Der Slayer ist zurückgekehrt, Kameraden! Doch statt Plasmagewehr und UAC-Korridoren erwarten uns diesmal Schildsäge und mittelalterliche Burganlagen. DOOM: The Dark Ages verspricht seit seiner Ankündigung auf dem Xbox Games Showcase eine martialische Zeitreise in ein finsteres Zeitalter – eine thematische Frischzellenkur für die ikonische Shooter-Reihe, die man durchaus begrüßen kann. Die Erwartungshaltung an id Software ist, wie wir alle wissen, traditionell immens. Schließlich steht der Name DOOM für exzellent inszenierte Action und technische Finesse. Die erste wirkliche Überraschung nach dem Launch am 15. Mai 2025 lauert jedoch nicht in den Abgründen der Hölle, sondern manifestiert sich in den nüchternen Statistiken von Steam.

DOOM: The Dark Ages – Mittelalter-Exkursion mit Schattenseiten?
 

Analyse zu Spielerzahlen, Preis und fehlendem Multiplayer

Die Posaunen des Release-Tages sind kaum verklungen, da werfen die nackten Zahlen bereits berechtigte Fragen auf. Besitzt der mittelalterliche Slayer weniger Anziehungskraft als sein futuristisches Pendant aus DOOM Eternal? Oder verbergen sich hinter den auf den ersten Blick verhaltenen Spielerzahlen tieferliegende Gründe? Dieser Artikel bohrt nach und stellt die entscheidenden Fragen, die uns alle in der Community bewegen.

 

Kurz & Knapp: Die Kernpunkte des Artikels

  • Launch-Performance: DOOM: The Dark Ages erreicht auf Steam zum Start ca. 31.470 gleichzeitige Spieler, deutlich weniger als DOOM Eternal (ca. 104.891).
  • Game Pass Faktor: Die Day-One-Verfügbarkeit im PC Game Pass dürfte die Steam-Zahlen maßgeblich beeinflussen.
  • Preispolitik: Mit €69,99 für die Standard Edition auf Steam setzt Bethesda ein hohes Preisschild an.
  • Premium Edition: Für €99,99 erhält man vor allem einen zukünftigen Kampagnen-DLC und kosmetische Boni; der Mehrwert ist diskutabel.
  • Kein Multiplayer: id Software verzichtet komplett auf einen Mehrspieler-Modus und fokussiert sich auf die Singleplayer-Kampagne.
  • Singleplayer-Innovationen: Schildsäge, reitbarer Drache und Atlan-Mech sollen die Kampagne bereichern.

Spielerzahlen-Analyse: Warum The Dark Ages auf Steam (vorerst?) nicht an Eternal anknüpfen kann

Zahlen lügen bekanntlich selten, und im Fall von DOOM: The Dark Ages zeichnen sie auf Steam ein Bild, das zumindest Anlass zur intensiven Diskussion gibt. Innerhalb der ersten 24 bis 48 Stunden nach vollständiger Freischaltung erreichte der Titel einen Spitzenwert von etwa 30.812 bis 31.470 gleichzeitigen Spielern auf Valves Plattform. Für einen AAA-Titel dieser Größenordnung ist das per se kein Desaster, doch im direkten Vergleich zum Vorgänger DOOM Eternal wirkt dieser Wert fast schon ernüchternd. 

DOOM: The Dark Ages - Slayer

Eternal stürmte im März 2020 mit beeindruckenden 104.891 gleichzeitigen Spielern an die Steam-Spitze. Selbst der Reboot DOOM (2016) konnte zum Launch im Mai 2016 mit 32.182 Spielern einen marginal höheren initialen Peak vorweisen und erreichte später sogar 44.271 Spieler gleichzeitig.

 

Spielerzahlen-Vergleich: DOOM: The Dark Ages vs. Vorgänger (Steam)

SpielSteam Spielerpeak (Launch / ~24h)Steam Spielerpeak (All-Time)
DOOM: The Dark Agesca. 31.470ca. 31.470 (Stand Mai 2025)
DOOM Eternalca. 104.891ca. 104.891
DOOM (2016)ca. 32.182ca. 44.271

Der Game-Pass-Faktor und der Preis-Hammer – Die offensichtlichen Verdächtigen

Man muss kein Branchenprophet sein, um zu konstatieren:

Microsofts Game Pass ist hier der sprichwörtliche grüne Elefant im Raum. DOOM: The Dark Ages ist seit dem ersten Tag im PC Game Pass inkludiert. Für viele PC-Spieler, die bereits Abonnenten sind, stellt sich die Frage nach einem Vollpreiskauf auf Steam schlichtweg nicht, zumindest nicht initial.

