Mit dem Release von Borderlands 4 am 12. September steht der nächste große Looter-Shooter in den Startlöchern. Doch wie hebt sich der Titel von seinem kontrovers diskutierten Vorgänger ab? Die Analyse der 15 größten Unterschiede zeigt eine fundamentale Neuausrichtung, die von Gameplay-Mechaniken über das Weltdesign bis hin zum Endgame reicht.
Borderlands 4 im Detail: Eine Abkehr von Teil 3
Der bevorstehende Launch von Borderlands 4 am 12. September für Xbox Series X/S, PS5 und PC (die Version für Switch 2 folgt am 3. Oktober) wirft eine Frage auf: Welche Lehren hat Gearbox aus dem gespaltenen Echo auf Borderlands 3 gezogen? Die Antwort darauf ist keine einfache Iteration, sondern eine umfassende Überarbeitung bekannter Systeme. Die Änderungen sind tiefgreifend und betreffen nahezu jeden Aspekt des Spiels, von der Tonalität der Erzählung bis hin zu den Kernmechaniken des Kampfes und der Charakterprogression.
Kurz & Knapp
- Ernsterer, düsterer Ton im Vergleich zum Vorgänger.
- Nahtlose Welt ohne Ladebildschirme zwischen den Zonen.
- Massiv erweiterte Mobilität mit Grapple Hook und Doppelsprung.
- Deutlich größere Skill-Trees für tiefere Charakteranpassung.
- Überarbeitetes Endgame mit der Rückkehr des Ultimate Vault Hunter Mode.
- Vollständiges Cross-Play zwischen allen Plattformen zum Launch.
Ton & Welt: Ein düsterer, nahtloser Planet
Eine der spürbarsten Anpassungen betrifft die Atmosphäre. Die Entwickler räumten ein, dass Borderlands 3 in seinen schwächsten Momenten zur Selbstparodie neigte. Borderlands 4 verfolgt einen geerdeteren, ernsteren Ton. Der Humor ist nicht verschwunden, wird aber gezielter eingesetzt. Anstelle einer Flut von Memes soll die Erzählung eine düsterere Grundstimmung erhalten.
Dieser neue Ansatz spiegelt sich auch im Design der Welt wider. Kairos, der neue Planet, ist keine Ansammlung getrennter Karten mehr. Der Übergang zwischen den Zonen erfolgt nahtlos und ohne Ladebildschirme. Dies fördert ein Gefühl von zusammenhängender Erkundung, obwohl es sich nicht um eine klassische Open World handelt. Die Welt selbst ist dynamischer gestaltet. Zufällige Ereignisse im Stil von Destiny, Weltbosse und diverse Aktivitäten bevölkern die vier bekannten Regionen. Ein weiterer Komfortgewinn: angenommene Nebenquests müssen nicht mehr beim ursprünglichen Auftraggeber abgegeben werden.
Gameplay-Fundament: Bewegung, Kampf und Waffenarsenal
Die in Borderlands 3 eingeführten Mobilitätsverbesserungen werden in Borderlands 4 konsequent ausgebaut. Zu den bekannten Manövern wie dem Rutschen gesellen sich Gleiten, ein Doppelsprung, das Erklimmen von Kanten und sogar die Fähigkeit zu schwimmen. Ein zentrales neues Werkzeug ist der Grapple Hook. Mit diesem lassen sich nicht nur Distanzen überbrücken, sondern auch explosive Fässer greifen und auf Gegner schleudern. Die Fortbewegung auf Kairos wird durch den überall herbeirufbaren Digirunner und die Silos, Katapulte für weite Gleitflüge, erleichtert.
Eine fundamentale Änderung im Kampf ist der dedizierte Ordnance-Slot. Granaten und Raketenwerfer belegen keinen der vier Waffen-Slots mehr. Stattdessen erhalten sie, zusammen mit anderen schweren Waffen und den neuen Wurfmessern, einen eigenen Platz im Arsenal. Der Clou: Diese Waffen benötigen keine Munition mehr und können somit häufiger taktisch eingesetzt werden.
Das Waffenarsenal selbst wird ebenfalls umstrukturiert. Von den neun Herstellern aus dem Vorgänger sind acht verblieben. Hyperion, Children of the Vault und Atlas wurden entfernt. Dafür treten drei neue Konzerne auf den Plan:
- Order: Fokussiert auf aufgeladene Schüsse mit erhöhtem Munitionsverbrauch.
- Ripper: Vollautomatische Waffen, die eine kurze Anlaufzeit benötigen.
