Es gibt wenige Dinge im Leben, die so zuverlässig die Seele aushöhlen wie ein Ladebildschirm. Du kennst diesen leeren Moment, in dem dir das Spiel einen Tipp anzeigt, den du schon vor hunderten von Spielstunden verinnerlicht hast, während im Hintergrund die Festplatte ächzt. Gearbox will diesem Zustand nun offenbar ein Ende setzen und verspricht für Borderlands 4 nicht weniger als eine riesige, nahtlose Welt auf einem brandneuen Planeten namens Chyros.
Ein Planet ohne Türen (und Geduldspausen)
Also, fangen wir mit dem Elefanten im Raum an: eine Borderlands-Welt ohne Ladezonen. Das ist in etwa so, als würde man einem Claptrap das Reden verbieten - konzeptionell interessant, aber man fragt sich, wie das in der Praxis aussehen soll. Laut Gearbox ermöglichen neue Technologien und die potentere Hardware der aktuellen Generation endlich die Erkundung eines ganzen Planeten am Stück. Stell dir vor, du fährst mit einem Outrunner von den Canyons direkt in eine Sumpflandschaft und dann in eine Stadt, ohne dass dir ein Ladebalken den Tag verdirbt.
Damit du in dieser neuen, vertikaleren Welt nicht wie ein lemmingartiger Psycho von jeder Klippe stürzt, hat man dir auch gleich neue Bewegungsmöglichkeiten in die Hand gedrückt. Ein Doppelsprung und die Fähigkeit, von Klippen zu gleiten, sollen die Erkundung zu einer flüssigeren Angelegenheit machen. Das klingt für mich danach, als hätte jemand bei Gearbox eine Menge Breath of the Wild oder Just Cause gespielt und sich gedacht: "Das, aber mit mehr Wummen." Und ganz ehrlich, das ist eine Schlussfolgerung, mit der ich sehr gut leben kann.
Mehr ist mehr, aber jetzt mit Markennamen
Wenn Borderlands eines kann, dann ist es "mehr". Mehr Waffen, mehr Explosionen, mehr schreiende Irre. Borderlands 4 scheint diese Philosophie auf die Spitze zu treiben, insbesondere bei den Skill-Bäumen. Es soll mehr Skill-Optionen pro Charakter geben als in Borderlands 2 und 3 zusammen. Das ist eine fast schon absurde Ansage. Anhand der neuen Sirene Vex wurde demonstriert, wie radikal unterschiedlich sich derselbe Charakter spielen lassen soll, je nachdem, wie du deine Punkte in die komplexen Talentbäume investiert.
Aber die wahre Anarchie, das glorreiche Chaos, scheint im neuen Waffensystem zu lauern. Gearbox nennt es "Licensed Parts". Stell es dir so vor: Waffenhersteller können ihre Kerntechnologien jetzt an andere Firmen lizenzieren. Das bedeutet, du könntest eine Maliwan-Sniper finden, die aber mit der Zielverfolgungstechnologie von Atlas ausgestattet ist. Oder eine Tediore-Waffe, die beim Nachladen nicht einfach explodiert, sondern vielleicht... nun ja, etwas anderes Verrücktes tut. (Stell dir eine Tediore-Waffe vor, die nach dem Wurf Atlas-Suchgeschosse verschießt. Das ist Blasphemie. Wundervolle, glorreiche Blasphemie.)
Das Potenzial für unvorhersehbare Synergien und absolut kaputte Waffen-Kombinationen ist schlichtweg gigantisch. Es riecht aber auch verdächtig nach einer Balancing-Herausforderung, die selbst den erfahrensten Entwickler in den Wahnsinn treiben könnte - was für uns Spieler ja meistens die unterhaltsamste Phase eines Spiels ist.
Gearbox verspricht außerdem einen knackigeren Schwierigkeitsgrad, vor allem bei Bossen und im Endgame. Gleichzeitig soll der RPG-Kern erhalten bleiben: Wenn dir ein Gegner auf die Nerven geht, kannst du jederzeit losziehen, ein paar Level grinden und als gottgleiche Tötungsmaschine zurückkehren. Das ist der Borderlands-Loop, wie wir ihn kennen und lieben. Randy Pitchford ist sich jedenfalls sicher, das "beste Borderlands" aller Zeiten zu entwickeln. Aber gut, das sagen Entwickler ja irgendwie immer.
Letztendlich ist die Frage nicht, ob Borderlands 4 größer wird. Das wird es zweifellos, die Zahlen sprechen für sich. Die spannende Frage ist, ob all diese neuen Systeme, die nahtlose Welt und die Frankenstein-Waffen am Ende zu einem sinnvolleren und abwechslungsreicheren Erlebnis führen.
Aber was meinst du? Ist das die Formel, die Borderlands wieder an die Spitze des Loot-Shooter-Berges katapultiert, oder nur mehr vom selben, jetzt eben ohne Ladebalken?