Progression-Wipes sind frustrierend. Sie schaffen einen Neuanfang, bestrafen aber oft Spieler mit wenig Zeit. Entwickler Embark Studios wählt für ARC Raiders einen anderen Weg: ein freiwilliges Reset-System mit permanenten Belohnungen. Wir haben alle Details.

ARC Raiders: Kein Zwang zum Wipe – Die Entwickler bringen ein freiwilliges Reset-System mit permanenten Belohnungen
 

ARC Raiders' innovative Lösung für Progression-Wipes: Das „Expedition Project“ im Detail

Die Debatte um regelmässige Server-Wipes in Extraction-Shootern und Survival-Spielen ist so alt wie das Genre selbst. Einen besonders thematischen Lösungsansatz für dieses Problem verfolgt beispielsweise das Survival-MMO Dune: Awakening, wo regelmässige Coriolis-Stürme die Landschaft umgestalten und wertvolle Gebiete zurücksetzen – ein lore-freundlicher, partieller Wipe, der für stetige Neuanreize sorgt, ohne den gesamten Spielerfortschritt zu auszulöschen. 

 

Embark Studios bricht nun ebenfalls mit der Tradition und stellt für ARC Raiders ein System vor, das den Fortschritt der Spieler respektiert, ohne auf die Vorteile eines Neuanfangs verzichten zu müssen: das „Expedition Project“.

Kurz & Knapp

  • Keine obligatorischen Wipes: Dein Fortschritt wird nicht ohne deine Zustimmung zurückgesetzt.
  • Freiwilliges Reset-System: Ab Level 20 kannst du das "Expedition Project" starten, um deinen Charakter eigenständig zurückzusetzen.
  • 8-Wochen-Zyklen: Das Projekt läuft in Zyklen von acht Wochen, wobei die letzte Woche ein Zeitfenster für den Abschluss des Resets bietet.
  • Fortschritt bleibt erhalten: Schaffst du das Projekt nicht in einem Zyklus, wird dein Fortschritt für den nächsten Zyklus gespeichert.
  • Was du verlierst: Charakterfortschritt wie Level, Skills, Inventar, Werkstatt und Herstellungsfähigkeiten.
  • Was du behältst: Account-gebundene Inhalte wie Kosmetika (erspielt oder gekauft), Auszeichnungen, Erfolge und Ranglisten-Platzierungen.

Ein freiwilliger Neuanfang: So funktioniert das System

Virgil, der Design Director von ARC Raiders, hat in einem ausführlichen Blog-Beitrag die Mechanik und die Philosophie hinter dem System erläutert. Anstatt die gesamte Spielerbasis in festen Intervallen auf null zu setzen, bietet das "Expedition Project" einen kontrollierten und optionalen Pfad für jene, die die Herausforderung eines Neustarts suchen.

 

Erreichst du Level 20, schaltest du den Zugang zum ersten grossen Projekt frei. Dies erfordert einen hohen Zeitaufwand des Spielers und benötigt über einen Zyklus von acht Wochen hinweg das Erfüllen verschiedener Aufgaben. In der achten und letzten Woche des Zyklus öffnet sich ein Fenster, in dem du den Reset deines Charakters bestätigen kannst. Verpasst du dieses Fenster oder ist dein Projekt noch nicht abgeschlossen, ist das kein Problem – der Fortschritt wird in den nächsten Zyklus übertragen.

Ein freiwilliger Neuanfang: So funktioniert das System

Der Kern des Systems liegt in der Trennung zwischen Charakter- und Account-Fortschritt. Während dein Charakter seine Ausrüstung und Fähigkeiten verliert, bleiben alle übergeordneten und mit Echtgeld erworbenen Elemente deines Accounts unangetastet.

Nach Abschluss einer Expedition können Spieler zudem einen Grossteil der Einführungs- und Tutorial-Schritte überspringen. Features und Karten, die du im ersten Durchlauf freigespielt hast, sind bei einem Neustart sofort verfügbar.

Anreize statt Zwang: Warum sich ein Reset lohnen soll

Die entscheidende Frage ist, warum man seinen hart erarbeiteten Fortschritt freiwillig aufgeben sollte. Die Antwort liegt in den Belohnungen, die exklusiv über dieses System erhältlich sind. Auch wenn die finalen Details noch nicht feststehen, skizzieren die Entwickler eine klare Richtung.

 

Für jeden Abschluss einer Expedition erhältst du:

  1. Permanente Account-Freischaltungen: Dauerhafte Boni, die an deinen Account gebunden sind.
  2. Einzigartige Kosmetika: Exklusive optische Belohnungen, die deine Leistung signalisieren.
  3. Temporäre Account-"Buffs": Vorteile, die für die Dauer des folgenden 8-Wochen-Zyklus aktiv sind. Die Stärke dieser Buffs erhöht sich mit jedem weiteren abgeschlossenen Zyklus bis zu einem definierten Maximum.

Besonders wichtig ist hierbei die Zusicherung der Entwickler, dass diese Vorteile keinen direkten Macht- oder Kampfvorteil gegenüber Spielern gewähren, die keinen Reset durchführen.

Behalten wirdVerloren geht
Kosmetische Gegenstände (gekauft & erspielt)Charakterlevel & Skillpunkte
Account-weite Erfolge & AuszeichnungenInventar, Ressourcen & Währungen
Ranglisten-PlatzierungenFreigeschaltete Rezepte & Werkstatt-Upgrades
Permanente Belohnungen aus früheren ExpeditionenAktueller Quest-Fortschritt (ausser Tutorial-Skip)

Zwischen Fairness und frischem Wind: Eine Einordnung

Mit diesem hybriden Modell positioniert sich ARC Raiders geschickt zwischen den etablierten Systemen. Während Spiele wie Escape from Tarkov oder Rust auf harte, globale Wipes setzen, um die Ökonomie auszubalancieren und für Chancengleichheit zu sorgen, führt dies unweigerlich zur Frustration bei Spielern mit begrenzter Zeit. ARC Raiders' Ansatz ehrt die investierte Zeit dieser Spieler, indem ihr Fortschritt unangetastet bleibt.

 

Gleichzeitig wird der hoch engagierten Hardcore-Community, die das Spiel bereits gemeistert hat, ein wiederkehrender Anreiz geboten. Das "Expedition Project" dient als eine Art selbstgewähltes "New Game+" oder saisonaler Modus, der mit Prestige und Quality-of-Life-Verbesserungen belohnt, anstatt mit reiner Macht.

Offen bleibt die Frage, wie sich dieses System langfristig auf die Ingame-Ökonomie auswirkt. Ohne einen globalen Reset könnten die Märkte theoretisch über Zeit mit High-End-Ausrüstung gesättigt werden, die von Veteranen ohne Reset-Wunsch angehäuft wird. Die Effektivität des Systems wird davon abhängen, wie attraktiv und sinnvoll die Belohnungen für den Reset gestaltet sind, um eine gesunde Anzahl an Spielern zur Teilnahme zu bewegen und so indirekt Ressourcen aus dem Spiel zu nehmen. Der Ansatz von Embark Studios ist jedoch ein durchdachter Versuch, die Interessen zweier sehr unterschiedlicher Spielergruppen unter einen Hut zu bringen.