- Daedalus: Nutzt verschiedene Munitionstypen.
Obwohl die Anzahl der Hersteller sinkt, steigt die Vielfalt der generierten Waffen exponentiell. Wurde Borderlands 3 noch mit über einer Milliarde Waffen beworben, soll Borderlands 4 durch prozedurale Generierung und kombinierbare Herstellerteile auf über 30 Milliarden Variationen kommen.
Charakterentwicklung & Endgame: Tiefe statt Breite
Die Skill-Trees der Kammerjäger erfahren die vielleicht größte Revolution. Offiziellen Angaben zufolge sind die Fähigkeitsbäume in Borderlands 4 größer als die von Borderlands 2 und 3 zusammen. Jeder Charakter verfügt über eine enorme Anzahl an passiven Boni – einer der neuen Kammerjäger, der Forgeknight, allein besitzt 87, während der Durchschnitt bei circa 80 liegt. Dies verspricht eine bisher unerreichte Tiefe in der Charakteranpassung.
Das Endgame wurde ebenfalls von Grund auf überdacht. Der aus Borderlands 2 bekannte Ultimate Vault Hunter Mode kehrt zurück, jedoch nicht als reines New Game Plus. Stattdessen ist er ein Post-Kampagnen-Modus mit fünf freischaltbaren Schwierigkeitsgraden und kuratierten Missions-Herausforderungen, um im Rang aufzusteigen. Jeder Rang schaltet eine neue "Firmware" frei, die Set-Boni für Ausrüstung gewährt. Diese können einmalig auf ein neues Item übertragen werden, wobei das Original zerstört wird. So bleibt auch Endgame-Loot relevant. Ergänzt wird dies durch:
- Weekly Wildcards: Herausfordernde Missionen mit garantierten legendären Belohnungen.
- Wöchentliche Bosse: Spezialgegner mit erhöhten Dropraten.
- Maurice’s Black Market Machine: Ein wandernder Händler mit hochwertiger Ausrüstung.
Eine Aussage von Gearbox CEO Randy Pitchford unterstreicht den Fokus auf die Schwierigkeit der Bosskämpfe. Er sei "ein wenig nervös", da einige Begegnungen "herausfordernder" seien. Das Team habe “die Herausforderungen stark vorangetrieben, besonders bei den Bossen und ihren Mechaniken.”
Quality of Life & Technische Aspekte
Auch bei den Komfortfunktionen gibt es gezielte Verbesserungen. Eine der meistdiskutierten ist der separate Lautstärkeregler für Claptrap. Wer den Roboter als störend empfindet, kann ihn nun leiser oder ganz stumm schalten.
Eine mutige Design-Entscheidung ist der Verzicht auf eine Minikarte. Die Navigation auf Kairos erfolgt ausschließlich über einen Kompass und die Hauptkarte. ECHO-4 dient als Wegweiser zu Zielen. Für den Kampf kann optional ein Kampfradar aktiviert werden, um die Übersicht zu behalten. Um das Farmen von Bossen zu vereinfachen, führt Gearbox "Moxxi’s Big Encore Machine" ein, mit der Bosskämpfe und Missionen direkt wiederholt werden können, ohne das Spiel neuladen zu müssen.
Was die Multiplayer-Funktionen betrifft, so wird Cross-Play zum Launch für PS5, Xbox Series X/S, PC und Switch 2 verfügbar sein. Ein SHiFT-Account ist dafür Voraussetzung. 2-Spieler-Splitscreen wird auf PS5 und Xbox Series X|S unterstützt, jedoch nicht auf PC oder Switch 2. Eine offizielle Bestätigung für Cross-Progression, also die Übertragung von Speicherständen zwischen Plattformen, steht noch aus.
The Bottom Line
Borderlands 4 positioniert sich als eine durchdachte und umfassende Antwort auf die Kritik an Borderlands 3. Die Entwickler haben nicht nur an einzelnen Stellschrauben gedreht, sondern Kernaspekte wie Weltdesign, Charakterprogression und Endgame-Struktur fundamental überarbeitet. Die Abkehr vom überbordenden Meme-Humor hin zu einem ernsteren Ton, kombiniert mit nahtloser Erkundung und einem deutlich komplexeren Skill-System, deutet auf ein Spiel hin, das auf langfristige Motivation und spielerische Tiefe ausgelegt ist. Es bleibt abzuwarten, ob die Summe dieser Teile eine kohärentere und letztlich befriedigendere Erfahrung schafft als sein Vorgänger.