Christian Buhl, Studio Technical Director bei Ripple Effect, hat in einem Interview mit ComicBook.com bestätigt, dass Battlefield 6 zum Start und in absehbarer Zukunft kein Ray Tracing unterstützen wird. Die offizielle Begründung lautet, man wolle sich voll und ganz auf die Performance für die breite Masse der Spieler konzentrieren. Damit bricht die Serie mit einer langen Tradition, die technologische Speerspitze im Shooter-Genre sein zu wollen.

 

 

tldr: Battlefield 6 verzichtet auf Ray Tracing, um eine stabile und breitentaugliche Performance zu gewährleisten. Die Entwickler nennen die Optimierung als oberste Priorität, was jedoch Fragen zur Leistungsfähigkeit der Frostbite-Engine und der generellen technischen Ausrichtung der Serie aufwirft.

Performance über Pomp

Die Aussage von Christian Buhl ist unmissverständlich und lässt wenig Raum für Interpretation:

„Nein, wir werden zum Launch des Spiels kein Ray Tracing haben, und wir haben auch keine Pläne dafür in der nahen Zukunft. […] Wir wollten sicherstellen, dass all unsere Anstrengungen darauf ausgerichtet sind, das Spiel für die Standardeinstellungen und die Standardnutzer so [optimiert] wie möglich zu machen.“

Zur schnellen Auffrischung: Ray Tracing ist eine Render-Technik, die das physikalische Verhalten von Lichtstrahlen simuliert, was zu extrem realistischen Schatten, Spiegelungen und globaler Beleuchtung führt. Es ist aber auch ein notorischer Fresser von Rechenleistung. Die Entscheidung, diese Technologie vorerst komplett zu ignorieren, ist also ein klares Bekenntnis zu hohen und vor allem stabilen Bildraten, selbst auf Hardware, die nicht mehr zur absoluten Oberklasse gehört. Man will offensichtlich vermeiden, die Spielerschaft durch hohe technische Hürden zu fragmentieren. Das ist auf dem Papier sicherlich ein sinnvoller Ansatz für einen Titel, der auf massive Spielerzahlen angewiesen ist.

Ein bekanntes Muster?

Erinnerst du dich noch an den visuellen Sprung von Battlefield: Bad Company 2 zu Battlefield 3? Oder an die Zerstörungsphysik, die damals Maßstäbe setzte? Battlefield war über Jahre hinweg die Marke, die nicht nur spielerisch, sondern auch technisch zeigte, was auf dem PC möglich ist. Dieser Anspruch scheint nun einer pragmatischeren Philosophie gewichen zu sein. 

Diese Strategie ist nicht neu. Auch der große Konkurrent, Call of Duty: Black Ops 6, verzichtete im letzten Jahr zum Launch auf die Strahlenverfolgung und schob Performance in den Vordergrund. In einem Genre, in dem Millisekunden über Sieg oder Niederlage entscheiden, ist eine butterweiche Bildrate eben mehr wert als die fotorealistische Spiegelung einer Explosion in der verregneten Fensterscheibe eines Panzers. Dennoch schmerzt es ein wenig, eine Serie, die einst für ihre grafische Opulenz bekannt war, nun auf dem Pfad der visuellen Bescheidenheit wandeln zu sehen. Ein weiteres technisches Detail, das in eine ähnliche Richtung zielt, ist der Einsatz von EAs "Javelin" Anti-Cheat, dessen Anforderung von Secure Boot effektiv Nutzer von Linux-basierten Systemen wie dem Steam Deck ausschließt – auch hier wird zugunsten einer (vermeintlichen) Kernfunktion eine potenzielle Nutzergruppe außen vor gelassen.

Die Frostbite-Frage

Man kann die offizielle Begründung – Performance für alle – durchaus als vernünftig und spielerfreundlich ansehen. Gleichzeitig drängt sich aber die Frage auf, ob hier nicht eine technische Notwendigkeit als Tugend verkauft wird. Die Frostbite-Engine, einst das technologische Wunderpferd von DICE, gilt in der Branche seit Jahren als notorisch schwer zu bändigen, insbesondere wenn es um die Implementierung neuer Features geht, für die sie ursprünglich nicht konzipiert wurde.

 

Es ist denkbar, dass die Integration von Ray Tracing in die bestehende Architektur der Engine einen Entwicklungsaufwand erfordert hätte, der in keinem Verhältnis zum wahrgenommenen Nutzen für ein schnelles Multiplayer-Spiel steht. Während Engines wie die Unreal Engine 5 moderne Features wie Ray Tracing (oder dessen Software-Äquivalente wie Lumen) fast schon modular anbieten, scheint Frostbite hier mehr Handarbeit und tiefgreifende Eingriffe zu erfordern. 

Letztendlich stellt sich die Frage: Ist ein Battlefield, das auf sehr vielen Systemen flüssig läuft, aber visuell nicht mehr die Referenz darstellt, noch das Battlefield, für das wir die Serie einst bewundert haben? Oder ist genau das der richtige Weg in einer Zeit, in der stabile 144 FPS für die Community mehr zählen als die perfekte Spiegelung in einer digitalen Pfütze?

 

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