'83, ein taktischer Shooter im Szenario eines eskalierten Kalten Krieges, befindet sich seit rund sechs Jahren in einer wechselhaften Entwicklung. Nun hat das Studio Blue Dot Games, dessen Teammitglieder ihre Spuren bereits bei Red Orchestra 2 und Rising Storm hinterlassen haben, den Start in den Early Access für das vierte Quartal 2025 angekündigt. Gleichzeitig öffnen sie die Tore für Alpha-Tests, für die du dich ab sofort registrieren kannst.
tldr; '83 ist ein 80-Spieler-Militärsimulator, der in einer alternativen Zeitlinie des Jahres 1983 spielt, in der der Kalte Krieg "heiß" wird. Entwickelt von Veteranen der Red Orchestra- und Rising Storm-Reihe, will das Spiel mit authentischer Ausrüstung, Fahrzeugen und einem Fokus auf Teamplay eine Lücke zwischen Arcade-Shootern und Hardcore-Simulationen füllen. Der Early Access auf Steam ist für Ende 2025 geplant, Anmeldungen für die Alpha-Phase sind jetzt möglich.
Ein Schlachtfeld, aber kein Battlefield
Auf dem Papier liest sich das Konzept von '83 wie eine Wunschliste für jeden, der mit der jüngeren Entwicklung der großen Platzhirsche fremdelt. Zwei Teams mit je 40 Spielern, aufgeteilt in kleinere Squads, kämpfen auf großen Karten um die Kontrolle über strategische Punkte. Ein einzelner Spieler pro Seite übernimmt die Rolle des Commanders, koordiniert die Züge des gesamten Teams und kann unterstützende Maßnahmen anfordern – eine Mechanik, die man so ähnlich aus Titeln wie Hell Let Loose kennt. Anders als in der Battlefield-Reihe soll hier aber nicht die Leistung des Einzelnen, sondern die koordinierte Aktion der gesamten Armee im Vordergrund stehen.
Der Kern des Spiels ist das, was die Entwickler als "Clash of Doctrines" bezeichnen. In ihrem zweiten Entwicklertagebuch legen sie dar, wie akribisch sie die beiden Startfraktionen, die US Army und die sowjetischen Bodentruppen, auf Basis ihrer realen Doktrinen von 1983 entworfen haben.
Die US-Streitkräfte setzen auf Struktur, Feuerdisziplin und Präzision. Ihr Arsenal umfasst Waffen wie das M16A1 oder das M60 LMG, und ihre Ausrüstung spiegelt den Übergang zu moderneren, synthetischen Materialien wider.
Die Sowjetischen Streitkräfte hingegen verkörpern eine Doktrin des Drucks, des Feuervolumens und des Momentums. Mit der ikonischen AK-74, dem PKM-Maschinengewehr oder der RPG-7 soll der Gegner durch schiere Masse und unnachgiebigen Vorwärtsdruck niedergehalten werden.
Dieses asymmetrische Design, das sich bis in die robustere und zweckmäßigere Ausrüstung der Sowjets aus Leinen und Leder zieht, soll für eine taktische Tiefe sorgen, die über bloße Waffenstatistiken hinausgeht.
Der Teufel steckt im Detail: Zugänglicher Realismus?
Blue Dot Games wirbt mit dem Slogan "Accessible Realism" – zugänglicher Realismus. Das ist ein schmaler Grat. Man will Authentizität, bis zu dem Punkt, an dem sie in reine Mühsal umschlägt. Konkret bedeutet das: Waffen verhalten sich physikalisch korrekt, Läufe überhitzen bei Dauerfeuer, und beim Nachladen eines halb leeren Magazins landen die verbliebenen Patronen nicht auf magische Weise in der Tasche. Gleichzeitig sollen die Runden mit 30-40 Minuten überschaubar bleiben, um endlose Pattsituationen zu vermeiden.
Genau hier wird sich zeigen, ob das Konzept aufgeht. Das Studio besteht zu großen Teilen aus den Köpfen hinter Red Orchestra 2 – einem Titel, der für seine unbarmherzige Lernkurve bekannt ist. '83 muss es schaffen, diesen anspruchsvollen Kern beizubehalten, ohne Neulinge vor den Kopf zu stoßen, die von den großen Schlachtfeldern angelockt werden. Die Balance zwischen dem Simulationsanspruch der Veteranen und der Notwendigkeit, 80-Spieler-Server zu füllen, wird die größte Herausforderung.
Unreal Engine 5 und ein langer Marsch
Nach sechs Jahren, in denen das Projekt auch mal den Entwickler wechselte, wird '83 nun von Grund auf in der Unreal Engine 5 entwickelt. Die Entwickler versprechen sich davon durch Technologien wie Nanite und Lumen eine visuelle Qualität, die in früheren Projekten unerreichbar war. Gleichzeitig geben sie offen zu, dass die Arbeit mit der sich noch entwickelnden UE5 ihre eigenen Herausforderungen mit sich bringt.
Der Early Access soll bis Mitte oder Ende 2026 andauern. In dieser Zeit planen die Entwickler, die Anzahl der Karten zu verdoppeln, eine weitere Fraktion hinzuzufügen und bestehende Systeme basierend auf dem Community-Feedback zu verfeinern. Der Preis soll sich während dieser Phase nicht erhöhen.
Der Markt für taktische Militärsimulationen ist mittlerweile dicht besiedelt. Zwischen Squad, Hell Let Loose und einer ganzen Reihe kleinerer Titel muss sich '83 eine Nische erkämpfen. Das Setting des Kalten Krieges ist dabei ein starkes Alleinstellungsmerkmal, das seit dem ersten Black Ops in diesem Maßstab schmerzlich vermisst wird.
Die größte Stärke des Projekts ist zweifellos die nachgewiesene Expertise des Kernteams. Die Community rund um Red Orchestra und Rising Storm wartet seit Jahren auf einen echten geistigen Nachfolger. '83 hat das Potenzial, genau das zu werden.
Die lange und turbulente Entwicklungsgeschichte birgt jedoch auch ein Risiko. Sechs Jahre sind eine lange Zeit in der Spieleentwicklung. Der kommende Alpha-Test wird ein erster, entscheidender Indikator dafür sein, ob Blue Dot Games die Vision eines zugänglichen und zugleich tiefgründigen Kalter-Krieg-Shooters technisch sauber und spielerisch überzeugend umsetzen kann.
Das Konzept ist potent und die Köpfe dahinter haben ihr Können bewiesen. Die Frage ist also nicht, ob sie einen guten Taktik-Shooter bauen können, sondern ob es ihnen gelingt, den schmalen Grat zwischen anspruchsvoller Simulation und zugänglichem Großgefecht zu meistern, um etwas zu erschaffen, das sich nicht nur authentisch anfühlt, sondern auch langfristig Bestand hat. Was meinst du – braucht diese Nische noch einen weiteren Anwärter oder ist der Kalte Krieg genau das Szenario, das gefehlt hat?
Quelle:
- '83 auf Steam