Ein neues, experimentelles Projekt namens nano11 reduziert Windows 11 auf eine ISO-Grösse von nur 2,29 GB. Erreicht wird dies durch die konsequente Entfernung von Diensten wie Xbox, Defender und der Update-Funktion.
Kurz & Knapp
- Projekt: nano11, entwickelt von NTDev.
- Grösse: 2,29 GB ISO-Datei, basierend auf dem Windows 11 Insider Build 26200.
- Konzept: Eine extrem entschlackte Windows-Version für spezialisierte Testumgebungen.
- Entfernte Komponenten: U.a. Xbox-Dienste, Microsoft Edge, Windows Defender, Windows Update.
- Nicht wiederherstellbar: Einmal entfernte Funktionen können nicht nachinstalliert werden.
- Zielgruppe: Entwickler für "quick and dirty" Testbeds, nicht für den alltäglichen Gebrauch.
Der radikale Schnitt: Was fehlt in nano11?
Das Projekt nano11 von Entwickler NTDev, bekannt für ähnliche Experimente wie tiny11
oder ein Windows 11, das auf nur 184 MB RAM lief, verfolgt einen aggressiven Ansatz. Um die Installationsgrösse von 7,04 GB auf 2,29 GB zu reduzieren, werden zahlreiche als "Bloat" definierte Systemkomponenten nicht nur deaktiviert, sondern vollständig aus dem Systemabbild entfernt.
Auf der Streichliste stehen unter anderem:
- Sämtliche Xbox-Integrationen (Game Bar, App)
- Microsoft Edge und der Internet Explorer
- Windows Defender
- Die gesamte Windows-Update-Funktionalität
- Bitlocker-Verschlüsselung
- Biometrische Anmeldeoptionen (Windows Hello)
- Barrierefreiheitsfunktionen
- Die meisten vorinstallierten Treiber
Diese Entfernung ist permanent. Laut der Projektbeschreibung auf GitHub ist es nicht vorgesehen, eine dieser Komponenten nachträglich wieder dem System hinzuzufügen. (Quelle: NTDev via GitHub)
Die Philosophie hinter dem Minimalismus
Projekte wie nano11 oder sein etwas alltagstauglicherer Vorgänger tiny11
sind als technisches Experiment und als Kommentar zur zunehmenden Komplexität moderner Betriebssysteme zu verstehen. Sie loten die Grenzen des Möglichen aus und stellen die Frage, welche Komponenten für die Kernfunktionalität eines OS tatsächlich notwendig sind. Der Entwickler selbst positioniert nano11 als "extrem experimentelles Skript", das für schnelle Entwickler-Testumgebungen gedacht ist. Die Reduktion auf das absolute Minimum soll hier für maximale Performance in virtualisierten Umgebungen oder auf sehr alter Hardware sorgen.
Eine Option für Gaming-Systeme?
Die Idee eines schlanken, reaktionsschnellen Betriebssystems ohne unnötige Hintergrundprozesse klingt für viele PC-Spieler verlockend. Weniger Systemlast verspricht potenziell mehr Ressourcen für das eigentliche Spiel. Bei näherer Betrachtung erweist sich nano11 für praktisch alle modernen Gaming-Szenarien jedoch als ungeeignet.
Kompatibilität und Abhängigkeiten
Moderne Spiele und Plattformen wie Steam oder der Epic Games Store setzen eine Vielzahl von Systemkomponenten voraus. Dazu gehören spezifische Versionen des .NET Frameworks, Visual C++ Redistributables und DirectX-Bibliotheken. Die radikale Entfernung von Systemkomponenten in nano11 birgt das hohe Risiko, dass diese Abhängigkeiten nicht erfüllt werden und Spiele gar nicht erst starten. Die Entfernung der Xbox-Dienste schliesst zudem die Nutzung des PC Game Pass vollständig aus.
Treiber-Management
Die Entfernung der meisten Treiber aus dem ISO bedeutet, dass Du jeden einzelnen Treiber manuell finden und installieren musst. Insbesondere die konstante Aktualisierung von Grafikkartentreibern, die für die Performance und Stabilität in neuen Titeln sorgt, wird ohne die unterstützenden Mechanismen eines vollwertigen Windows zu einer aufwendigen Aufgabe.
Sicherheit und Anti-Cheat
Der gravierendste Ausschlussgrund für Online-Gaming ist die Entfernung von Windows Defender und der Update-Funktion.
Ein Gaming-PC, der mit dem Internet verbunden ist und keine aktive Sicherheitssoftware sowie keine Sicherheitsupdates erhält, stellt ein erhebliches Risiko dar. Moderne Anti-Cheat-Systeme wie Riot Vanguard oder Easy Anti-Cheat agieren zudem oft auf tiefen Systemebenen und könnten ein derart modifiziertes Betriebssystem als manipuliert einstufen und den Dienst verweigern.
Feature | Standard Windows 11 | nano11 | Implikation für Gamer |
---|---|---|---|
Windows Update | Automatisch/Manuell | Nicht vorhanden | Kritische Sicherheitslücken bleiben offen |
Windows Defender | Integriert & aktiv | Nicht vorhanden | Kein Basisschutz vor Malware |
Xbox-Integration | Vollständig | Nicht vorhanden | Kein PC Game Pass, keine Game Bar |
Treiber-Support | Umfangreich | Minimal | Hoher manueller Installationsaufwand |
Kompatibilität | Sehr hoch | Unbekannt/Gering | Spiele und Launcher könnten Start verweigern |
Systemlast | Moderat | Sehr gering | Theoretischer Performance-Vorteil |
Nano11 im Kontext: Nicht die einzige Alternative
Für Spieler, die ihr System optimieren möchten, ohne dabei essenzielle Funktionen und Sicherheitsmechanismen zu opfern, existieren praktikablere Ansätze. Das bereits erwähnte Projekt tiny11
von demselben Entwickler ist eine weniger extreme Variante, die Kernkomponenten wie den Defender beibehält. Alternativ ermöglichen zahlreiche "Debloater"-Skripte, die auf einer regulären Windows-Installation ausgeführt werden, das gezielte Deaktivieren oder Deinstallieren unerwünschter Anwendungen, ohne die Systemstabilität oder Sicherheit fundamental zu gefährden.