Call of Duty: Panik im Elfenbeinturm? Activision entdeckt plötzlich sein Herz (oder die sinkenden Umsätze).
"Wir wissen, was ihr erwartet" – Der Bettelbrief an die Enttäuschten
Der Tonfall ist neu. Fast schon unterwürfig gibt das CoD-Team zu, dass die Franchise "für einige von euch die Erwartungen nicht vollständig erfüllt hat". Übersetzt aus dem PR-Latein bedeutet das wohl: "Unsere Daten zeigen, dass ihr massenhaft abwandert, und die Aktionäre werden nervös."
Man verspricht nun "Exzellenz" und will in Zukunft sogar "überliefern". Klingt fantastisch – wenn man ignoriert, dass genau das eigentlich schon zum Launch für 80 Euro hätte passieren sollen.
Kurz & Knapp: Die PR-Offensive
- Das Eingeständnis: Man gibt zähneknirschend zu, dass die Community zurecht sauer ist.
- Der Köder: Nächste Woche gibt es eine kostenlose Testphase (MP & Zombies) inklusive Double XP. Bitte kommt zurück, die Lobbys sind leer.
- Die Strategie-Kehrtwende: Es wird keine "Back-to-Back"-Releases mehr geben. Endlich Zeit zum Durchatmen – oder Zeit für teurere DLCs?
- Das Versprechen: "Bedeutungsvolle Innovation" statt nur inkrementelle Updates. Wir glauben es, wenn wir es sehen.
1. Ein "Geschenk" aus Verzweiflung: Die kostenlose Testwoche
"Es ist eine Sache, wenn wir es sagen, aber wichtiger ist, dass ihr es selbst beurteilt", schreibt das Team. Wie großzügig.
Nächste Woche öffnen sich die Tore für eine kostenlose Testphase von Multiplayer und Zombies, garniert mit Double XP.
Man könnte es Nächstenliebe nennen. Aber: Es ist ein verzweifelter Versuch, die Spielerzahlen ("Engagement Metrics") künstlich aufzupumpen, damit der Quartalsbericht nicht ganz so düster aussieht. Wer das Spiel bisher nicht gekauft hat, roch den Braten wohl schon früher. Jetzt darf man kostenlos testen, ob die Patches das Spiel wirklich gerettet haben – oder ob man nur Kanonenfutter für die verbliebenen "Whales" sein soll.
2. Strategie-Wechsel: Das Ende der Fließbandarbeit (endlich)
Der wohl überraschendste Punkt ist das offizielle Ende der jährlichen Copy-Paste-Orgie. Activision bestätigt, dass es keine direkten Nachfolger (Back-to-Back) von Modern Warfare oder Black Ops mehr geben wird.
"Der Hauptgrund ist, sicherzustellen, dass wir jedes Jahr eine absolut einzigartige Erfahrung bieten."
Das klingt nobel. Die Wahrheit ist jedoch, dass das Modell "MW3 (2023)" – ein glorifiziertes DLC zum Vollpreis – eine katastrophale Idee war, die die Marke fast gegen die Wand gefahren hat. Ob diese "einzigartigen Erfahrungen" bedeuten, dass wir wirklich Innovation bekommen, oder ob wir uns auf das geleakte "Tick-Tock"-Modell (ein Jahr Spiel, ein Jahr Bezahl-Update) einstellen müssen, bleibt abzuwarten. Zumindest haben die Entwickler vielleicht eine Chance, ihren Burnout zu kurieren.
3. "Bedeutungsvolle Innovation" – Das jährliche Märchen?
Zum Abschluss wird noch einmal dick aufgetragen. Man arbeite an der "nächsten Ära von Call of Duty", die "genau das liefern wird, was ihr wollt", plus einige Überraschungen.
Wir haben diese Sätze schon oft gehört. Meistens kurz bevor uns ein Skill-Based Matchmaking um die Ohren flog, das jede Innovation im Keim erstickte. Dass Activision jetzt "demütig" wirkt, zeigt nur eines: Die Community hat Macht. Wenn wir den Geldhahn zudrehen, lernen selbst Riesen plötzlich wieder zuzuhören.
Fazit: Der Brief ist nett. Aber Worte kosten nichts – 2400 CoD-Points für einen Skin schon. Nächste Woche schauen wir uns das "Geschenk" mal an. Aber den Geldbeutel lassen wir erst einmal stecken.