Battlefield 6: Cheater-Problem eskaliert trotz neuem Javelin Anti-Cheat – und SteamOS-Spieler bleiben ausgesperrt
Battlefield 6: Javelin Anti-Cheat – Kollateralschaden statt Lösung?
Battlefield 6 erfreut sich seit dem Launch am 10. Oktober und dem Start des "Redsec" Battle-Royale-Modus hoher Spielerzahlen. Doch die Freude wird getrübt – es sei denn, man genießt offensichtlich unfaire Matches. Hinter den Kulissen brodelt es: Eine massive Zunahme von Cheatern ist zu beobachten.
Kurz & Knapp
- Trotz des neuen "Javelin" Anti-Cheat-Systems häufen sich Berichte über Aimbots und andere Hacks in BF6.
 - Spieler im EA-Forum und auf Steam belegen Cheater-Aktivitäten, die oft ungestraft bleiben.
 - Javelin ist ein Kernel-Level-System, das Secure Boot auf dem PC voraussetzt.
 - Diese Anforderung blockiert zuverlässig Spieler, die Linux oder SteamOS (z.B. auf dem Steam Deck) nutzen.
 - Die Community stellt die Effektivität von Javelin infrage, da es legitime Spieler aussperrt, aber Cheater anscheinend herzlich willkommen heißt.
 
Die aktuelle Cheater-Lage in Battlefield 6
Berichte in den offiziellen EA-Foren und in der Steam Community zeigen, dass die Server alles andere als sauber sind. Spieler dokumentieren massive Probleme mit Nutzern, die Aimbots, Soft-Aimbots oder Trainer für unendliche Granaten und fehlenden Rückstoß verwenden. Besonders frustrierend: Viele dieser Spieler agieren offen, brüsten sich im Chat mit ihren Hacks und bleiben anscheinend von Konsequenzen weitgehend unbehelligt.
Zwar meldete EA kürzlich die Sperrung von Spielern, die das Aim-Assist-Tool Cronus Zen nutzten – ein Tropfen auf den heißen Stein, wenn zeitgleich ganze Lobbys unspielbar sind. Bereits in der Beta-Phase gab EA an, 330.000 Manipulationsversuche blockiert zu haben. Offensichtlich haben die Hersteller der Cheat-Tools diese Memo nicht erhalten und bieten weiterhin effektive Bypasses an.
Javelin: Ein zweischneidiges Schwert auf Kernel-Ebene
Der Kern des Problems liegt bei EAs neuer Anti-Cheat-Lösung "Javelin". Hierbei handelt es sich um ein System, das auf Kernel-Ebene (Ring 0) des Betriebssystems operiert. Also genau dort, wo Software eigentlich nichts zu suchen hat, wenn sie nicht "Betriebssystem" heißt. Solche tiefgreifenden Systeme, ähnlich wie Activisions Ricochet für Call of Duty, sind in der Theorie mächtig, bringen aber erhebliche Nachteile mit sich.
Kernel-Level-Systeme erfordern tiefsten Zugriff auf den Kern des Betriebssystems. Das ist per Definition ein Sicherheitsrisiko. Sollte diese Schutzsoftware selbst eine Lücke aufweisen, stehen Angreifern Tür und Tor zum gesamten System des Nutzers offen.
Aktuell scheint Javelin jedoch primär im Blockieren legitimer Spieler zu brillieren, statt die Betrüger effektiv zu stoppen.
Der Preis der Sicherheit: Kein Battlefield 6 für Linux und Steam Deck
Eine der größten Hürden, die Javelin aufbaut, ist die Anforderung, dass Secure Boot im System-BIOS aktiviert sein muss. Diese Funktion soll sicherstellen, dass nur vertrauenswürdige Software beim Start geladen wird – Javelin zählt sich selbstbewusst dazu.
Für PC-Spieler, die ein Dual-Boot-System (z.B. Windows und Linux) betreiben, bedeutet dies oft komplizierte Konfigurationen. Für eine wachsende Spielergruppe ist es jedoch ein komplettes K.O.-Kriterium: Nutzer von Linux-Distributionen und insbesondere Spieler auf dem Steam Deck (das auf SteamOS, einem Linux-Derivat, basiert) bleiben schlicht außen vor.
EA hat bisher keine Anstalten gemacht, Javelin für Linux anzupassen. Warum auch, das Problem sind ja offensichtlich die Linux-Nutzer, nicht die Cheater, die unter Windows ungestört weiterspielen. Angesichts dieser Tatsache wirkt der Ausschluss der SteamOS-Community besonders bitter.
Ist Kernel-Level der falsche Weg?
Die Situation wirft die grundsätzliche Frage nach der Verhältnismäßigkeit auf. Oder besser gesagt: die Frage, ob irgendjemand bei der Planung nachgedacht hat. Publisher wie EA und Activision investieren massiv in invasive Kernel-Systeme, die tief in die Privatsphäre und Systemsicherheit der Nutzer eingreifen.
Wenn diese Systeme es aber nicht schaffen, das Cheating-Problem (das in Call of Duty teils noch gravierender ist) einzudämmen, was genau ist dann der "Benefit" dieses tiefen Systemeingriffs?
Es ist vielleicht an der Zeit zu akzeptieren, dass ein 100-prozentiger Schutz vor Cheatern eine Illusion ist. Eine Erkenntnis, die bei den Entwicklern solcher Tools noch nicht ganz angekommen zu sein scheint. Alternativen wie eine verpflichtende Account-Verifizierung per Mobilfunknummer oder robustere, serverseitige Anti-Cheat-Analysen wären für den ehrlichen Spieler weitaus weniger problematisch.