User-Generated-Content, kurz UGC, ist so etwas wie das ehrliche, ungeschminkte Rückgrat vieler legendärer Spiele-Communitys. Von den strategischen Tiefen der Warcraft 3 Funmaps bis zur architektonischen Besessenheit in Halo's Forge beweist die Geschichte: Gib den Spielern mächtige Werkzeuge und sie werden Dinge erschaffen, auf die ein Entwickler nie gekommen (oder die er sich nie getraut hätte) zu veröffentlichen. Jetzt schickt sich DICE an, mit dem Portal-Modus für Battlefield 6 dieses Erbe anzutreten, und ein aktueller Leak lässt uns mit einer Mischung aus Faszination und tief gerunzelter Stirn zurück.

 

tldr: Ein Leak aus einer angeblichen "Battlefield Labs Alpha" zeigt Gameplay aus dem neuen Portal-Modus, das frappierend an das Kletter-Phänomen "Only Up!" erinnert. EA und DICE haben die Rückkehr des mächtigen Editors offiziell bestätigt, inklusive voller Erfahrungspunkte in "verifizierten Community-Erlebnissen".

Was uns der Entwickler verrät (und was nicht)

Fangen wir bei den harten Fakten an, die sich aus den offiziellen Kommuniqués herausfiltern lassen. Ja, der Portal-Modus kehrt zurück. Diese Bestätigung kam im Zuge der Bekanntgabe der PC-Spezifikationen. Es handelt sich hierbei um eine Sandbox, in der Du mit Godot, einem mächtigen Editor, eigene Spielmodi und Kartenvariationen erstellen kannst. Der entscheidende Satz, der dabei fiel, war "Verified Community Experiences".

 

Das bedeutet im Klartext: Spielmodi, die von der Community auf Basis offizieller Vorlagen wie Conquest oder Rush erstellt und modifiziert werden, gewähren die volle Ingame-Progression. Du kannst also die wildesten Kreationen deiner Mitspieler zocken und dabei trotzdem Waffen und Ränge freischalten. Laut einem Community-Update wird es einen Server-Browser direkt im Spiel geben, über den diese Kreationen auffindbar sein sollen – ein Punkt, der bei Battlefield 2042 oft für Frustration sorgte, da der Browser tief in Menüs vergraben war.

Ein Leak, der nach oben strebt

Und dann ist da dieser Leak. Verbreitet durch den X-Account "Battlefield Wire" zeigt das Video (dürfen wir hier leider nicht zeigen) eine Szene, die mehr an ein wackeliges Geschicklichkeitsspiel als an einen knallharten Militär-Shooter erinnert. Wir sehen einen Spieler, der eine absurd komplexe, vertikale Struktur aus aneinandergereihten Bauteilen erklimmt. Das Ganze schreit förmlich "Only Up!", jenes Spiel, das 2023 zu einem viralen Hit wurde, und am höchsten Punkt dieser Struktur findet dann tatsächlich ein Feuergefecht statt.

Die Quelle des Leaks soll ein "Battlefield Labs Alpha" Test sein – ein geschlossenes Testprogramm, in dem DICE neue Features mit einer ausgewählten Spielergruppe erprobt. 

 

Die Existenz eines solchen Modus in einer frühen Testphase zeigt vor allem eines: Die Werkzeuge im neuen Portal sind durch Godot offenbar deutlich mächtiger als im Vorgänger. Wo in Battlefield 2042 primär an Regeln und vorgegebenen Karten geschraubt wurde, scheint der neue Editor tiefere Eingriffe in die Level-Architektur zu erlauben, fast schon in Richtung eines Halo Forge-Editors.

Der Geist von Battlefield 2042

Um zu verstehen, warum diese Entwicklung so kritisch beäugt wird, müssen wir einen Blick zurückwerfen. Portal in Battlefield 2042 war eine der am besten aufgenommenen Ideen... in einem Spiel, das ansonsten einen katastrophalen Start hinlegte. Die Möglichkeit, klassische Karten und Fraktionen aus Bad Company 2 oder Battlefield 3 zu mischen, war brillant. Doch die Umsetzung litt unter dem Mangel an neuen Inhalten seitens DICE und einem umständlichen System, das die besten Kreationen schwer auffindbar machte. Schnell übernahmen XP-Farming-Server die Oberhand, was DICE dazu zwang, die Progression in Portal zeitweise komplett zu deaktivieren – ein Todesstoß für das Interesse vieler Spieler.

 

Community-Projekte wie die "Battlefield Portal Library" sprangen in die Bresche, um eine bessere Plattform zum Teilen von Kreationen zu bieten, was den Bedarf unterstreicht, den EA und DICE ungedeckt ließen. Der Modus war ein Versprechen, das an der mangelnden Pflege und dem schwachen Fundament des Hauptspiels scheiterte.

 

Mit Battlefield 6 scheint man nun den logischen, aber auch riskanten nächsten Schritt zu gehen. Man gibt der Community nicht nur die Regeln, sondern auch die Bausteine in die Hand. Das ist eine zweischneidige Klinge. Einerseits kann es zu einer Explosion der Kreativität führen, die das Spiel über Jahre frisch hält. Andererseits könnte es als bequeme Ausrede dienen, wenn es an offiziell erstellten, hochpolierten Karten und Modi mangelt. Der "Only Up!"-Klon ist das perfekte Symbol dafür: technisch beeindruckend, aber eben auch nur ein nachgebauter Trend – kein Ersatz für ein durchdachtes, originäres Spielkonzept.

 

Am Ende bleibt eine zentrale Frage, die weder der Leak noch die offiziellen Infos beantworten können: Baut uns DICE hier ein stabiles, fesselndes Haus, dessen Zimmer wir nach Belieben einrichten dürfen? Oder stellt man uns lediglich einen Haufen Ziegelsteine auf eine leere Wiese und hofft, dass wir uns unser Zuhause schon selbst zusammenmauern werden?