Warum 70 Euro investieren, wenn der Titel quasi ohne Zusatzkosten im Abo verfügbar ist? Diese simple Überlegung dürfte die Steam-Zahlen signifikant beeinflusst haben. Gerade bei reinen Singleplayer-Titeln ist die Hemmschwelle für einen Direktkauf höher, wenn eine attraktive "Mietoption" existiert. Diskussionen in diversen Spielerforen deuten wiederholt darauf hin, dass der Game Pass als willkommene Möglichkeit gesehen wird, teure Neuerscheinungen zu evaluieren, bevor eine endgültige Kaufentscheidung getroffen wird.

 

Hinzu kommt der von Bethesda angesetzte Preis: 70 Euro (respektive $69.99) werden für die Standard Edition von The Dark Ages auf Steam fällig. Das ist eine Ansage, die selbst dem Doom Slayer kurz die Kettensäge aus der Hand fallen lassen dürfte. Zur Erinnerung: DOOM Eternal startete für deutlich moderatere $39.99.

 

Eine Preissteigerung von nahezu 75% für einen Nachfolger, der, wie wir später noch diskutieren werden, gänzlich auf einen Multiplayer-Modus verzichtet, ist ein schwer verdaulicher Brocken. Diese aggressive Preisgestaltung im Zusammenspiel mit der Game-Pass-Alternative dürfte viele potenzielle Steam-Käufer abgeschreckt oder zumindest ins Grübeln gebracht haben.

DOOM: The Dark Ages – Mittelalter-Exkursion mit Schattenseiten?

Die Kombination aus einem hohen Einstiegspreis und einer leicht zugänglichen, kostengünstigeren Alternative über den Game Pass schafft einen starken finanziellen Anreiz, Steam als primäre Kaufplattform zu meiden. Dies ist nicht nur ein Phänomen, das DOOM betrifft, sondern ein klares Indiz dafür, wie Abo-Dienste das traditionelle Verkaufsmodell von AAA-Singleplayer-Spielen auf dem PC fundamental verändern. Die reinen Steam-Verkaufs- oder Spielerzahlen könnten somit ein immer ungenaueres Bild des tatsächlichen Erfolgs oder der Spielerreichweite eines Titels zeichnen.

 

Weitere mögliche Gründe: Systemanforderungen und Timing

Neben den Hauptfaktoren Preis und Game Pass könnten auch andere Aspekte eine Rolle spielen. Die offiziell kommunizierten, "ziemlich hohen PC-Systemanforderungen" – mindestens eine Raytracing-fähige GPU, ein 8-Kern-Prozessor und 16 GB RAM – könnten einen Teil der Spielerschaft mit älterer Hardware von einem sofortigen Kauf abhalten. Man erinnere sich an ähnliche Diskussionen bei anderen technisch anspruchsvollen Titeln.

 

Auch das Timing des Launches ist nicht zu vernachlässigen. DOOM Eternal erschien an einem Freitag und, was noch wichtiger ist, zu Beginn der COVID-19-Pandemie. Die damaligen Lockdowns und die damit verbundene viele Freizeit führten zu einem generellen Anstieg der Spielaktivitäten. The Dark Ages hingegen startete an einem Donnerstag in einer Welt, die sich von den Pandemie-Einschränkungen weitgehend erholt hat, was den anfänglichen Spieleransturm potenziell gedämpft haben könnte.

DOOM Eternal

Es ist jedoch von essenzieller Bedeutung festzuhalten, dass die geringeren Steam-Zahlen nicht zwangsläufig auf mangelndes Interesse an DOOM oder hochwertigen Singleplayer-Shootern hindeuten. Vielmehr spiegeln sie eine zunehmend preis- und wertbewusste PC-Spielerschaft wider, die Alternativen wie den Game Pass sorgfältig abwägt. Die "Sehr positiven" Steam-Bewertungen, die The Dark Ages trotz der geringeren Spielerzahl erhielt, deuten darauf hin, dass diejenigen, die das Spiel erwerben, es durchaus goutieren. Dies legt eine mögliche Diskrepanz zwischen dem wahrgenommenen Launch-"Erfolg" (basierend auf reinen Steam-Zahlen) und der tatsächlichen Spielqualität oder Spielerzufriedenheit nahe.

