Die Spielerzahlen von Borderlands 4 auf Steam sind seit dem Launch-Wochenende deutlich zurückgegangen. Eine Analyse der Situation zeigt jedoch, dass dies mehrere Gründe hat und nicht zwingend ein negatives Zeichen für den Erfolg des Spiels ist.
Kaum einen Monat nach dem Release sorgt Borderlands 4 für hitzige Debatten. Im Zentrum der Diskussion stehen die auf Steam um über 85% gefallenen Spielerzahlen seit dem Spitzenwert von über 300.000 gleichzeitigen Nutzern am ersten Wochenende. Diese Entwicklung wird von einigen als Zeichen eines scheiternden Spiels interpretiert, doch eine genauere Betrachtung der Umstände ist erforderlich.
Kurz & Knapp
- Spielerzahlen: Die Zahl der gleichzeitigen Spieler auf Steam sank von einem Peak von über 300.000 auf aktuell durchschnittlich unter 90.000.
- Kein Live-Service: Borderlands 4 ist primär ein story-basiertes Koop-Spiel, dessen Spielerzahlen nach Abschluss der Kampagne naturgemäss sinken.
- Kritik am Endgame: Ein Mangel an tiefgreifenden und motivierenden Endgame-Inhalten wird von vielen Veteranen als Hauptgrund für die Spielpause genannt.
- Technische Probleme: Anhaltende Performance-Probleme und Bugs haben zum Launch ebenfalls Spieler frustriert und zum Rückgang beigetragen.
- Gegenmassnahmen: Gearbox reagiert mit einer Rabattaktion und einer klaren Roadmap für neue, kostenlose und kostenpflichtige Inhalte, um Spieler zurückzuholen.
- Verkaufszahlen: Trotz des Spielerrückgangs deuten die initialen Peak-Zahlen auf starke Verkaufszahlen und einen kommerziellen Erfolg hin.
Einordnung der Spielerzahlen: Kein zweites Destiny
Der fundamentale Unterschied zwischen Borderlands 4 und einem echten Live-Service-Spiel wie Destiny 2 ist entscheidend für die Bewertung der aktuellen Situation. Während letzteres auf eine konstant hohe Spielerbasis für seine Ökonomie und Aktivitäts-Playlisten angewiesen ist, liegt der Fokus bei Borderlands traditionell auf der Kampagne und dem kooperativen Erlebnis.
Ein Rückgang der Spielerzahlen nach dem Abschluss der Hauptstory ist für ein Spiel wie Borderlands 4 nicht nur normal, sondern erwartbar. Die Peak-Spielerzahlen zum Launch sind hier der relevantere Indikator für den Verkaufserfolg, und mit über 300.000 Spielern allein auf Steam hat Borderlands 4 seine Vorgänger deutlich übertroffen. Ein historischer Vergleich zeigt auch, dass Borderlands 2 nach dem Abflauen der ersten Welle erst durch DLCs wieder signifikante Spieler-Spikes erlebte.
Das Endgame-Dilemma und technische Hürden
Trotz der prinzipiellen Normalität des Rückgangs gibt es hausgemachte Faktoren, die diesen beschleunigen. Die Kritik am Umfang und Design des Endgame-Contents ist laut. Viele erfahrene Spieler, die die Kampagne bereits abgeschlossen haben, finden in den wöchentlichen "Wildcard Missions" oder "Big Encores" nicht die nötige Langzeitmotivation. Es fehlt an herausfordernden Inhalten wie den aus früheren Teilen bekannten Raid-Bossen oder Trials, die als ultimatives Ziel für die Charakter-Optimierung dienen könnten.
Zusätzlich belasteten zum Start technische Probleme das Spielerlebnis. Berichte über Performance-Einbrüche, Abstürze und diverse Bugs führten zu "Grösstenteils Negativen" Reviews auf Steam und haben zweifellos einen Teil der Spielerschaft frustriert. Gearbox hat hierzu bereits einen offiziellen Issue Tracker eingerichtet und arbeitet an Lösungen, doch der anfängliche Schaden für die Spielerbindung ist nicht zu unterschätzen.
Rabattaktion und DLCs
Gearbox' Reaktion auf die Entwicklung ist mehrgleisig und erkennbar strategisch. Aktuell wird das Spiel auf allen Plattformen mit einem 20% Rabatt angeboten. Diese Aktion, die bis zum 20. Oktober läuft, ist gezielt vor dem Start der ersten grossen Inhalts-Updates platziert.
Mit dem kostenlosen saisonalen Event "Horrors of Kairos", das vom 23. Oktober bis zum 6. November läuft, und dem ersten kostenpflichtigen "Bounty Pack 1: How Rush Saved Mercenary Day" am 20. November stehen die nächsten Anreize für eine Rückkehr der Spieler bereits fest. Diese Kombination aus Preisnachlass und neuer Inhalte ist ein klassischer Ansatz, um eine zweite Welle an Spielern zu aktivieren und die existierende Basis mit frischem Content zu versorgen. Langfristig ist zudem die Einführung von "Invincible"-Bossen bestätigt, was direkt auf die Endgame-Kritik der Community eingeht.