Multiplayer, Server-Browser und Battle-Royale waren Themen von gestern. Aktuell geht's nur um den SP von Battlefield 6. Bei der Tokyo Game Show (TGS 2025) präsentierten die Entwickler die umfassende Wiederbelebung und Neukonzeption des Einzelspieler-Modus für Battlefield 6. Das erklärte Ziel ist nicht weniger als die größte Battlefield-Erfahrung aller Zeiten zu schaffen und gleichzeitig eine fesselnde erzählerische Basis für ein weitreichendes Spieluniversum zu etablieren. Ambitioniert und mehrmals wiederholt. Doch kann EA das Versprechen halten?
Kurz & Knapp
- Battlefield 6 kehrt mit einer umfangreichen Einzelspieler-Kampagne zurück.
- Die Story etabliert ein "cinematisches Universum" im Jahr 2027.
- Die NATO steht vor dem Zerfall, während Pak's Armata (PMC) aufsteigt.
- Einzelspieler-Missionen sind chronologisch mit Multiplayer-Karten verknüpft.
- Das Squad-Order-System und taktische Zerstörung prägen das Gameplay.
- Spieler übernehmen verschiedene Rollen innerhalb des Spezialeinheit Dagger 1-3.
Das narrative Gerüst: Eine zerrüttete Welt im Jahr 2027
Die Kampagne von Battlefield 6 ist darauf ausgelegt, ein "cinematisches Universum" zu kreieren, das Spielern die fiktive Welt als eine plausible Realität nahebringt. Die Handlung setzt im Jahr 2027 ein, einer Zeit globaler Instabilität. Die ehemals gefestigte NATO ist durch internes Misstrauen und Angst tief gespalten und steht am Rande des Zerfalls. Wirtschaftliche Krisen, Stellvertreterkriege und politische Konflikte haben zahlreiche Mitgliedsstaaten, insbesondere in Süd- und Osteuropa, dazu bewogen, das Bündnis zu verlassen.
In diesem Machtvakuum formiert sich Pak's Armata (Pax Armata), ein gigantisches privates Militärunternehmen, das seine Einflusssphäre auf Kosten souveräner Nationalstaaten massiv ausdehnt. Die Ironie ist dabei kaum zu übersehen: Selbst ehemalige NATO-Staaten finden sich unter den Finanziers dieser aufstrebenden PMC wieder, was die zynische Realität der Welt von 2027 unterstreicht. Diese Kulisse bietet ein fruchtbares Terrain für Konflikte, die sowohl persönlich als auch global weitreichende Konsequenzen haben.
Chronologische Verzahnung: Der Singleplayer als Prolog zum Multiplayer
Ein weiteres Designprinzip ist die direkte Verbindung zwischen der Einzelspieler-Kampagne und dem Multiplayer-Modus. Die Kampagnenmissionen finden in Umgebungen statt, die den Spielern später als Multiplayer-Karten begegnen. Dies schafft eine direkte Verknüpfung: Spieler erleben oft die Entstehung oder den Höhepunkt von Ereignissen im Singleplayer, die sie dann im Multiplayer als fortgesetzten Konflikt wiederfinden. Ein Gebäude, das in der Kampagne spektakulär zusammenbricht, kann beispielsweise im Multiplayer als zerstörte Ruine dienen. Dies verleiht den Schlachtfeldern eine Geschichte und den Multiplayer-Matches eine tiefere Sinn. Es ist eine gut durchdachte Methode, die Lore organisch in das Spielerlebnis zu integrieren.
"Operation Gladius": Einblicke in Gibraltars Schicksal
Auf der TGS präsentierten die Entwickler die Mission "Operation Gladius" als Paradebeispiel für die dynamische Kampagnenerfahrung. Die Mission spielt in Gibraltar, einem strategisch entscheidenden britischen Überseegebiet. Pak's Armata greift diesen kritischen Punkt an, um die Kontrolle über den Eingang zum Mittelmeer zu erlangen – ein Schachzug, der eine globale Krise heraufbeschwören könnte.
Du schlüpfst in die Rolle von Murphy, einem Engineer der Marineinfanterie/Raiders, Teil der Spezialeinheit Dagger 1-3. Dein Squad setzt sich aus einer Reihe unterschiedlicher Charaktere zusammen:
- Hayes Carter: Der charismatische Anführer der Raiders, ein Assault-Spezialist und ehemaliger Quarterback.
- Shimotsuki Gekko Espina: Ein talentierter Jäger, dessen Fähigkeiten in der Wildnis geschmiedet wurden.
