Während große Player wie Microsoft und Nintendo die Preise für ihre Top-Titel auf 80 Euro anheben, meldet sich EA überraschend zu Wort und erklärt, derzeit keine Pläne für eine solche Preissteigerung zu haben. Eine gute Nachricht für die Spieler, oder steckt mehr dahinter? 

Electronic Arts
 

Kurz & Knapp

  • EA-CEO Andrew Wilson kündigt an, dass EA "derzeit" keine Pläne hat, die Standardpreise für Spiele über 70 Euro anzuheben.
  • Diese Haltung widerspricht dem Trend von Xbox und Nintendo, die auf 80 Euro für ausgewählte Titel zusteuern.
  • Als Begründung nennt EA das veränderte Geschäftsmodell (weniger physische Discs, mehr Digital, F2P, Deluxe Editionen).
  • EA betont, auf "Qualität und exponentiellen Wert" über alle Preispunkte hinweg zu setzen.
  • Das Koop-Spiel Split Fiction (von EA veröffentlicht) wird als Beispiel für erfolgreiche Wertlieferung bei 4 Millionen verkauften Einheiten genannt.
  • Die Aussage bedeutet voraussichtlich, dass das nächste Battlefield ebenfalls bei 70 Euro (Standard) starten wird.

Kein 80-Euro-Preisschild von EA – Noch nicht?

Die Nachrichten der letzten Wochen zeigten einen klaren Trend: Spiele werden teurer. Nachdem Nintendo mit Mario Kart World für die Switch 2 die 80-Euro-Marke für Vollpreistitel geknackt hat, bestätigte auch Microsoft, dass "einige" ihrer kommenden First-Party-Spiele diesen Preis tragen werden, zusätzlich neben den Preisanpassungen für die Xbox.  Die Industrie schien sich still und leise auf einen neuen, höheren Standard einzupendeln.

 

Umso überraschender fallen nun die Aussagen von Electronic Arts aus. In der jüngsten Investorenkonferenz erklärte CEO Andrew Wilson, dass EA "derzeit" keine Pläne habe, die Preise für ihre Spiele anzuheben. Finanzchef Stuart Canfield bekräftigte, dass die aktuelle Preisstrategie unverändert bleibe. Dies bedeutet nach aktuellem Stand, dass auch der nächste Teil der Battlefield-Serie wohl weiterhin bei den gewohnten 70 Euro für die Standard Edition liegen dürfte.

 

EAs Begründung: Ein "anderes" Geschäftsmodell

Andrew Wilson untermauerte EAs Haltung mit dem Argument, das Geschäftsmodell habe sich in den letzten zehn Jahren grundlegend verändert. Man verkaufe nicht mehr primär glänzende Discs in Plastikhüllen, sondern biete ein Spektrum von Free-to-Play-Erlebnissen bis hin zu Deluxe Editionen und darüber hinaus. 

 

Unabhängig vom Preis sei das Ziel stets, "unglaubliche Qualität und exponentiellen Wert für unsere Spielerbasis zu liefern". Wenn man Qualität und Wert verbinden könne, sei das Geschäft "stark, widerstandsfähig und wachse weiter". Als Beispiel nannte er den Erfolg von Split Fiction (einem Spiel, das im Übrigen 50 Euro kostet und inzwischen 4 Millionen Mal verkauft wurde), das zeige, wie man Qualität und Wert liefern könne.

 

Diese Argumentation ist typisch EA. Das "andere Geschäftsmodell" meint natürlich das etablierte Live-Service-Modell mit all seinen Facetten: digitale Verkäufe, Mikrotransaktionen, Battle Pässe, diverse Editionen mit gestaffelten Boni.

 

Die Community-Brille: Hält das Argument?

Ja, das Geschäftsmodell hat sich geändert – weg vom klassischen Add-on/DLC-Modell hin zum Live Service. Aber hat dies für den 70 Euro zahlenden Kunden immer zu "exponentiellem Wert" geführt? Die holprigen Starts mancher Titel, die teils fragwürdige Qualität oder der schleppende Nachschub bei Post-Launch-Inhalten wurden in der Vergangenheit oft bemängelt.

 

EAs Verweis auf den Erfolg von Split Fiction (ein Spiel, das ironischerweise in den Augen vieler genau deshalb so erfolgreich ist, weil es fokussiert ist, qualitativ hochwertig und preislich attraktiver als ein voller AAA-Blockbuster!) als Beleg für die eigene Wertstrategie ist zwar clever, lässt aber das Hauptproblem vieler AAA-Titel von EA außer Acht: Die Diskrepanz zwischen dem hohen Basispreis und dem oft enttäuschenden Startzustand oder der gefühlten Abhängigkeit von weiteren Ausgaben im Live Service. Die "Qualität und Wert"-Formel muss für ein 70-Euro-Battlefield anders definiert werden als für ein 50-Euro-Koop-Spiel.

 

Und der Zusatz "derzeit keine Pläne" ist ebenfalls entscheidend. Es ist keine Garantieerklärung für die Ewigkeit. Marktbedingungen können sich ändern, die Konkurrenz könnte mit ihren 80-Euro-Titeln wider Erwarten erfolgreich sein, oder schlichtweg die Entwicklungskosten für das nächste Mega-Projekt könnten EA doch noch zum Umdenken bewegen.

 

Schlussgedanken: Der Test steht noch aus

EAs Entscheidung, (vorerst) nicht am Preiskampf nach oben teilzunehmen, ist auf den ersten Blick positiv. Sie zeigt eine gewisse Marktbeobachtung und vielleicht auch die Erkenntnis, dass die Akzeptanz für reine Preisanhebungen begrenzt ist, besonders wenn das gelieferte Produkt nicht konstant überragend ist.

 

Doch die eigentliche Bewährungsprobe steht noch aus. Ein 70-Euro-Preisschild für das nächste Battlefield setzt voraus, dass EA und DICE liefern: Ein technisch solider Release, ein Kernerlebnis, das überzeugt, und ein Live Service, der den Namen "exponentieller Wert" wirklich verdient und die Community langfristig bindet, ohne das Gefühl zu vermitteln, für das volle Erlebnis zusätzlich tief in die Tasche greifen zu müssen.

 

Der Verzicht auf die 80 Euro ist nur ein kleiner Teilsieg. Ob EA das Vertrauen der Spieler zurückgewinnen und den Wert für 70 Euro liefern kann, wird die Zukunft zeigen.