Strauss Zelnick, Chef von Take-Two, sieht in generativer KI die goldene Zukunft und einen Jobmotor. Eine Sichtweise, die angesichts aktueller Entlassungswellen und den Mahnungen von Branchenveteranen zumindest sportlich wirkt. Ein Hoch auf die Produktivitätssteigerung.
CEO-Optimismus: Warum KI laut Take-Two keine Jobs kostet, sondern schafft
Strauss Zelnick, der CEO von Take-Two Interactive, hat auf einer Veranstaltung des Paley Center for Media (via gamedeveloper) seine Sicht auf die generative KI dargelegt. Wenig überraschend für einen Mann an der Spitze eines börsennotierten Unternehmens: Er hält die Technologie für "großartig" und die "Zukunft".
Kurz & Knapp
- Take-Two CEO Strauss Zelnick sieht generative KI als "Zukunft der Technologie".
- Seine Prognose: KI wird die Beschäftigung "erhöhen", nicht reduzieren.
- Als Beweis dient ein historischer Vergleich mit der Landwirtschaft im Jahr 1865.
- Einschränkung: KI könne weder "Genius" noch "Hits" erschaffen (dafür hat man ja Rockstar).
- Zuvor betonte Zelnick, der "kreative Genius" von GTA 6 sei "menschlich".
- Experten (OpenAI) und Berichte warnen indes vor massivem Jobabbau durch KI.
Ein Blick zurück ins Jahr 1865
Zelnick bemüht zur Untermauerung seiner These einen robusten historischen Vergleich. Technologie steigere die Produktivität, was das BIP steigere, was wiederum die Beschäftigung steigere. So weit, so einfach.
Er verwies auf das Jahr 1865, als 65% der US-Arbeitskräfte in der Landwirtschaft schufteten. Heute seien es nur noch 2%, und die USA produzierten dennoch genug Nahrung. "Und ich fordere Dich auf, jemanden zu finden, der kürzlich zu Dir gesagt hat: 'Es ist so schrecklich, ich kann keinen Job als Landwirt bekommen'", so Zelnick. Ein stichhaltiges Argument – vorausgesetzt, man ignoriert den leichten Unterschied zwischen der Mechanisierung der Landwirtschaft und einer Technologie, die kognitive Arbeit automatisiert.
Die Realität klopft an: Warnungen vor Jobverlusten
Zelnicks Glaube an die Technologie als universellen Job-Schöpfer steht im krassen Gegensatz zu den Einschätzungen von Leuten, die näher an der Materie sind. Ein Bericht von Sky News warnte, dass allein in Großbritannien bis zu acht Millionen Jobs gefährdet sein könnten.
Selbst Sam Altman von OpenAI – quasi der Hohepriester der generativen KI – prognostizierte laut Yahoo News unverblümt Jobverluste. Auch aus der Spielebranche selbst kommen weniger euphorische Töne. Fallout-Veteran Brian Fargo (inXile) zeigte sich "besorgt über den Jobverlust". Ein ehemaliger Rockstar-Künstler, der an GTA 6 und RDR2 beteiligt war, nannte vieles im KI-Bereich "Mist" und betonte, man könne "Menschen nicht ersetzen", auch wenn KI für "langweilige Aufgaben" (also die Arbeit, die jetzt noch Menschen machen) nützlich sei.
Die flexible Haltung zu GTA 6
Besonders interessant wird Zelnicks KI-Optimismus im Kontext seiner eigenen Premium-Produkte. Noch vor wenigen Monaten, als es darum ging, den Wert von GTA 6 zu unterstreichen, betonte er stolz, der "kreative Genius" dahinter sei "menschlich".
Wie passt das zusammen? Ziemlich einfach: Zelnick differenziert. KI ist die Zukunft, aber sie kann keine "Genies" oder "Hits" erschaffen.
"Wird es ein Genie erschaffen? Nein. Wird es Hits erschaffen? Nein. Es ist ein Haufen Daten mit ein paar Computern und einem Sprachmodell dran."
KI sei "rückwärtsgewandt", Kreativität hingegen "vorwärtsgewandt". Die Technologie ist also "großartig", solange sie die Produktivität steigert (und Kosten senkt), aber für die echten Hits braucht es natürlich weiterhin den unersetzlichen menschlichen Genius. Eine komfortable Position.
Die "Zukunft": Eine KI, die an Twerk-Buttons glaubt
Wie "vorwärtsgewandt" die aktuelle KI-Generation wirklich ist, demonstrierte kürzlich Googles "AI Overview". Das Tool behauptete mit voller Überzeugung, GTA 6 werde eine "Twerk-Taste" beinhalten.
Die KI war auf einen Hoax hereingefallen, den eine Person drei Monate lang ohne jeden Beweis im Netz verbreitet hatte. Die "Zukunft der Technologie" hat also brav Daten repliziert, ohne Sinn oder Kontext zu verstehen. Das unterstreicht Zelnicks Einschätzung, dass KI (noch) kein Genie ist – auch wenn sie vielleicht bald die Jobs derer übernimmt, die den Unterschied zwischen Fakten und einem Twerk-Button-Hoax erkennen.