Battlefield 6: Wer hätte das gedacht? 😂 Leaks waren einkalkuliert – "Feedback um jeden Preis"
Ripple Effect wusste, dass 'alles' aus den geheimen Tests zu Battlefield 6 an die Öffentlichkeit gelangen würde. Warum die Entwickler dieses Risiko bewusst eingingen und wie die Flut an Leaks “unbeabsichtigt” zu einem mächtigen Marketing-Instrument wurde.
Battlefield 6 Leaks: Ein kalkuliertes Risiko für besseres Gameplay
In der Spielebranche gelten Leaks gemeinhin als Gift für die Entwicklung und das Marketing. Entwickler investieren erhebliche Ressourcen, um vorzeitige Informationslecks zu verhindern. Für das kommende Battlefield 6 wählte das Studio Ripple Effect (ehemals DICE LA) jedoch einen radikal anderen und risikoreichen Weg: Man nahm die Leaks nicht nur in Kauf, man kalkulierte sie fest ein.
Kurz & Knapp
- Strategie: Die Entwickler von Ripple Effect priorisierten Spieler-Feedback über strikte Geheimhaltung.
- Eingeständnis: Man war sich vollkommen bewusst, dass "alles" aus den internen Playtests leaken würde.
- Aussage: Technical Director Christian Buhl bezeichnete das Feedback als essenziell – es musste "um jeden Preis" eingeholt werden.
- Ursprung der Leaks: Die meisten Informationen stammten aus dem geschlossenen Testprogramm "Battlefield Labs".
- Kalkül: Das Risiko wurde als notwendiger Preis für authentische Spieldaten und Telemetrie akzeptiert.
- Nebeneffekt: Die Leaks fungierten als eine der authentischsten und effektivsten Marketing-Kampagnen des Jahres.
Feedback um jeden Preis: Die bewusste Entscheidung gegen Geheimhaltung
In einem Interview erklärte Christian Buhl, Technical Director bei Ripple Effect, die strategische Entscheidung, die vor rund zwei Jahren getroffen wurde. Das Team stand vor einer fundamentalen Wahl: Maximale Anstrengungen unternehmen, um Leaks zu verhindern, oder das Spiel so oft wie möglich in die Hände von echten Spielern geben, um wertvolle Daten zu sammeln. Die Entscheidung fiel eindeutig aus.
"Wir haben eine sehr bewusste Entscheidung getroffen, dass wir eine starke Tendenz dazu haben werden, Dinge vor die Spieler zu bringen und ihr Feedback zu bekommen, auch wenn wir wussten, dass Dinge leaken würden." - Christian Buhl, Technical Director, Ripple Effect
Buhl führte weiter aus, dass er intern in einer Präsentation die rhetorische Frage stellte: "Was wird leaken?" Seine Antwort war schlicht: "Alles." Das Studio wollte keine Leaks, aber die Notwendigkeit, echtes Feedback, reale Telemetriedaten und ein Gefühl für das Spielerverhalten zu bekommen, war von übergeordneter Bedeutung. Dieser Input musste "um jeden Preis" gesichert werden, selbst wenn dieser Preis die vollständige Aufgabe der Geheimhaltung war.
Wenn Leaks zum besten Marketing werden
Während die Entwickler die Leaks als notwendiges Übel für die Qualitätssicherung ansahen, trat ein bemerkenswerter und äußerst positiver Nebeneffekt zutage. Die stetige Flut an Gameplay-Clips, Karten-Layouts und Informationen aus den "Battlefield Labs" sorgte in der Community für einen anhaltenden Hype, den eine durchgeplante Marketing-Kampagne kaum hätte erreichen können.
Der Grund dafür liegt in der Authentizität. Ein geleakter Gameplay-Clip, vielleicht unpoliert und mit sichtbaren Platzhaltern, wirkt auf die Kern-Community echter und glaubwürdiger als ein perfekt inszenierter Hochglanz-Trailer. Er zeigt das Spiel in seinem tatsächlichen Zustand und generiert Diskussionen und Vorfreude auf einer ganz anderen Ebene.
Diese von den Entwicklern einkalkulierte Transparenz, auch wenn sie unfreiwillig erschien, hat das Interesse am Spiel konstant hochgehalten. In einer Zeit, in der Spieler von polierten Marketing-Botschaften übersättigt sind, könnte sich die riskante Strategie von Ripple Effect als cleverer Schachzug erwiesen haben. Besser, die Community diskutiert enthusiastisch über geleakte Inhalte, als dass sie ein Spiel mangels greifbarer Informationen ignoriert.
Bottom Line
Für uns ist diese Aussage der Entwickler keine Überraschung und war im Grunde ab der ersten Minute der öffentlichen Playtests ein offenes Geheimnis. Die bewusste Entscheidung, Feedback über Geheimhaltung zu stellen, ist nachvollziehbar. Es entsteht jedoch eine gewisse Dissonanz, wenn diese progressive Haltung der Entwickler auf die oft rigide Vorgehensweise des Publishers trifft.
Während ein Studio also Leaks als notwendigen Preis für Qualität ansieht, ist es in der Branche nicht unüblich, dass die Rechtsabteilungen der Konzerne gleichzeitig mit Copyright-Strikes und Takedown-Notices gegen genau jene Inhalte vorgehen. Und so dürft ihr euch nicht wundern, dass viele Artikel zu BF6 bei bfcom.eu leider schon wieder offline sind.
Diese zwei Gesichter – das transparente der Entwickler und das restriktive des Publishers – gehören zur Realität der modernen Spieleentwicklung.