Nach "vielen, vielen Battlefield-Titeln" war die Luft raus. Patrick Söderlund und seine Ex-DICE-Kollegen hatten die AAA-Risikoscheu satt und suchen mit Embark Studios jetzt ihr Heil in einem PS2-Klassiker: Shadow of the Colossus.

Battlefield war nicht genug: Ex-DICE-Chefs entdecken für Arc Raiders jetzt das PS2-Archiv
 

Arc Raiders: Wenn Battlefield-Veteranen Shadow of the Colossus entdecken

Jahrelang im AAA-Hamsterrad von DICE gefangen, wollen die Gründer von Embark Studios mit ihrem Extraction-Shooter Arc Raiders nun alles anders machen. Die Inspiration für ihre gigantischen Roboter kommt dabei ausgerechnet von Team Ico.

Kurz & Knapp

  • Wer: Embark Studios, angeführt von Ex-DICE-Größe Patrick Söderlund.
  • Warum: Kreative Erschöpfung nach "vielen, vielen Battlefield-Titeln" und der erstickenden "Risikoaversion" der Branche.
  • Was: Der Extraction-Shooter Arc Raiders (der aktuell die Steam-Wunschlisten verstopft).
  • Die große Idee: Shadow of the Colossus (PS2) dient als Vorbild für die Gegner. Weil groß offenbar innovativ ist.
  • Das technische Allheilmittel: Maschinelles Lernen (ML) und Reinforcement Learning sollen die Vision umsetzen.
  • Die Realität: Das Spiel wurde bereits massiv verschoben, weil es anfangs "keinen Spaß" machte.

Die bahnbrechende Erkenntnis: AAA ist risikoscheu

Patrick Söderlund, CEO von Embark, offenbarte kürzlich im Edge Magazine, was Branchenkenner schon lange vermuten: Die Arbeit an etablierten Marken ist nicht immer ein kreatives Feuerwerk. "Wenn man in einem [großen] Studio arbeitet, mit diesen etablierten Marken, gibt es einfach so viel Risikoaversion", so Söderlund. Eine fast schon schockierende Enthüllung.

 

Diese Mentalität, gepaart mit der schieren Menge an produzierten Battlefield-Ablegern, führte offenbar zu einer kollektiven Sinnkrise bei Teilen von DICE. Man wollte herausfinden, was man "ohne Einschränkungen" (unconstrained) überhaupt noch leisten kann. Das Ergebnis ist Embark Studios.

Nach dem Visier kommt der Koloss

Bei der Gründung des neuen Studios stand eine fast schon philosophische Frage im Raum: Was sind eigentlich unsere Lieblingsspiele? Nachdem man über ein Jahrzehnt damit verbracht hatte, "auf das eiserne Visier einer Waffe zu starren", eine verständliche Identitätssuche. Einstimmige Antwort in der Chefetage: Shadow of the Colossus. Besser spät als nie, diesen Klassiker zu entdecken.

 

"Da war etwas Besonderes an Gegnern von großem Maßstab", reflektiert Söderlund. Die Direktive für Arc Raiders war damit klar:

"Wir sagten: 'Wenn wir Roboter machen, wollen wir, dass es sich so innovativ anfühlt wie Shadow Of The Colossus, als es herauskam'."

Ein bescheidenes Ziel. Um dieses Gefühl von 2005 zu replizieren, investiert Embark nun massiv in "Maschinelles Lernen und Reinforcement Learning." Die KI soll es also richten.

Innovation braucht Zeit (oder drei Jahre Verspätung)

Die Inspiration durch Team Icos Meisterwerk bedeutet mehr als nur große Gegner. Es geht um methodisches Vorgehen, um das Erklimmen und das Lösen von Rätseln im Kampf – ein Konzept, das in einem Extraction-Shooter erst noch seinen Platz finden muss.

Arc Raiders

Wie steinig der Weg zur Innovation ist, zeigte die interne Entwicklung von Arc Raiders. Das Spiel, obwohl ein Liebling der Steam-Wunschlisten, wurde dem Vernehmen nach um satte drei Jahre verschoben. Der Grund, den man selten so offen hört: Die Entwickler stellten fest, dass das Spiel schlicht "keinen Spaß" machte. Eine ehrliche, wenn auch kostspielige Einsicht.

 

Nach dem Achtungserfolg von The Finals und dessen Fokus auf serverseitige Zerstörung ruhen die Hoffnungen nun auf Arc Raiders. Ob die Mischung aus Battlefield-Zerstörungsorgien und der methodischen Epik von Shadow of the Colossus, zusammengehalten von moderner KI, am Ende mehr ist als nur ein ambitionierter Fiebertraum, bleibt abzuwarten.