 

Die Premium Edition auf dem Prüfstand: Lohnt sich der Aufpreis für PC-Slayer?

Neben der Standard Edition für €69,99 offeriert Bethesda auch eine Premium Edition von DOOM: The Dark Ages für ambitionierte €99,99. Doch was genau erhält der zahlungswillige Slayer für den Aufpreis von 30 Euro?

Inhalt der DOOM: The Dark Ages Editionen für PC

InhaltselementStandard Edition (€69.99)Premium Edition (€99.99)
BasisspielJaJa
Vorbesteller-Bonus: Void Slayer SkinJa (bei Vorbestellung)Ja (bei Vorbestellung)
Bis zu 2 Tage Early AccessNeinJa
Zukünftiger Kampagnen-DLC (Verfügbarkeit später)NeinJa
Divinity Skin Pack (Slayer, Drache, Atlan)NeinJa
Digitaler Artbook & SoundtrackNeinJa

Kritische Bewertung: 30 Euro mehr für … was genau?

Der Löwenanteil des Premium-Aufpreises scheint in einem Versprechen für die Zukunft zu liegen: dem Kampagnen-DLC, dessen Inhalt, Umfang und Erscheinungsdatum noch völlig im Dunkeln liegen. Man erwirbt also die sprichwörtliche Katze im Sack – oder passender: den Dämon im Portal, dessen Ankunft erst später erfolgt. Diese Art von Vertrauensvorschuss ist in der Community, wie wir wissen, oft kritisch beäugt.

Die weiteren Boni der Premium Edition wiegen diesen Vertrauensvorschuss kaum auf. Zwei Tage früher metzeln dank Early Access? Für eine reine Singleplayer-Erfahrung ist der Mehrwert dieses Privilegs, seien wir ehrlich, fragwürdig und dürfte für die meisten Spieler kaum 30 Euro wert sein. Das "Divinity Skin Pack" mit kosmetischen Anpassungen für den Slayer, seinen Drachen und den Atlan-Mech ist eine nette Dreingabe, aber traditionell für informierte Spieler eher von untergeordneter Bedeutung, es sei denn, die Skins wären außergewöhnlich transformativ. Der digitale Artbook und Soundtrack sind für Sammler und Liebhaber sicherlich interessant, rechtfertigen aber für den Durchschnittsspieler ebenfalls keinen derart hohen Aufpreis.

DOOM: The Dark Ages – Premium

Vergleich mit der Vergangenheit und der Game-Pass-Kontext

Ein Blick auf die Deluxe Edition von DOOM Eternal macht die Angelegenheit nicht besser. Diese kostete zum Launch ebenfalls $69.99 (der damalige Preis der Dark Ages Standard Edition!) und enthielt den Year One Pass mit gleich zwei umfangreichen Kampagnen-Erweiterungen ("The Ancient Gods Part One and Two") sowie weitere digitale Extras. Im direkten Vergleich wirkt das Angebot der Dark Ages Premium Edition für €99,99 mit nur einem angekündigten DLC deutlich weniger generös. Hier könnte man Bethesda durchaus eine gewisse Gier unterstellen, oder zumindest eine Fehleinschätzung des Preis-Leistungs-Verhältnisses.

 

Besonders kritisch wird die Werthaltigkeit der Premium Edition für Nutzer des PC Game Pass. Wer das Basisspiel bereits über sein Abonnement spielt, kann ein "Premium Edition Upgrade" erwerben. Doch lohnt es sich, zusätzlich Geld für digitale Goodies und einen zukünftigen DLC auszugeben, wenn man das Hauptspiel nicht einmal "besitzt"? Hier bröckelt das Wertversprechen erheblich.

DOOM: The Dark Ages – Gamepass

Die primäre greifbare Wertkomponente der Premium Edition ist der zukünftige Kampagnen-DLC. Dieses Modell der verzögerten Bedürfnisbefriedigung macht die Vorauszahlung von 30 Euro zu einer schwierigen Entscheidung, insbesondere für Game-Pass-Abonnenten.

Diese könnten es vorziehen, abzuwarten und den DLC separat zu erwerben oder darauf zu hoffen, dass er irgendwann ebenfalls im Game Pass landet. Dies birgt das Risiko einer Wertfalle für frühe Käufer der Premium Edition, sollte der DLC die Erwartungen nicht erfüllen oder seine Preisgestaltung bzw. Verfügbarkeit sich später ändern.

