Ein "Ratio" auf einer Social-Media-Plattform ist im Grunde eine digitale Abstimmung mit den Füßen, bei der eine Antwort mehr Zuspruch erhält als der ursprüngliche Beitrag selbst. Im Fall des neuen Gameplay-Reveal-Trailers zu Call of Duty: Black Ops 7 ist diese Abstimmung eine öffentliche Demontage. Selten wurde die Kluft zwischen dem, was ein Publisher zeigen möchte, und dem, was die Community sehen will, so schmerzhaft deutlich.

 

tldr: Der Reveal-Trailer zu Black Ops 7 kassiert auf YouTube eine digitale Watsche, die sich gewaschen hat. Ein einziger Kommentar, der Battlefield 6 lobt, hat mehr Likes als das gesamte Video von Activision. Das könnte mehr als nur die übliche Fanboy-Rivalität sein; es ist ein handfestes Symptom für eine tiefere Franchise-Müdigkeit.

Eine Lektion in digitaler Demütigung

Fangen wir mit den harten, ungeschminkten Zahlen an, denn die allein erzählen schon eine bemerkenswerte Geschichte. Der auf der Gamescom Opening Night Live vorgestellte Trailer zu Black Ops 7 hat zum Zeitpunkt dieses Artikels beeindruckende 46 Millionen Aufrufe. Doch die Interaktion darunter ist, gelinde gesagt, katastrophal: Gerade einmal 53'000 Likes stehen laut der Browser-Erweiterung 'Return YouTube Dislike' ganzen 376'000 Dislikes gegenüber.

Black Ops 7: Der beste Werbespot für Battlefield 6?

Stell dir das mal vor. Das ist schon für sich genommen ein klares Votum. Doch die eigentliche Pointe liefert die Kommentarspalte. Ein Nutzer schreibt trocken: "This actually made me Pre-Order Battlefield 6." ("Das hat mich tatsächlich dazu gebracht, Battlefield 6 vorzubestellen."). Dieser eine Satz hat 185'000 Likes gesammelt - und damit fast 132'000 mehr als das millionenschwere Marketingprodukt, unter dem er steht. Andere Kommentare schlagen in dieselbe Kerbe und bezeichnen den Trailer als "beste Werbung für Battlefield 6".

Zwischen Schildkröten und Zukunfts-Trips

Warum aber diese geballte Ablehnung? Es ist das Ergebnis einer Mixtur aus schlechtem Timing und einer wachsenden Entfremdung von der eigenen Kern-Community. Die Stimmung gegenüber Call of Duty ist seit Längerem auf einem Tiefpunkt, was zu einem Großteil an der aggressiven Monetarisierung und den zunehmend absurden Skins liegt. Wenn Teenage Mutant Ninja Turtles, Beavis und Butt-Head oder Charaktere aus American Dad auf dem Schlachtfeld herumlaufen, fühlt sich das für viele Veteranen nicht mehr wie der Shooter an, mit dem sie aufgewachsen sind. Die Bestätigung, dass dieser Trend in Black Ops 7 fortgesetzt wird, war für viele der Tropfen, der das Fass zum Überlaufen brachte.

Dazu kommt der Trailer-Inhalt selbst. Gezeigt wurde ein kurzer Einblick in die neue Koop-Kampagne, die sich als trippiger, halluzinatorischer Ritt durch eine futuristische Welt präsentiert. Das Problem? Ein großer Teil der Spielerschaft schreit seit Jahren nach einer Rückkehr zu einem bodenständigen, geerdeten Setting. Und genau das liefert Konkurrent Battlefield 6, dessen Beta mit ihrem modernen Militär-Szenario bereits Spielerrekorde auf Steam brach. Activision scheint hier eine Nachfrage zu bedienen, die kaum jemand gestellt hat, während DICE die Wünsche der Shooter-Community auf einem Silbertablett serviert.

Ein Lichtblick im Multiplayer-Nebel?

Man muss jedoch fair bleiben: Abseits des Trailers und der Kampagnen-Präsentation gibt es für Black Ops 7 auch positive Signale. Die bisherigen Informationen zum Multiplayer deuten darauf hin, dass die Entwickler an entscheidenden Stellen auf die Community gehört haben. Die Rückkehr von Waffen-Prestige, die standardmäßige Entfernung des verhassten "Tactical Sprint" und der Verzicht auf interaktive Türen, die den Spielfluss hemmen, sind allesamt Änderungen, die von den Profis und Hardcore-Spielern seit Ewigkeiten gefordert werden.

 

Es wirkt fast so, als würden zwei verschiedene Teams an diesem Spiel arbeiten: eines, das auf die Bedürfnisse der kompetitiven Basis eingeht, und eines, das den Item-Shop mit dem Inhalt einer Fiebertraum-Version der 90er-Jahre füllt. Die Frage wird sein, welche Seite am Ende das Gesamterlebnis stärker prägt.

 

Die Schlacht der Shooter-Giganten - Battlefield 6 erscheint am 10. Oktober, Black Ops 7 am 14. November - ist also wiedereröffnet. Selten startete ein Kontrahent jedoch mit einem derartigen PR-Eigentor. Die entscheidende Frage für diesen Herbst ist nicht mehr nur, welches Spiel das bessere Gameplay hat, sondern welches Franchise seine Identität nicht auf dem Altar der wilden Monetarisierung geopfert hat. Was denkst du?