Es ist eine Geschichte, so alt wie das PC-Gaming selbst. Ein kluger Tüftler nimmt ein Spiel auseinander, setzt es auf eine neue und wunderbare Weise wieder zusammen und bekommt plötzlich ein Jobangebot von genau den Entwicklern, an deren Spiel er herumgebastelt hat. Von Counter-Strike bis DotA ist der Weg vom Modder zum Entwickler ein heiliger. Jetzt scheint es, als wollten DICE und Battlefield-Chef Vince Zampella auf diesem Weg eine Autobahn bauen – und das aufgeladene Battlefield Portal als ihre Talent-Scouting-Maschine nutzen.

 

Nach der großen Enthüllung von Battlefield 6 wurde viel über die Rückkehr zu den Wurzeln gesprochen. Aber die vielleicht weitreichendste Ankündigung war die massive Erweiterung des Portal-Modus. Es ist nicht nur ein Ort, an dem man wilde "Was-wäre-wenn"-Szenarien erstellt; es ist ein zentraler Pfeiler der Langzeitstrategie des Spiels und, wie sich herausstellt, ein potenzielles Bewerbungsportal für die nächste Generation von Spieleentwicklern.

 

Das Wichtigste zum Portal-Plan:

  • Portal-Modus: Dient als Kreativ-Plattform mit mächtigen Werkzeugen (Godot-Engine, Spatial Editor, UI- & KI-Skripting).
  • Talent-Suche: Studioleiter Vince Zampella bestätigt den Wunsch, die besten Creator aus der Community für eine Zusammenarbeit zu rekrutieren.
  • Community-Förderung: Herausragende Kreationen werden im Hauptmenü prominent platziert und mit vollem XP-Fortschritt belohnt.
  • Historische Vorbilder: Die Praxis ist in der Branche etabliert und hat ganze Genres wie DotA, Counter-Strike oder Battle Royale hervorgebracht.

Mehr als nur eine Kiste voller Spielzeug

Auf den ersten Blick sieht das neue Portal wie eine enorm aufgerüstete Spielzeugkiste aus. DICE übergibt den Spielern die Schlüssel zu einer angepassten Version der Godot-Engine, lässt sie KI und UI skripten und verspricht Werkzeuge, um direkt mit Kartenelementen zu hantieren. Aber die wahre Magie liegt darin, wie sie dich dafür belohnen wollen, dass du in dieser Kiste spielst.

 

Die "Besten der Besten" unter den Community-Kreationen werden direkt im Hauptmenü neben den offiziellen Modi präsentiert. Und hier ist der Clou: Du bekommst vollen XP- und Spielfortschritt, wenn du sie spielst. Das ist kein vergessener Nebenmodus mehr; DICE versucht, Community-Inhalte zu einer Hauptattraktion zu machen.

"Ein heimlicher Wunsch, die Besten zu finden"

Und warum geben sie der Community so viel Macht? Battlefield-Leiter Vince Zampella, ein Mann, der seine eigene Karriere in der Mod-Szene von Quake begann, verriet seinen "heimlichen Wunsch, die Besten der Besten zu finden und sie für eine Zusammenarbeit ins Visier zu nehmen". Hier geht es nicht nur darum, das Spiel mit neuen Inhalten am Leben zu erhalten; es ist eine ausgewachsene Talentsuche.

 

Sie verwandeln Portal im Grunde in die aufwändigste Bewerbungsmappe der Welt, und dein Portfolio ist eine Karte, auf der Panzer vom Himmel fallen oder jeder ein Messer hat, das Raketen verschießt (wahrscheinlich).

In der großen Tradition von...

DICE erfindet hier das Rad nicht neu, aber sie bauen es von Tag eins an direkt in das Fahrgestell eines riesigen AAA-Spiels ein, was eine bemerkenswerte Weiterentwicklung ist. Folgende Beispiele zeigen, dass dies durchaus eine erfolgreiche Strategie sein kann: 

  • Counter-Strike: Entstand ursprünglich als Modifikation für Half-Life. Die Erfinder, Minh Le und Jess Cliffe, wurden daraufhin von Valve eingestellt, um das Projekt professionell weiterzuentwickeln.
  • DotA (Defense of the Ancients): Das gesamte MOBA-Genre hat seinen Ursprung in einer Mod für Warcraft III. Der leitende Entwickler "IceFrog" wurde später ebenfalls von Valve rekrutiert, um den kommerziellen Nachfolger Dota 2 zu erschaffen.
  • PlayerUnknown's Battlegrounds (PUBG): Das Battle-Royale-Genre wurde von Brendan "PlayerUnknown" Greene durch Mods für ARMA 2 populär gemacht, bevor er von einem koreanischen Studio engagiert wurde, um das eigenständige Spiel zu entwickeln.
  • Bethesda: Der Entwickler von The Elder Scrolls und Fallout ist bekannt dafür, regelmäßig die talentiertesten Modder aus der eigenen Community für die Entwicklung neuer Spiele einzustellen.

Was wir davon halten sollen

Was sollen wir also davon halten? Einerseits ist es eine wunderbar clevere Geschäftsstrategie, Forschung, Entwicklung und Rekrutierung an die leidenschaftlichsten Fans auszulagern. Andererseits ist es eine aufrichtig spannende und herzliche Umarmung dessen, was PC-Gaming so besonders macht. Den Spielern mächtige Werkzeuge zu geben und den Kreativsten dann eine potenzielle Job-Karotte vor die Nase zu halten, ist ein starker Motivator.

 

Es könnte sicherstellen, dass Battlefield 6 über Jahre hinweg eine lebendige, sich entwickelnde Plattform bleibt, lange nachdem wir der offiziellen Karten überdrüssig geworden sind. Und wer weiß? Der Designer deiner Lieblingskarte in Battlefield 7 ist vielleicht irgendein kluger Tüftler, der dieses Jahr in Portal seinen Anfang macht.