Es scheint eine gewisse Diskrepanz zwischen dem Vorstoß, ein preislich hoch angesiedeltes Singleplayer-Erlebnis zu vermarkten, und der Struktur der Premium Edition zu geben, die stark auf zukünftige Inhalte setzt. Dies könnte bei PC-Spielern, die oft skeptisch gegenüber Vorabzahlungen für unangekündigte DLCs sind, auf wenig Gegenliebe stoßen, insbesondere wenn mit dem Game Pass eine risikoärmere Alternative für das Hauptspiel existiert. Die Strategie von Bethesda und Microsoft, Premium-Editionen für Game-Pass-Titel anzubieten, erfordert eine sorgfältige Balance. Ist der unmittelbare Mehrwert des Premium-Contents nicht überzeugend genug, könnte dies zu geringeren Verkaufszahlen dieser Editionen unter der wachsenden Zahl von Game-Pass-Abonnenten führen.

 

Kein Multiplayer, kein Problem? Wie sich der Solo-Fokus auf Wertung und Langzeitmotivation auswirkt

Eine der meistdiskutierten Entscheidungen rund um DOOM: The Dark Ages ist der vollständige Verzicht auf einen Multiplayer-Modus. id Software hat hier einen klaren Schlussstrich gezogen: Statt Ressourcen in einen potenziellen Mehrspieler-Modus zu stecken, der – seien wir ehrlich – bei den letzten Titeln eher eine Fußnote blieb, gibt es die volle Konzentration auf die Kampagne. Konsequent – oder ein Eingeständnis, dass man im Multiplayer-Ring nicht mehr mit den ganz Großen mithalten kann oder will?

 

Die Entscheidung: Singleplayer-Festung statt Multiplayer-Baustelle

Die Entwickler, insbesondere Executive Producer Marty Stratton und Game Director Hugo Martin, begründen diesen Schritt nachvollziehbar.

 

Man habe sich früh in der Entwicklung entschieden, "alle Energie darauf zu verwenden, die bestmögliche Kampagne zu entwickeln". Diese Fokussierung, so die Argumentation, habe es erst ermöglicht, ambitionierte neue Singleplayer-Features wie den steuerbaren Atlan-Mech, den reitbaren Drachen und die neue Schildsäge zu realisieren – Elemente, die bei einer Aufteilung der Ressourcen möglicherweise hätten gekürzt oder kompromittiert werden müssen.

Hugo Martin merkte laut Branchenberichten an, dass man heutzutage "nicht einfach einen kleinen Multiplayer" entwickeln könne; ein solcher Modus erfordere signifikante und oft andauernde Unterstützung im Live-Service-Stil, was man für The Dark Ages vermeiden wollte.

Die Erfahrungen mit den Multiplayer-Modi der Vorgänger dürften ebenfalls eine Rolle gespielt haben. Der Mehrspieler von DOOM (2016) erhielt, wie sich viele erinnern werden, gemischte Kritiken, und der asymmetrische Battlemode von DOOM Eternal, obwohl ein interessantes Experiment, konnte sich nie wirklich in der Breite durchsetzen oder eine langanhaltende Spielerbasis aufbauen. Die Entwickler scheinen erkannt zu haben, dass die "Kampagnen zu einem großen Teil das sind, wofür die Leute die modernen Doom-Spiele spielen". Eine Erkenntnis, die man als Community-Mitglied durchaus teilen kann.

 

Auswirkungen auf Spielerzahlen und Gesamtwert

Der Verzicht auf einen Multiplayer-Modus könnte, über die bereits diskutierten Faktoren Preis und Game Pass hinaus, ebenfalls zu den verhalteneren Steam-Zahlen beigetragen haben. Ein nicht unerheblicher Teil der Spielerschaft erwartet von einem Vollpreistitel eine langanhaltende Beschäftigung, die oft durch Mehrspieler-Komponenten gewährleistet wird. Fehlt diese, muss die Singleplayer-Erfahrung außergewöhnlich umfangreich, qualitativ hochwertig und wiederspielbar sein, um den Preis von 70 Euro zu rechtfertigen, insbesondere in einem Markt, der von langlebigen Multiplayer-Spielen dominiert wird. Man denke nur an die Langlebigkeit alter Battlefield-Titel, die oft gerade durch ihre Multiplayer-Komponente getragen wurde.

