Battlefield Studios bricht mit der Tradition der "Ein-Mann-Armee". Ein exklusives Gespräch mit den Entwicklern offenbart, wie die Kampagne von Battlefield 6 durch einen radikalen Fokus auf Squad-Mechaniken und Klassen-Fantasien das Kerngefühl des Multiplayers in den Singleplayer übertragen will.
Battlefield 6: Wie die Kampagne das Multiplayer-Gefühl mit Squads & Klassen einfangen will
Die Entwickler von Battlefield Studios verfolgen mit der Singleplayer-Kampagne von Battlefield 6 ein klares Ziel: Sie soll sich weniger an den Kampagnen der Konkurrenz und stattdessen stärker am eigenen Multiplayer orientieren. In einem Gespräch mit Narrative Design Director Emily Grace Buck (DICE) und Design Director Fasahat Salim (Criterion) wurden die Design-Säulen der Story-Erfahrung erläutert.
Kurz & Knapp
- Die Kampagne legt einen starken Fokus auf Squad-basiertes Gameplay, anstatt auf einen einsamen Helden.
- Jede Mission ist darauf ausgelegt, eine spezifische Klassen-Fantasie (Pionier, Sturmsoldat, Aufklärer etc.) zu erfüllen.
- Als Inspiration dienten ältere Titel wie Battlefield 3 und 4 sowie geerdete Militärfilme und -serien wie "Civil War" oder "Lioness".
- Singleplayer und Multiplayer teilen sich ein zusammenhängendes Universum; Schauplätze und Charaktere überschneiden sich.
- Die Erzählung soll sich realistisch und plausibel anfühlen, ohne direkte aktuelle Konflikte zu kopieren.
- Es wird eine Mischung aus offenen Arealen und stark geskripteten, linearen Abschnitten geben.
Die Battlefield-DNA im Fokus
Wer gehofft hat, in Battlefield 6 als unaufhaltsame Ein-Mann-Armee durch die feindlichen Linien zu pflügen, wird umdenken müssen. Die Entwickler stellen unmissverständlich klar, dass die Kampagne eine Rückbesinnung auf die Wurzeln der Serie darstellt. Es geht nicht darum, ein Mitglied einer Elite-Einheit wie der SAS oder Delta Force zu sein.
"Es geht darum, ein einfacher Soldat zu sein, der versucht, mit seinen Kameraden eine richtig beschissene Situation zu überleben", erklärt Emily Grace Buck. "Das ist Battlefield. [...] Die Kern-DNA ist das Squad-Play."
Also, falls du ein Helden-Ding suchst, bist du bei Battlefield 6 definitiv an der falschen Adresse. Du bist nicht der entscheidende Faktor, der den Krieg allein gewinnt, sondern ein Rädchen in einer viel größeren Maschine. Deine Aufgabe ist es, mit deinem Squad Ziele zu erfüllen und zu überleben. Dieser Gedanke durchzieht die gesamte Kampagnenstruktur.
Jede Mission eine Klassen-Fantasie
Um das Multiplayer-Gefühl greifbar zu machen, hat das Team jede Mission um eine der bekannten Battlefield-Klassen herum konzipiert. Anstatt dir jederzeit alle Werkzeuge zur Verfügung zu stellen, wirst du in Rollen gedrängt, die deine Herangehensweise fundamental verändern. Design Director Fasahat Salim erläutert das Konzept anhand der bereits gezeigten Missionen.
- Gibraltar: Hier spielst du als Pionier (Engineer). Deine Hauptaufgabe ist es, ein Fahrzeug zu unterstützen und am Laufen zu halten. Dein Schweißbrenner ist dein wichtigstes Werkzeug, und dein Gameplay konzentriert sich auf Reparaturen und den Kampf gegen feindliche Panzer.
- New York: Diese Mission verkörpert die Sturmsoldat (Assault)-Fantasie. Es geht in den direkten Häuserkampf, mit Schrotflinten und Granatwerfern an vorderster Front. Die Action ist intensiv, direkt und auf kurze Distanz ausgelegt.
- Tadschikistan: Als bisher offenste Mission ist sie auf die Aufklärer (Recon)-Klasse zugeschnitten. Mit Scharfschützengewehr und einer Aufklärungsdrohne als Gadget planst du deine Angriffe aus der Ferne und schaltest Ziele gezielt aus.