- Cliff Lopez: Die emotionale Stütze und unverzichtbare Unterstützungskraft der Gruppe.
- Lucas Hemlock: Ein mysteriöser CIA-Agent, dessen genauer Hintergrund im Dunkeln bleibt.
Die Kampagne verspricht wechselnde Perspektiven, indem du im Verlauf der Story die Kontrolle über verschiedene Teammitglieder wie Carter, Shimotsuki oder Murphy übernimmst. Dies ermöglicht es dir, die Ereignisse aus unterschiedlichen Blickwinkeln zu erleben, ergänzt durch variierende Klassen, Fähigkeiten und Schauplätze – von intensiven Seeschlachten über urbanen Häuserkampf bis hin zu klaustrophobischen U-Bahnsystemen.
Spielmechaniken: Taktik, Zerstörung und Entscheidungsfreiheit
Die Neuausrichtung des Einzelspieler-Modus legt den Fokus auf adrenalinfgeladenes Gameplay mit ausgeprägter strategischer Tiefe.
Taktische Zerstörung
Die taktische Zerstörung (Tactical Destruction) ist ein Kernpfeiler des Gameplays. Sie ermöglicht es dir, die Umgebung gezielt zu manipulieren, um taktische Vorteile zu erlangen. Missionen sind oft so konzipiert, dass du Gebäude von außen zerstören kannst, anstatt dich in riskante Nahkämpfe im Inneren zu begeben. Dies fördert kreatives Denken und bietet alternative Lösungswege, ein Element, das sowohl im Singleplayer als auch im Multiplayer von Bedeutung ist.
Squad Order System
Ein neues Squad Order System erlaubt es dir, deinen NSC-Teammitgliedern (Nicht-Spieler-Charaktere) spezifische Befehle zu erteilen. Du kannst ihnen beispielsweise anweisen, Rauchgranaten zu werfen, Deckung zu suchen oder bestimmte Ziele anzugreifen. Die verfügbaren Befehle variieren je nach Teammitglied und dessen Klasse, was eine dynamische taktische Tiefe hinzufügt. Die Entwickler betonten, dass keine Deckung in Battlefield dauerhaft sicher ist, was die Notwendigkeit von Teamwork und koordinierten Aktionen unterstreicht.
Entscheidungsfreiheit und Entdeckung
Die Missionen sind so gestaltet, dass du deine eigenen Entscheidungen treffen und multiple Lösungswege verfolgen kannst. Dies steigert die Wiederspielbarkeit und lädt dazu ein, neue Taktiken und Herangehensweisen zu entdecken. Die Flexibilität bei der Missionsbewältigung ist ein wichtiger Schritt weg von linearen Schläuchen und hin zu einer dynamischeren Kampagnenerfahrung.
Klassenintegration
Die Fähigkeiten der Teammitglieder sind tief in das Gameplay integriert. Da Murphy ein Engineer ist, kann er beispielsweise Fahrzeuge wie Panzer reparieren, was er aktiv zur Unterstützung an der Front nutzen kann. Dies unterstreicht die Bedeutung der Klassensynergien, die auch im Multiplayer zentral sind, und macht das Squad zu einer kohärenten Kampfeinheit.
EntwicklungspHilosophie: Realismus, Fiktion und Gameplay-Konsistenz
Die Entwickler verfolgen einen "auf dem Boden stehenden" (grounded) Ansatz für die Weltanschauung von Battlefield 6. Sie konsultierten militärische Experten und Berater, um ein hohes Maß an Realismus in den Storyelementen und Aktionen zu gewährleisten. Es wird jedoch explizit betont, dass Battlefield 6 ein fiktionales Werk ist und keine spezifische politische oder geopolitische Botschaft vermitteln soll. Das oberste Ziel bleibt, das bestmögliche Battlefield-Erlebnis zu liefern.
Ein entscheidender Punkt ist die mechanische Konsistenz: Die grundlegenden Spielmechaniken – Bewegung, Waffenhandling, Klassensysteme und Fähigkeiten – sind im Einzelspieler- und Mehrspieler-Modus zu 100% identisch. Dies bedeutet, dass die Fähigkeiten, die du im Singleplayer erwirbst und perfektionierst, direkt in den Multiplayer übertragbar sind und umgekehrt. Diese nahtlose Integration verspricht ein kohärentes Spielerlebnis und vermeidet eine Trennung zwischen den Modi, die in früheren Titeln manchmal zu spüren war.