 

Kompensation durch Singleplayer-Innovationen? Schild, Drache, Atlan-Mech!

Als direkten Ausgleich für den fehlenden Multiplayer präsentiert id Software eine Reihe von Neuerungen in der Kampagne:

  • Die Schildsäge (Shield Saw): Dieses neue Werkzeug ist das Herzstück der überarbeiteten "Stand and Fight"-Kampfphilosophie. Es ermöglicht nicht nur das Blocken und Parieren von Angriffen, sondern auch das Zurückschleudern von Projektilen und kann sogar wie Captain Americas Schild geworfen werden, um Gegner zu durchtrennen oder zu betäuben. IGN beschrieb das Gefühl, als würde man "das großartigste inoffizielle Captain America-Spiel aller Zeiten" spielen.
  • Der Atlan-Mech: Spieler können in riesigen Mechs Platz nehmen und in "Godzilla-artigen" Sequenzen mit "schulbusgroßen Fäusten" auf Dämonen eindreschen.
  • Der Mecha-Drache: Ein reitbarer kybernetischer Drache mit Kanonen und Laserflügeln verspricht luftige Kämpfe im "Game of Thrones"-Stil.

Diese Elemente sind die von Stratton erwähnten "Mini-Spiele innerhalb des Spiels", die durch den alleinigen Fokus auf den Singleplayer ermöglicht wurden. Die Frage, die sich uns allen stellt: Bereichern diese Neuerungen die Kampagne so sehr, dass der fehlende Multiplayer nicht ins Gewicht fällt? Erste Eindrücke und Previews sind hier durchaus ambivalent: Einige Tester loben die frischen und packenden Mechaniken, während andere Bedenken äußern, die Neuerungen könnten zu gimmickhaft sein oder das Gameplay sei insgesamt vereinfacht worden, möglicherweise zugunsten der Konsolen-Zugänglichkeit. Kann ein Schild-Säge-Hybrid und ein gelegentlicher Drachenausritt die Leere füllen, die ein fehlender Multiplayer-Modus für manche Spieler hinterlässt? Das bleibt abzuwarten.

 

Die breitere Debatte: Der Wert von reinen Singleplayer-AAA-Shootern heute

Die Entscheidung von id Software wirft ein Schlaglicht auf eine größere Debatte in der Spielebranche, die auch uns in der Community immer wieder beschäftigt:

Sind PC-Spieler noch bereit, den vollen Preis von 70 Euro für eine vielleicht 12-15 Stunden lange Singleplayer-Kampagne ohne jeglichen Mehrspieleranteil zu zahlen? Dies gilt umso mehr in Zeiten von Diensten wie dem Game Pass, die für einen Bruchteil des Preises eine riesige Auswahl an Spielen bieten.

Wir als Community haben traditionell eine Lanze für starke Singleplayer-Erlebnisse gebrochen. Eine herausragende, perfekt polierte Solo-Kampagne kann ihren Preis wert sein, doch die Messlatte liegt hierfür außerordentlich hoch.

Die strategische Entscheidung von id Software, den Multiplayer aufzugeben, ist ein kalkuliertes Risiko. Sie basiert auf einer realistischen Einschätzung vergangener Erfolge (oder Misserfolge) im Multiplayer-Bereich und den enormen Kosten, die mit der Entwicklung und Pflege moderner Mehrspieler-Modi verbunden sind. Indem sie sich zu 100% auf ihre Kernkompetenz konzentrieren – die brachiale Singleplayer-DOOM-Erfahrung – versuchen sie, ein Risiko zu minimieren und gleichzeitig die Kampagne mit neuen, ambitionierten Mechaniken aufzuwerten. Es ist eine Abkehr vom Versuch, ein "All-in-One"-Paket zu schnüren, hin zu spezialisierter Exzellenz.

