Battlefield 6: Aufregung um angebliches AI-Artwork – Berechtigte Kritik oder künstlicher Hype (aka Clickbait)?
Erinnerst du dich noch an das Gefühl, in den alten Battlefield-Teilen oder den goldenen CoD-Zeiten einen neuen Rang zu erreichen? Du hast das Dog Tag oder die Calling Card freigeschaltet, die Details bewundert und sie dir stolz an die virtuelle Brust geheftet. Du wusstest: Da saß ein Artist dran, der diese kleine Belohnung cool aussehen lassen wollte.
Und heute? Heute bekommen wir in Battlefield einen Soldaten, der eine M4A1 hält, die aussieht, als hätte sie in einem Salvador-Dalí-Gemälde übernachtet. Und bei der Konkurrenz von Black Ops 7 sieht es nicht besser aus. Wir erleben gerade, wie handwerkliche Kunst schleichend durch das ersetzt wird, was das Internet treffend als „AI Slop“ (KI-Matsch) bezeichnet.
Kurz & Knapp
- Der Vorfall: Im Battlefield 6 „Windchill“-Bundle findet sich ein Sticker mit typischen KI-Fehlern (verschmolzene Waffenteile, doppelte Läufe).
- Der Trend: Auch Black Ops 7 steht wegen inkohärenter, mutmaßlich generierter „Jack of All Trades“-Calling Cards in der Kritik.
- Der Beweis: Activision gibt die Nutzung von generativer KI sogar im Kleingedruckten zu; bei EA verraten es die visuellen Glitches.
- Das Gefühl: Es herrscht weniger Wut als Resignation. Das eigentliche Problem ist der Verlust der handwerklichen Seele bei Vollpreis-Titeln.
Der „Windchill“-Glitch: Wenn die Waffe halluziniert
Fangen wir mit dem aktuellen Aufreger in Battlefield 6 an. Ein aufmerksamer Fan-Account (@BF6Updates) zoomte in das neue kosmetische Bundle und fand etwas, das physikalisch unmöglich ist.
Das Gewehr in den Händen des Operators weist klassische „KI-Halluzinationen“ auf. Der Handguard der Waffe existiert doppelt, die Läufe stapeln sich übereinander wie bei einem fehlerhaften 3D-Druck, und die Finger des Soldaten verschmelzen mit dem Metall. Es ist offensichtlich, dass hier niemand mehr den Pinsel selbst geschwungen hat. Das Asset wurde generiert, bestenfalls grob freigestellt und in den Shop gepackt.
Warum das weh tut: Es ist nicht der Grafikfehler an sich. Es ist die Botschaft, die er sendet: „Hier, nimm das. Es war uns nicht wichtig genug, jemanden drüber schauen zu lassen, bevor wir dein Geld nehmen.“
Black Ops 7: Wenn der „Grok“-Faktor kickt
Wer jetzt hämisch auf EA zeigt, sollte den Blick schnell Richtung Activision wenden. Denn was bei Battlefield wie ein einzelner Ausrutscher der Qualitätssicherung wirkt, scheint bei Black Ops 7 fast schon System zu haben.
Auch hier kocht die Stimmung, weil Belohnungen für harte Grinds – speziell die „Jack of All Trades“-Calling Cards – wirken, als kämen sie direkt aus einem kostenlosen Bildgenerator.
Die Community nennt es „Slop“. Die Beleuchtung ist flach, die Stile innerhalb eines Sets schwanken massiv, und viele Motive wirken wie schlechte Kopien von Studio-Ghibli-Filmen, bei denen die KI an den Details gescheitert ist. Ein User auf X brachte es auf den Punkt: „Es sieht aus, als hätte Grok AI das gemalt.“
Das Bittere daran: Wir müssen hier nicht einmal spekulieren. Activision hat auf Steam im Kleingedruckten bestätigt: „Unser Team verwendet generative KI-Tools, um bei der Entwicklung einiger Spielinhalte zu helfen.“ Wir zahlen also 80 Euro (oder mehr für die Vault Edition) und bekommen Bilder, für die offenbar kein menschlicher Künstler mehr bezahlt wurde.
Sturm im Wasserglas oder echte Krise?
Wenn man reißerischen Headlines glaubt, brennen bei DICE und Treyarch gerade die Hütten. Begriffe wie „Fans laufen Amok“ machen die Runde. Aber wenn wir uns ehrlich in den Foren und auf Social Media umschauen, sehen wir kein brennendes Inferno.
Die Kommentare lesen sich eher wie das kollektive Seufzen einer Beziehung, in der man sich nichts mehr zu sagen hat. „EA spart halt“ oder „War bei CoD doch klar“ sind die Standardantworten. Wir sind müde. Müde davon, jeden Patch, jedes Bundle und jede Challenge nach dem Haken absuchen zu müssen. Es ist kein Aufstand, es ist Resignation. Und das sollte den Entwicklern viel mehr Angst machen als jeder Shitstorm.
Wo ist die Seele geblieben?
Warum stören uns ein kleiner Sticker oder eine Visitenkarte überhaupt? Weil Gaming Leidenschaft ist.
Wir wissen alle, wie die Industrie funktioniert. Tausende Assets müssen produziert werden, der Zeitdruck ist enorm. Wenn ein Artist unter Crunch-Bedingungen zu KI-Tools greift, um Texturen zu glätten, ist das verständlich. Aber wenn das Endergebnis – das Bild, das wir als Belohnung erhalten – offensichtlich generierte Massenware ist, bricht ein ungeschriebener Vertrag.
Wir zahlen nicht nur für Pixel. Wir zahlen für die Kunst, für die Idee, für die „Intentionalität“. Ein von Menschenhand gezeichneter Sticker hat Charakter, selbst mit Ecken und Kanten. Ein KI-Bild mit drei Waffenläufen oder inkohärentem Anime-Stil ist einfach nur Content – kalte, berechnete Füllmasse, damit im Marketing-Sheet „Über 500 neue Items“ stehen kann.
Ein Wunsch für die Zukunft
KI wird nicht mehr verschwinden. Sie ist gekommen, um zu bleiben. Aber der Fall „Windchill“ in Battlefield und die „Slop“-Debatte in Black Ops 7 müssen ein Weckruf sein.
Nicht, weil wir Gamer alles Neue hassen. Sondern weil wir spüren, wenn die Liebe fehlt. Wir wollen keine perfekt generierte Masse, die seelenlos wirkt. Wir wollen sehen, dass da draußen noch Menschen sitzen, die das Spiel genauso lieben wie wir und die sich die verdammte Mühe machen, einem Gewehr nur einen Lauf zu geben.
Wenn die Publisher das vergessen, verlieren sie am Ende nicht nur die Qualität ihrer Artworks, sondern das Wichtigste, das sie haben: Unsere emotionale Bindung an ihre Welten.