John Smedley, der Mann hinter Meilensteinen wie EverQuest und Planetside, will es noch einmal wissen. Sein neues Studio enthüllt mit Reaper Actual einen Open-World-Shooter, der so ziemlich alles vereinen will, was das PC-Spielerherz begehrt: die Spannung von Extraction-Shootern, die Persistenz von MMOs und die Taktik von Basenbau-Spielen.

Reaper Actual: MMO-Legenden bauen den nächsten großen Extraction-Shooter
 

Wer den Namen John Smedley hört, denkt an riesige, ambitionierte Online-Welten, die über Jahre hinweg begeisterten. Nach zwei Jahren Entwicklungszeit unter dem Radar tritt nun Reaper Actual (Steam) ins Rampenlicht. Das Projekt ist kein weiterer Klon von Escape from Tarkov oder Hunt: Showdown. 

 

Stattdessen soll es eine vollwertige, persistente Welt bieten, in der jede Kugel und jede Entscheidung zählt - getragen von einem Team aus Genre-Veteranen und einem Budget von über 30 Millionen US-Dollar. Doch kann dieser gewaltige Genre-Mix überhaupt funktionieren?

Reaper Actual - Die Vision: Ein lebendiges Schlachtfeld

Die Entwickler von Distinct Possibility Studios beschreiben ihre Vision als eine Art Kreuzung aus Call of Duty: DMZ, Rainbow Six Siege und einer persistenten offenen Welt. Die Bühne für dieses Spektakel ist Marova, eine vom Bürgerkrieg zerrüttete Mittelmeerinsel. Und die ist gigantisch.

 

"Stellt euch eine Karte vor, die viermal so groß ist wie Al-Mazrah aus Warzone", so die Entwickler. Mit einer Fläche von 16x12 Kilometern ist klar: Zu Fuß kommt man hier nicht weit. Fahrzeuge zu Land, zu Wasser und in der Luft sind keine Option, sondern eine Notwendigkeit.

Auf dieser riesigen Spielwiese treffen bis zu 200 Spieler pro Server aufeinander, doch sie sind nicht allein. Die Welt wird von einer "massiven Anzahl" an NPCs und fünf verschiedenen, sich ständig bekriegenden Fraktionen bevölkert. Das Ziel ist es, eine dynamische Welt zu schaffen, in der sich die Machtverhältnisse ständig verschieben – auch dann, wenn ihr gerade nicht online seid.

Gameplay-Kern: Mehr als nur Rein, Looten, Raus

Das Herzstück von Reaper Actual ist zwar der bekannte Loop eines Extraction-Shooters, doch dieser wird um entscheidende strategische Ebenen erweitert.

Basenbau und Verteidigung

Ein zentrales Element ist der Bau eurer eigenen Basis. Dieser Stützpunkt ist kein abstraktes Menü, sondern ein physischer, verteidigbarer Ort in der Spielwelt. Hier lagert ihr eure Beute, craftet Ausrüstung und plant den nächsten Einsatz. Der Haken: Eure Basis kann von anderen Spielern und den NPC-Fraktionen angegriffen werden. Besonders, wenn ihr durch erfolgreiche Missionen euren "Heat Level" in die Höhe treibt, werdet ihr zu einem primären Ziel für eure Konkurrenten. Ihr müsst also Fallen stellen, Verteidigungsanlagen errichten und eure Festung sichern.

Reaper Actual: MMO-Legenden bauen den nächsten großen Extraction-Shooter

Die Cerberus-KI: Der unsichtbare Spielleiter

Damit die riesige Welt nicht zu leeren Laufwegen verkommt, setzt das Studio auf ein cleveres System namens Cerberus. Diese KI agiert im Hintergrund als eine Art Spielleiter, dessen einzige Aufgabe es ist, für spannende und unvorhersehbare Konflikte zu sorgen.

 

"Cerberus zwingt Spieler permanent in den Konflikt", erklärt John Smedley. Das System analysiert die Positionen und Aktionen der Spieler und generiert dynamische Gegenmissionen. Ein Team erhält etwa den Auftrag, ein hochrangiges Ziel auszuschalten. Gleichzeitig bekommt ein anderer Trupp in der Nähe die Mission, genau dieses Ziel zu beschützen. Gelingt der Angriff, wird sofort ein Kopfgeld auf die Sieger ausgesetzt und eine neue Mission für andere Spieler generiert: Stoppt ihre Extraktion um jeden Preis.

Dieser Ansatz verspricht, die oft statische Natur von Open-World-Shootern aufzubrechen und für eine konstante, spielergetriebene Spannung zu sorgen.

Der Elefant im Raum: Die Web3-Integration

Jetzt kommt der Punkt, bei dem viele Spieler hellhörig werden: Reaper Actual wird optionale Web3-Elemente nutzen. Die Entwickler wissen um die Kontroverse und betonen einen sehr bewussten und transparenten Ansatz.

Die wichtigste Information zuerst: Das Hauptspiel, das auf Steam und im Epic Games Store erscheint, wird keinerlei Krypto- oder NFT-Funktionen enthalten. Stattdessen wird es eine separate Webseite geben, auf der Spieler mit gefundenen kosmetischen Gegenständen handeln können, wenn sie das möchten.

 

Smedley legt die Regeln unmissverständlich dar:

  • Es gibt kein Pay-to-Win. Gekaufte oder gehandelte Gegenstände bieten keinerlei spielerische Vorteile. Es handelt sich ausschließlich um Kosmetika.
  • Keine Lootboxen, kein Glücksspiel.
  • Die Teilnahme ist komplett optional und vom Kern-Gameplay getrennt.

"Das ist der ethischste Weg, so etwas umzusetzen", so Smedley. Es ist ein Experiment, um eine von Spielern getragene Wirtschaft zu ermöglichen, ohne das eigentliche Spiel zu kompromittieren.

Reaper Actual: MMO-Legenden bauen den nächsten großen Extraction-Shooter

Ausblick: Ein potenzieller Meilenstein mit hohen Hürden

Reaper Actual ist auf dem Papier ein echtes Traumprojekt für Fans komplexer Online-Shooter. Ein erfahrenes Team, eine ambitionierte Vision und ein solides finanzielles Fundament schaffen eine hervorragende Ausgangslage. Die Mischung aus tense Extraction-Gefechten, taktischem Basenbau und einer dynamischen, von einer KI befeuerten Welt könnte genau der frische Wind sein, den das Genre braucht.

 

Die Herausforderung wird gigantisch sein, all diese Systeme zu einer funktionierenden und ausbalancierten Einheit zu verschmelzen. Die optionale Web3-Anbindung ist ein mutiger, aber auch riskanter Schritt, dessen Akzeptanz in der Community sich erst noch zeigen muss. Die kommenden Alpha-Tests werden der erste, entscheidende Gradmesser dafür sein, ob Distinct Possibility Studios hier tatsächlich den nächsten großen Wurf für PC-Spieler erschafft. Wir bleiben gespannt.