 

Der Verzicht auf einen Multiplayer-Modus in einem 70-Euro-DOOM-Titel zwingt zu einer direkten Auseinandersetzung mit der Frage, was "Wert" in einem Premium-Singleplayer-Spiel ausmacht. Wenn die neuen Mechaniken und die Gesamtqualität der Kampagne wirklich außergewöhnlich sind und signifikante Wiederspielbarkeit oder einzigartige Erlebnisse bieten, könnte dies den Preis für viele rechtfertigen. Sollten sich diese Neuerungen jedoch als kurzlebige Gimmicks herausstellen oder die Kampagne zu kurz sein, wird das Fehlen des Multiplayers die Kritik am Preis-Leistungs-Verhältnis unweigerlich verstärken. DOOM: The Dark Ages wird somit zu einem wichtigen Testfall. Ein Erfolg könnte andere AAA-Entwickler ermutigen, ebenfalls selbstbewusst auf reine Singleplayer-Titel zu setzen, vorausgesetzt, sie liefern außergewöhnliche Qualität. Ein Misserfolg könnte die Ansicht zementieren, dass 70 Euro für reine Solo-Spiele ohne umfangreichen Inhalt oder Wiederspielbarkeit schlicht zu viel des Guten sind, und solche Titel weiter in Richtung Abo-Dienste oder niedrigere Preispunkte drängen.

 

Fazit: Für wen ist DOOM: The Dark Ages (und seine Premium-Version) das Richtige?

Nachdem wir die Spielerzahlen seziert, die Premium Edition durchleuchtet und den Verzicht auf den Multiplayer analysiert haben, stellt sich die Gretchenfrage, die uns alle umtreibt: Zuschlagen, abwarten oder doch lieber im Game Pass metzeln?

Die Steam-Spielerzahlen von DOOM: The Dark Ages bleiben zwar hinter denen von Eternal zurück, was aber maßgeblich dem hohen Preis und der direkten Verfügbarkeit im Game Pass geschuldet sein dürfte – und nicht zwingend einer mangelnden Qualität des Spiels selbst. Die Premium Edition für €99,99 steht auf wackeligen Beinen, da ihr Hauptmehrwert, der Kampagnen-DLC, erst in der Zukunft liegt und der sofortige Nutzen den Aufpreis von 30 Euro kaum rechtfertigt, insbesondere für Game-Pass-Nutzer. Die Entscheidung für einen reinen Singleplayer-Fokus ist mutig und nachvollziehbar; id Software setzt alles auf die Karte einer bombastischen Kampagne, angereichert mit neuen Mechaniken wie der Schildsäge, dem Atlan-Mech und dem reitbaren Drachen.

 

Unsere Einschätzung für die Community: Kaufen, Warten oder im Game Pass zocken?

 

  • Für Hardcore-DOOM-Fans und Singleplayer-Gourmets: Wenn ihr jeden Pixel von DOOM aufsaugt, die Kampagne euer Heiligtum ist und ihr die neuen Mechaniken wie Schild und Drache unbedingt sofort erleben wollt – und der Geldbeutel es hergibt – dann könnt ihr über die Standard Edition für 70 Euro nachdenken. Die Premium Edition? Nur wenn ihr blindes Vertrauen in den kommenden DLC habt und Early Access sowie digitale Goodies euch den Aufpreis wert sind. Persönlich würde ich hier zur Vorsicht mahnen.
  • Für preisbewusste PC-Spieler und Game-Pass-Abonnenten: Ganz klar: Der Game Pass ist euer bester Freund! Hier könnt ihr ohne Reue in die mittelalterliche Hölle abtauchen und den Slayer auf seinem neuen Kreuzzug begleiten. Gefällt's euch, könnt ihr später immer noch über einen Kauf des Basisspiels (vielleicht im Sale?) oder des DLC nachdenken, wenn dieser denn erscheint und überzeugt.
  • Für Multiplayer-Enthusiasten: Seid ehrlich zu euch selbst: Wenn ihr DOOM primär für den Multiplayer geliebt habt (was bei den letzten Teilen eher die Ausnahme war), dann ist The Dark Ages schlicht nicht euer Spiel. Da helfen auch keine Drachen oder Mechs.
  • Für Unentschlossene bezüglich der Premium Edition: Unser klarer Rat: Abwarten. Beobachtet, wie die Kampagne bei Spielern und Testern ankommt, wartet auf Details und Tests zum versprochenen DLC. 30 Euro für ein Versprechen sind eine Menge Holz, das gut investiert sein will.

Ob der Slayer im Mittelalter also wirklich die Hölle heiß macht oder sich eher eine blutige Nase an der Erwartungshaltung und Preisgestaltung holt, wird sich erst noch erweisen müssen. Die wahren Erfolgsindikatoren werden nicht nur die initialen Steam-Charts sein, sondern die langfristige Spielerbindung – auch im Game Pass – und die Qualität des schließlich erscheinenden DLCs. Wir bleiben dran – mit Schild, Säge und einer gesunden Portion kritischer Community-Distanz.