Das heisst Abwechslung und zwingt dich auch dazu, wie ein Battlefield-Spieler zu denken: Welche Rolle erfülle ich gerade und wie nutze ich die mir gegebenen Werkzeuge am effektivsten?
Mission | Ort | Primäre Klasse | Gameplay-Fokus |
---|---|---|---|
Mission 1 | Gibraltar | Pionier | Fahrzeugunterstützung, Anti-Panzer |
Mission 2 | New York | Sturmsoldat | Häuserkampf, Frontalangriff |
Mission 3 | Tadschikistan | Aufklärer | Fernkampf, Aufklärung, offenes Areal |
Befehle, Teamplay und die Grenzen der Freiheit
Ein zentrales Werkzeug zur Umsetzung der Squad-Fantasie ist das zurückkehrende Squad-Befehlssystem. Du kannst deinen KI-Kameraden kontextsensitive Anweisungen geben. Interessant ist hierbei, dass die verfügbaren Befehle von deiner eigenen Klasse abhängen. Spielst du in der Tadschikistan-Mission den Aufklärer, stehen dir keine Aufklärungsbefehle im Befehlsrad zur Verfügung – denn diese Rolle füllst du selbst aus.
Die New-York-Mission wird als "vertikaler Querschnitt" der Kampagnenerfahrung beschrieben. Sie bietet eine Mischung aus weitläufigeren Arealen, in denen du dein Squad kommandierst, engen, skript-lastigen Korridoren und einer Verfolgungsjagd. Tadschikistan hingegen repräsentiert das andere Extrem mit dem offensten Leveldesign. Die Kampagne wird sich also zwischen diesen beiden Polen bewegen, um sowohl das Gefühl der spielerischen Freiheit als auch das kinoreife Spektakel zu liefern, das man von der Reihe erwartet.
Ein Universum, eine Erzählung: Die Brücke zum Multiplayer
Battlefield 6 erzählt seine Geschichte über die Grenzen der Kampagne hinaus. Singleplayer und Multiplayer sind in einem gemeinsamen Universum angesiedelt und thematisieren denselben globalen Konflikt.
"Die Multiplayer-Karten befinden sich an einigen der gleichen allgemeinen Schauplätze wie die Singleplayer-Karten. Du wirst zum Beispiel die andere Seite der Stadt oder eine andere Seite des Berges sehen", so Buck.
Die meisten Multiplayer-Gefechte finden entweder zeitgleich zu den Ereignissen der Kampagne oder wenige Tage bis Wochen danach statt. Dies soll das Gefühl vermitteln, verschiedene Fronten und Phasen desselben Krieges zu erleben. Während du in der Kampagne oft die ersten Momente eines Konflikts miterlebst, zeigt der Multiplayer, wie sich die Situation weiterentwickelt hat.
Auch wenn die Hauptcharaktere der Kampagne vorerst nicht im Multiplayer spielbar sein werden, gibt es personelle Überschneidungen. Einige NPCs und Squad-Mitglieder aus der Kampagne werden als spielbare Charaktere im Multiplayer auftauchen, was die Verbindung zwischen beiden Modi weiter festigt. Einen reinen Story-Modus mit Cinematics für den Live-Service nach dem Vorbild von Warzone wird es so direkt vielleicht nicht geben, doch die Erzählung soll durch die Welt selbst und die geteilten Schauplätze und Charaktere vorangetrieben werden.
Geerdet und doch fiktiv
Die Handlung von Battlefield 6 ist thematisch in der Gegenwart verankert und spielt mit realen Ängsten rund um bröckelnde Allianzen und geopolitische Instabilität. Die Entwickler betonen jedoch, dass es sich um einen vollständig fiktiven Konflikt handelt.
Die Geschichte wurde bereits vor mehreren Jahren geschrieben. Die Ähnlichkeiten zu aktuellen Ereignissen sind also nicht beabsichtigt, sondern ein Ergebnis des Bestrebens, ein plausibles und geerdetes Szenario zu schaffen. Grundlage dafür war eine immense Recherche, die neben älteren Battlefield-Spielen auch unzählige Dokumentationen und Gespräche mit aktiven sowie ehemaligen Soldaten umfasste.
Das Ziel ist es, dass du am Ende das Gefühl hast, die Erfahrung eines Soldaten am Boden in einer solchen Situation nachempfunden zu haben.