, muss hier eine grundlegende Überarbeitung stattfinden, die auf dem Niveau von Steam agiert. Ansonsten bleibt die beste Hybrid-Hardware nur eine gute Idee mit mangelhafter Ausführung.
The Road Ahead
Microsoft steht vor einem "Alles oder Nichts"-Moment. Das Unternehmen ist dabei, die Idee eines geschlossenen Konsolen-Ökosystems über Bord zu werfen und eine offene, PC-zentrierte Zukunft anzusteuern, die vom Game Pass angetrieben wird. Gelingt der Coup, könnte Xbox die Gaming-Landschaft für immer verändern und den Konsolenkrieg für irrelevant erklären. Scheitert es jedoch an der technischen Umsetzung oder der Akzeptanz der neuen, hohen Preise, könnte es der letzte Nagel im Sarg der Xbox als ernstzunehmende Konsolenmarke sein.
Eines ist sicher: Die nächsten Jahre werden für Gamer extrem spannend – und potenziell teuer.