Ein neues Update für die GeForce NOW-App mit der profanen Versionsnummer 6.27.36453957 ist ausgerollt worden. NVIDIA spricht in den offiziellen Notizen von den üblichen "allgemeinen Fehlerbehebungen und Leistungsverbesserungen". Doch hinter dieser Fassade routinierter Wartung verbergen sich Verschiebungen, die das Fundament des Dienstes betreffen.

 

tldr: Der eigentliche Patch ist unspektakulär. Die wirklich relevanten Veränderungen bei GeForce NOW finden woanders statt: in der stetig wachsenden Integration von Microsofts PC Game Pass-Titeln und der Einführung von Tagespässen, die das traditionelle Abo-Modell aufbrechen.

Mehr als nur Fehlerbehebungen

Du kennst das Spiel: Ein kleines Update erscheint, und die Patch-Notes sind so aussagekräftig wie ein Ladebildschirm-Tipp. Oftmals verbergen sich dahinter aber subtile Anpassungen, die den Weg für größere Features ebnen. Während die Version 6.27.36453957 für sich genommen keine Revolution darstellt, ist sie Teil eines Mosaiks, das NVIDIA seit Monaten zusammensetzt. Das auffälligste Teil dieses Mosaiks ist die fortschreitende Integration von Spielen, die über den Microsoft Store und somit den PC Game Pass verfügbar sind.

 

Noch vor nicht allzu langer Zeit war die Idee, seinen Game Pass-Katalog über die Server-Infrastruktur von NVIDIA zu spielen, eine Wunschvorstellung. Heute ist es Realität. Titel wie Starfield oder die Forza Horizon-Reihe lassen sich, vorausgesetzt du besitzt sie im Microsoft Store oder hast ein aktives Game Pass-Abonnement, über GeForce NOW streamen. NVIDIA stellt hier "nur" die Rechenleistung – die Lizenz bringst du mit. Dies ist ein entscheidender Unterschied zu Diensten wie dem eingestellten Google Stadia, bei dem du Spiele für eine spezifische Plattform kaufen musstest. GeForce NOW agiert hier als sogenannter "Bring-Your-Own-Game" (BYOG)-Dienst.

 

GeForce NOW ist kein Netflix für Spiele. Es ist vielmehr ein extrem leistungsfähiger Miet-PC in der Cloud, auf dem du die Spiele startest, für die du bereits eine Lizenz bei Steam, Epic, Ubisoft Connect oder eben dem Microsoft Store besitzt.

NVIDIA hat sich hier geschickt positioniert und wird zu einem zentralen Knotenpunkt für PC-Spieler, die ihre verstreuten Bibliotheken unter einem Dach bündeln wollen, ohne in sündhaft teure Hardware zu investieren. 

Der Tagespass: Ein Mikro-Abonnement für den Hardcore-Gamer?

Die zweite signifikante Veränderung, die im Umfeld dieses Patches stattgefunden hat, ist die Einführung von Tagespässen. Bisher warst du an ein Monats- oder Sechs-Monats-Abonnement gebunden. Nun kannst du für 24 Stunden Zugang zu den Premium-Tiers "Priority" oder "Ultimate" kaufen. Der "Ultimate Day Pass" gewährt dir für rund 8 Euro Zugriff auf ein RTX 4080-Äquivalent, mit allen Vorzügen wie DLSS 3, Ray Tracing und einer Sessionslänge von bis zu acht Stunden.

 

Du willst am Wochenende den neuesten, grafisch opulenten AAA-Titel ausprobieren, den dein eigener Rechner nur noch als Diashow darstellen würde? Ein Tagespass macht es möglich, ohne dich langfristig zu binden. Du willst eine LAN-Party veranstalten, aber nicht jeder im Freundeskreis hat die passende Hardware? Problem potenziell gelöst.

 

NVIDIA testet hier gefühlt neue Monetarisierungsmodelle. Der Tagespass zielt nicht auf den Dauernutzer ab, sondern auf den Impulskäufer und den Eventspieler. Es ist ein cleveres Instrument, um die Einstiegshürde weiter zu senken und die Auslastung der Server zu maximieren (ein Wort, das in Marketing-Folien sicher gut ankommt). Gleichzeitig könnte dies der erste Schritt in eine Zukunft sein, in der wir nicht mehr für den pauschalen Zugang, sondern für die tatsächliche Nutzungszeit oder benötigte Leistung zahlen.

 

Die kleine, unscheinbare Aktualisierung der App ist also nur die Spitze des Eisbergs. Darunter verändert sich die Tektonik des Cloud Gamings langsam, aber unaufhaltsam. GeForce NOW wandelt sich von einem reinen Streaming-Dienst zu einem Aggregator für die großen PC-Plattformen, mit flexibleren Zugangsmodellen.

 

Ist das die Zukunft, die wir uns für das PC-Gaming wünschen – ein reibungsloser Zugang zu all unseren Spielen auf High-End-Hardware, egal wo wir sind? Oder geben wir damit ein weiteres Stück Kontrolle über unsere Hard- und Software an große Konzerne ab?