Microsoft liefert mit dem optionalen Update KB5064081 für Windows 11 24H2 eine Funktion nach, die seit Jahren in Foren gefordert wird: die Sekundenanzeige in der Taskleistenuhr im Notification Center. Das Betriebssystem wird damit auf Build 26100.5074 angehoben und das Offline-Installationspaket (.msu) bringt stattliche 3,8 Gigabyte für x64-Systeme auf die Waage. Aber der Teufel – und die eigentliche Nachricht – steckt wie immer im Detail.
tldr: Windows 11 bekommt die Sekundenanzeige zurück, während die KI Copilot lernt, mehrere Dokumente gleichzeitig zu verstehen. Ein optionales Update mit großem Download, das mehr als nur kosmetische Änderungen mitbringt und dessen eigentlicher Fokus klar auf der tieferen Integration von KI-Funktionalität liegt.
Die Rückkehr der kleinen Dinge und die große KI-Frage
Fangen wir mit dem Offensichtlichen an. Ja, Du kannst jetzt wieder optional die Sekunden in der Uhr des Notification Centers anzeigen lassen, so wie es einst unter Windows 10 möglich war. Ein kleines Detail, gewiss, aber eines, das für viele Nutzer zur täglichen Routine gehört. Gleichzeitig hat Microsoft die Widgets auf dem Sperrbildschirm überarbeitet; sie lassen sich nun in Größe und Position anpassen oder gänzlich entfernen. Das ist eine willkommene, wenn auch überfällige Anpassung an die Nutzerwünsche.
Die eigentliche Frage, die sich bei diesem Update stellt, ist jedoch die nach dem Verhältnis von Nutzen zu Ballast. Das Installationspaket ist mit fast 4 Gigabyte exorbitant groß, weil es laut den Berichten von WindowsLatest die KI-Modelle auch dann mitliefert, wenn Dein PC gar keine dedizierte NPU (Neural Processing Unit) besitzt. Man verfrachtet also potenziell ungenutzte Daten auf Millionen von Systemen.
Die eigene KI-Infrastruktur so tief und breit wie möglich im Betriebssystem zu verankern, unabhängig von der vorhandenen Hardware des Nutzers, ist unnötig.. Der Gedanke scheint zu sein: Die Software-Basis ist da, die Hardware wird folgen. Ob das der richtige Weg ist, sei dahingestellt; effizient fühlt es sich jedenfalls nicht an.
Auch die Windows-Hello-Anmeldeoberfläche wurde modernisiert. Sie wirkt nun schlanker und integriert andere Anmeldemethoden wie Passkeys prominenter. Das ist eine logische Weiterentwicklung im Zeitalter der passwortlosen Authentifizierung.
Copilot, der polyglotte Praktikant
Die weitaus substanziellere Neuerung betrifft jedoch nicht das, was Du siehst, sondern das, was die KI für Dich tun kann. Microsoft hat Copilot, sowohl in der Web-Version als auch in der Windows-11-App, eine Fähigkeit verliehen, die bisher oft einen bezahlten ChatGPT-Account erforderte: die Multi-File-Analyse.
Bisher konnte Copilot zwar mehrere Dateien aufnehmen, verarbeitete sie aber isoliert voneinander. Nun kann die KI bis zu drei Dateien gleichzeitig lesen und deren Inhalte in einen Kontext setzen. Das klassische Beispiel: Du lädst zwei Stellenanzeigen und Deinen Lebenslauf hoch und bittest Copilot, die Übereinstimmungen und Lücken zu analysieren. Die KI versteht nun den semantischen Zusammenhang zwischen den Dokumenten.
Laut Microsoft ist dies eine der am häufigsten nachgefragten Funktionen. Kombiniert mit dem ebenfalls verfügbaren "Study and Learn"-Modus kann Copilot nun beispielsweise aus drei verschiedenen PDF-Skripten ein zusammenhängendes Quiz mit Multiple-Choice-Fragen erstellen.
Das ist mehr als nur ein Feature-Update. Hier wird das Betriebssystem zu einer aktiven Analyseplattform für deine persönlichen Daten. Microsoft positioniert Copilot nicht mehr nur als Chatbot für allgemeine Fragen, sondern als persönlichen Assistenten, der mit deinen eigenen, lokalen Inhalten arbeitet. Die Implikationen für den Datenschutz und die Art, wie wir mit unseren Rechnern interagieren, sind beträchtlich.
Was sonst noch im Maschinenraum passiert
Abseits der großen Schlagzeilen gibt es weitere Anpassungen unter der Haube. Die Einstellungs-App übernimmt schrittweise weitere Funktionen aus der alten Systemsteuerung und modernisiert Dialogfenster, etwa für die Windows-Aktivierung. Für PCs mit NPU gibt es in den Datenschutz-Einstellungen nun einen neuen Bereich namens "Text and Image Generation", der transparent macht, welche App auf welche generativen KI-Modelle zugegriffen hat – ein notwendiger Schritt in Richtung Transparenz.
Allerdings ist nicht alles Gold, was glänzt. Ein bekannter Fehler im Zusammenhang mit der Network Device Interface (NDI) besteht weiterhin und beeinträchtigt die Streaming-Qualität in Anwendungen wie OBS Studio. Für eine Community, die stark auf Content Creation und Streaming setzt, ist das ein schmerzhafter Lapsus. Der zweite bekannte Fehler, eine harmlose Fehlermeldung bezüglich Microsoft Pluton im Event Viewer, ist eher ein Schönheitsfehler.
Man liefert uns also die Sekundenanzeige, und im selben Atemzug integriert man KI-Modelle, die unsere Dokumente semantisch verknüpfen können. Die Frage, die Du Dir stellen musst, ist nicht, ob Du die Sekunden brauchst, sondern ob Du bereit bist für ein Betriebssystem, das aufhört, nur ein Werkzeug zu sein, und anfängt, Dein Assistent zu werden – mit allen Konsequenzen.