Wer dachte, er hätte die Kunst gemeistert, aus einer normannischen Hecke beschossen zu werden, die man nicht sehen kann, muss umdenken. Entwickler Expression Games und Publisher Team17 haben beschlossen, dass es Zeit für einen Tapetenwechsel ist, und verfrachten die groß angelegte taktische Schießerei von Hell Let Loose in die Dschungel und Reisfelder Vietnams. Der Nachfolger, schlicht Hell Let Loose: Vietnam betitelt, wurde für einen Release im Jahr 2026 für PC und Konsolen bestätigt.
Das Grundgerüst bleibt vertraut: Zwei Teams mit je 50 Spielern versuchen, sich gegenseitig über eine weitläufige Karte zu schieben, Sektoren zu erobern und dabei nicht den Überblick oder den Kopf zu verlieren. Die eigentliche Neuerung liegt in der Epoche. Der Wechsel vom Zweiten Weltkrieg zum Vietnamkonflikt ist mehr als nur eine ästhetische Anpassung; er bringt eine grundlegende Verschiebung hin zur asymmetrischen Kriegsführung mit sich.
Hubschrauberlärm und Flüstern im Unterholz
Die US-Streitkräfte erhalten Zugang zu einem der prägendsten Werkzeuge dieses Krieges: voll steuerbare Helikopter. Diese dienen dem Truppentransport und der Feuerunterstützung aus der Luft – ein lautes, auffälliges Symbol für die Lufthoheit. Man kann sich bereits die Momente vorstellen, in denen ein Huey über den Baumwipfeln auftaucht, um einen belagerten Squad zu unterstützen oder neue Truppen an einem kritischen Punkt abzusetzen.
Auf der anderen Seite erhalten die Streitkräfte Nordvietnams (NVA) eine weitaus subtilere, aber potenziell ebenso wirkungsvolle Fähigkeit: die Anlage von Tunnelnetzwerken. Diese unterirdischen Wege ermöglichen es, Truppen ungesehen zu verlegen, Hinterhalte zu legen und die Flanken des Gegners zu bedrohen. Es ist eine Mechanik, die das statische Frontliniendenken des Vorgängers aufbrechen könnte.
Die zentrale Frage für das Spieldesign wird sein, wie diese ungleichen Werkzeuge ausbalanciert werden. Ein Helikopter ist eine unmittelbare, sichtbare Bedrohung. Ein Tunnelsystem ist eine latente Gefahr, die strategische Geduld und gute Kommunikation erfordert, um effektiv genutzt oder gekontert zu werden.
Das Kleingedruckte auf der Karte
Unterstützt wird das Geschehen durch weitere Elemente, die dem Szenario entsprechen. Patrouillenboote werden die Kontrolle über die zahlreichen Flüsse der Region zu einem eigenen kleinen Kriegsschauplatz machen. Zum Start sind sechs Karten geplant, die auf realen Orten basieren und die typische Topografie von dichten Dschungeln bis hin zu offenen Bergregionen abbilden sollen. Mit 19 Rollen, verteilt auf Infanterie-, Aufklärungs- und Panzereinheiten, bleibt die Notwendigkeit zur Spezialisierung innerhalb des Teams erhalten.
Der Erfolg von Hell Let Loose: Vietnam wird davon abhängen, ob es Expression Games gelingt, die taktische Tiefe und das Gefühl der Verbundenheit des Originals in ein Szenario zu übertragen, das von Natur aus chaotischer und unvorhersehbarer ist. Es ist ein nachvollziehbarer Schritt für die Serie, aber auch einer, der eigene Herausforderungen mit sich bringt. Die Verlagerung von einem Konflikt mit klaren Fronten zu einem Guerillakrieg im Dschungel ist eine interessante Prämisse. Nun muss sich zeigen, ob die Umsetzung dieser Idee gelingt.