Du feuerst ein ganzes Magazin auf einen Gegner, doch nur wenige Treffer zählen? Du stirbst Sekunden, nachdem du in Deckung warst? Du bist nicht allein. Pünktlich zum Launch von Battlefield 6 meldet sich ein alter Bekannter zurück, den Veteranen der Serie nur zu gut kennen: der Netcode.
Kurz nach dem Start des neuen Serienteils wiederholt sich ein altbekanntes Ritual. In den sozialen Medien und Foren häufen sich die Berichte über massive technische Probleme, die das Spielerlebnis erheblich trüben. Im Zentrum der Kritik steht, wie so oft, die fehlerhafte Trefferregistrierung.
Kurz & Knapp
- Spieler berichten von den fast schon traditionellen Problemen mit der Trefferregistrierung ("Hit Registration").
- Phänomene wie "One-Frame-Deaths" und das Sterben hinter Deckung gehören wieder einmal zum Alltag.
- Die Probleme scheinen, wie üblich, je nach Server und Tageszeit stark zu variieren.
- DICE-Entwickler Florian Le Bihan hat die Probleme bestätigt; die obligatorischen Untersuchungen laufen.
- Es handelt sich wahrscheinlich um mehrere Bugs, die über das umstrittene "Bloom"-System hinausgehen.
"Ein ganzes Magazin für Nichts": Die Community klagt (schon wieder)
Der Tweet des Content Creators "@hadztv" fasst die Frustration vieler Spieler prägnant zusammen, die man so oder so ähnlich schon zu Battlefield 3, 4 und V lesen konnte: "Der Netcode in BF6 braucht ernsthafte Arbeit. Das kann nicht nur an mir liegen." Er beschreibt Symptome, die für viele wie eine Zeitreise wirken: eine sich verschlechternde Performance am Abend, "loaded damage", "one frame deaths" und das Gefühl, weit hinter einer Deckung noch getroffen zu werden. Die Inkonsistenz von Server zu Server macht das Erlebnis unvorhersehbar.
Was sind die Symptome?
Die Probleme scheinen vielfältig, deuten aber auf das altbekannte Kernproblem in der Synchronisation zwischen Client, Server und anderen Spielern hin:
- Keine Trefferregistrierung ("Ghost Bullets"): Du siehst auf deinem Bildschirm, wie deine Projektile den Gegner treffen – oft sogar untermalt von Blutspritzern –, doch das Spiel registriert keinen Schaden. Ein Phänomen, so alt wie die Frostbite-Engine selbst.
- "One-Frame-Deaths": Du wirst scheinbar von einem einzigen Treffer sofort eliminiert. Auf dem Todesbildschirm siehst du dann, dass du von 5-7 Kugeln getroffen wurdest, die aber alle im selben Moment bei dir anzukommen schienen.
- Sterben hinter Deckung ("Dying behind cover"): Du erreichst eine sichere Deckung, nur um eine Sekunde später trotzdem zu sterben. Für den Gegner warst du zu diesem Zeitpunkt noch sichtbar. Auch dieses Feature hat es wieder in den neuesten Serienteil geschafft.
- Inkonsistente Time-to-Kill (TTK): Das Gefühl, wie schnell Gegner sterben, schwankt extrem. Mal fallen sie nach wenigen Treffern, mal überleben sie ein halbes Magazin aus nächster Nähe.
Netcode, Hit-Reg & Co: Die Technik hinter dem jährlichen Grüssen
Um die Probleme zu verstehen, genügt ein Blick in die Annalen der Battlefield-Geschichte. Der Netcode ist der Oberbegriff für den Code, der die Kommunikation zwischen deinem PC und dem Spielserver regelt – und traditionell die Achillesferse der Serie zum Launch darstellt.
Warum du hinter der Deckung stirbst
Dieses "Feature" ist ein klassisches Latenzproblem. Auf deinem Bildschirm bist du bereits sicher. Aufgrund der Latenz sieht dich dein Gegner aber noch für einen Bruchteil einer Sekunde im Freien. Er schiesst, der Server erhält diese Information, und da du aus Sicht des Servers getroffen wurdest, stirbst du. Eine hohe Latenz oder eben ein mangelhafter Netcode verschärfen diesen Effekt drastisch.
Bloom oder Bug? Die zwei Seiten des Problems
Ein Teil der Community führt die Ungenauigkeit auf das "Bloom"-System zurück. Dies ist jedoch nur ein Teil der Wahrheit. DICE selbst hat bestätigt, dass es sich um tatsächliche Bugs handelt – eine Erkenntnis, die selten überrascht. Principal Game Designer Florian Le Bihan erklärte auf X, dass Fehler die Waffenstreuung unbeabsichtigt erhöhen.
"Wir untersuchen dieses Problem derzeit. Es wird häufig beobachtet, dass das Ziel sichtbar getroffen wird (Blutspritzer), aber kein Schaden in der HUD bestätigt wird (kein Trefferindikator etc...)." - Florian Le Bihan, Principal Game Designer bei DICE, via X.
DICE reagiert: Das bekannte Prozedere beginnt
Wie nach einem ungeschriebenen Gesetz haben die Entwickler bei DICE die Probleme zur Kenntnis genommen und die Untersuchungen aufgenommen. Die offene Kommunikation wird begrüsst, auch wenn sie am eigentlichen Zustand des Spiels vorerst nichts ändert.
Entwickler bestätigen die Untersuchung
Le Bihan hat bestätigt, dass neben einem bereits behobenen Bug aus der Beta zwei weitere Fehler identifiziert wurden, die "Streuung/Bloom auf unbeabsichtigt Weise beeinflussen". Das Team arbeite aktiv an einer Lösung. Spieler werden dazu aufgerufen, Videoclips einzusenden, um die Ursachenforschung zu beschleunigen – ein Prozess, der vielen bekannt vorkommen dürfte.
Ein Blick in die Vergangenheit: Battlefield und der Netcode
Für Veteranen ist die Situation kaum mehr als ein Déjà-vu. Netcode-Probleme sind für die Battlefield-Serie eine fest verankerte Tradition. Insbesondere der Launch von Battlefield 4 ist unvergessen, geplagt von exakt denselben Schwierigkeiten. Damals wurden sie erst Monate später durch das "Community Test Environment" (CTE) und bessere Server behoben. Ob DICE aus dieser nun über ein Jahrzehnt alten Erfahrung gelernt hat, wird sich zeigen müssen. Die ersten Anzeichen deuten auf eine Wiederholung der Geschichte hin.