MATH FPS im Check: Wenn dein Aim sitzt, aber dein Gehirn laggt
Warum dieses simple Konzept mich mehr ins Schwitzen bringt als ein 1v5-Clutch in Counter-Strike, und warum das mehr ist als ein simpler Gag, klären wir jetzt.
Kurz & Knapp
- Das Konzept: Arena-Shooter trifft auf Gehirnjogging – Schaden macht nur die korrekte Lösung.
- Der Stressfaktor: Du musst Reflexe (Aiming) und Logik (Rechnen) gleichzeitig abrufen.
- Der Umfang: Wellen-Survival plus Trainingsmodi für alle Grundrechenarten.
- Der Haken: Extrem kurzer Early Access (2-3 Monate) und sportliche Hardware-Empfehlungen.
- Für wen?: Für alle, die glauben, Multitasking-Talente zu sein – und bereit sind, zu scheitern.
Schluss mit dem "Zombie-Modus"
Wir Shooter-Spieler sind Gewohnheitstiere. Wir trainieren Jahre darauf, Bewegungen im peripheren Sichtfeld sofort mit einem Headshot zu bestrafen. Das läuft fast vollautomatisch ab. Und genau hier grätscht MATH FPS rein und stellt dir ein Bein.
Stell dir vor: Ein Bot sprintet auf dich zu. Über ihm leuchtet aggressiv "8 x 7". Dein Muskelgedächtnis schreit: "Schieß auf den Kopf!". Aber dein Kopf muss erst mal "56" brüllen. Und dann beginnt die hektische Suche: Steht die 56 auf dem Torso? Auf dem linken Schienbein?
Es ist ein seltsames Gefühl der Machtlosigkeit, wenn du genau zielen kannst, aber den Abzug nicht drückst, weil du gerade überlegst, was 15 minus 8 ist.
Das Spiel erzeugt eine Blockade im Kopf, die faszinierend und frustrierend zugleich ist. In der Psychologie nennt man das Interferenz – wenn zwei Aufgaben um dieselben Ressourcen im Gehirn kämpfen. Das Ergebnis? Du fühlst dich in den ersten Runden wieder wie in der dritten Klasse an der Tafel, nur dass die Tafel diesmal zurückschießt.
Die Struktur des Chaos: Von 1+1 zum Überlebenskampf
Die Entwickler haben verstanden, dass dieses Konzept eine saubere Lernkurve braucht. Du startest nicht direkt mit Brüchen (die sollen erst zum Full Release kommen). Es beginnt harmlos. Ein bisschen Addition hier, eine leichte Subtraktion da. Du fühlst dich sicher.
Doch das Wellen-Design ist tückisch. Wenn plötzlich fünf Bots aus verschiedenen Richtungen kommen, Projektile fliegen und du blitzschnell zwischen "Geteilt durch" und "Mal nehmen" umschalten musst, bricht das Chaos aus. Hier zeigt sich die wahre Qualität des Titels: Er ist ein Stresstest für deine kognitive Belastbarkeit.
Wer gezielt an seinen Schwächen arbeiten will (wir schauen niemanden schief an, der bei der 7er-Reihe zögert), kann in fünf dedizierten Modi trainieren:
- Die Klassiker: Addition, Subtraktion, Multiplikation, Division.
- Mixed Mode: Der Endgegner für dein Gehirn, wo alles durcheinander geworfen wird.
Ein Blick auf die Technik & Roadmap
Crosse Studios plant einen sehr straffen Zeitplan. Nur 2 bis 3 Monate Early Access sind veranschlagt. Das ist mutig, fast schon riskant. In dieser kurzen Zeit sollen Features wie Prozentrechnung, neue Gegnertypen und die essenziellen Steam Leaderboards nachgerüstet werden.
Oft unterschätzen Teams, wie viel Zeit Bugfixing und Balancing wirklich fressen – besonders wenn die Community merkt, dass bestimmte Zahlenkombinationen auf den Gegner-Modellen schwer lesbar sind.
Mein Eindruck: Eine Nische, die weh tut (im guten Sinne)
MATH FPS wird nicht das nächste Call of Duty. Aber es hat das Potenzial zu diesem einen Spiel in deiner Bibliothek, das du startest, um dich wachzurütteln. Es ist "Brain-Training" für Leute, die Dr. Kawashima zu langweilig finden.
Wenn du dich auf das Experiment einlässt, trainierst du Skills, die dir auch in Overwatch oder Valorant helfen: Target Acquisition unter maximaler mentaler Belastung. Einen kühlen Kopf zu bewahren, wenn die Hütte brennt (und du eine Matheaufgabe lösen musst), ist ein Skill, den man nicht unterschätzen sollte.
Bleibt nur zu hoffen, dass die Entwickler das Balancing hinbekommen. Wenn die Aufgaben zu schwer werden, stirbt der "Flow". Wenn sie zu leicht sind, ist es nur Moorhuhn-Schießen.
via Steam