TeamSpeak 6 Server: Architektur-Deep-Dive, S3-Storage & der Bruch mit Legacy
TeamSpeak galt lange als "Legacy-King" für Voice-Latency, wurde aber von Discords Ökosystem überrollt. Mit dem Release des TeamSpeak 6 Servers (Beta) auf GitHub vollzieht TeamSpeak Systems nun endlich den Schritt zur modernen Infrastruktur.
Vergiss den jahrelangen "TS5-Client auf TS3-Server"-Hybridbetrieb. TS6 ist ein harter Schnitt – technisch vielversprechend, administrativ schmerzhaft.
Tech-Briefing: TS6 Server (Beta)
- Repository:
github.com/teamspeak/teamspeak6-server - Architektur: 64-Bit only (Windows/Linux), Docker-First-Ansatz.
- Key Feature: S3-Kompatibilität für File-Transfers (MinIO/AWS statt lokalem Filesystem).
- Lizenzierung: Komplett neues Accounting-System. TS3-Lizenzen sind inkompatibel.
- Status: Public Beta (Stand Dez 2025). Lizenzen haben ein Hard-Coded Ablaufdatum (aktuell Feb 2026).
- Protokolle: UDP (Voice), TCP (Query/Filetransfer), aber neue Routing-Logik für Services.
1. Architektur-Bruch: Warum TS6 kein Update ist
Viele Admins erwarten ein einfaches apt upgrade. Das wird mit TS6 nicht passieren. Die Architektur unterscheidet sich fundamental vom monolithischen Ansatz des TS3-Servers.
Der Weg zu Cloud-Native
Der TS3-Server speicherte Avatare, Icons und Uploads stur im lokalen Dateisystem (files/virtualserver_1/...). Für High-Availability-Setups (HA) war das ein Albtraum, der komplexe Lösungen wie GlusterFS oder rsync-Scripte erforderte.
TS6 löst das via S3-API.
Der Server agiert nicht mehr zwingend als "File-Server", sondern als Broker. Du konfigurierst einen S3-Bucket (AWS, Cloudflare R2 oder selbstgehostetes MinIO). Der Client lädt Dateien nicht mehr durch den TS-Server-Prozess hoch, sondern interagiert direkt mit dem Storage-Backend, authentifiziert durch Presigned URLs, die der TS6-Server generiert.
Der Vorteil:
- Traffic-Offloading: Der Voice-Traffic (UDP) konkurriert nicht mehr mit großen File-Downloads um die Bandbreite der VPS-NIC.
- Stateless-Ansatz: Der Container selbst wird (fast) stateless. Die Datenbank (SQLite/MariaDB) und der S3-Storage sind extern.
2. Setup & Deployment: Docker ist Pflicht
Zwar bietet das Repo noch Binaries (tsserver), aber die Struktur schreit nach Containerisierung. Wer TS6 heute noch "bare metal" installiert, kämpft gegen Windmühlen (Lib-Abhängigkeiten, Accounting-Deamons).
Ein minimales docker-compose.yml für TS6 mit lokaler DB sieht im Dezember 2025 so aus:
services:
ts6-server:
image: teamspeaksystems/teamspeak6-server:latest
ports:
- "9987:9987/udp" # Voice
- "10011:10011/tcp" # Query
- "30033:30033/tcp" # File Transfer (Legacy Fallback)
environment:
- TS6_LICENSE=accept
- TS6_DB_PLUGIN=ts3db_mariadb
- TS6_DB_SQLCREATEPATH=create_mariadb
- TS6_DB_HOST=db
- TS6_S3_ENABLED=true
- TS6_S3_ENDPOINT=minio:9000
volumes:
- ./data:/var/ts6/logs
depends_on:
- db
- minio
db:
image: mariadb:10.11
# ... (Standard MariaDB Config)
Wichtig: Der Parameter
TS6_S3_ENABLED=trueist der Gamechanger. Ohne diesen Fallback nutzt TS6 zwar lokales Storage, aber du verschenkst das Core-Feature der Version 6.
3. Das Lizenz-Problem (Accounting)
Hier wird es problematisch. TeamSpeak nutzt TS6, um das Lizenzmodell zu bereinigen.
- Inkompatibilität: Deine Annual Activation License (AAL) oder alte Non-Profit License (NPL) funktionieren nicht. Der TS6-Server verweigert den Start mit alten
licensekey.dat-Dateien. - Beta-Accounting: Aktuell telefoniert der Server beim Start nach Hause (Accounting Server). In der Beta-Phase (siehe GitHub Issues) gibt es oft Probleme mit "Stale IDs" oder Verbindungbbrüchen zum Accounting-Server, was den Server stoppen kann.
- Hard-Stop: Die Beta-Binaries haben eine Timebomb. Die aktuelle Version läuft am 1. Februar 2026 ab. Niemals für kritische Prod-Umgebungen nutzen, ohne einen Update-Plan zu haben.
Beta License: The server includes a 32-slot Beta License that will be renewed every two months throughout the beta/evaluation period, until licensing and pricing are finalized.
4. Performance & Codecs
Unter der Haube nutzt TS6 weiterhin Opus für Voice, hat aber das Threading-Modell für UDP-Pakete optimiert.
- Jitter-Buffer: Das Handling von Packet-Loss wurde aggressiver gestaltet. In Tests mit 50+ Usern in einem Channel (Synthetischer Lasttest) zeigt TS6 ca. 15% weniger CPU-Last im Vergleich zu einem gepatchten TS3-Server (Version 3.13.x), primär durch besseres Multi-Threading bei der Verschlüsselung.
- Encryption: TS6 erzwingt striktere Ciphers. Alte Clients (TS3 < 3.6.x) können sich physikalisch nicht verbinden, da der Handshake fehlschlägt.
5. Migration: Die Sackgasse
Stand heute (Dez 2025) gibt es keinen sauberen Migrationspfad für die Datenbank (ts3server.sqlitedb zu TS6).
Das Schema wurde verändert, um Features wie "Communities" (das Discord-ähnliche Server-Browsing) und globale Identitäten besser abzubilden.
Wer migrieren will, muss derzeit improvisieren:
- Snapshot der User/Gruppen via ServerQuery (Tools wie YaTQA funktionieren nur bedingt, da sich Query-Befehle geändert haben).
- Manueller Rebuild der Rechte-Struktur.
Warnung: Versuche nicht, eine TS3-Datenbank in den TS6-Container zu mounten. Das führt zu sofortigen Segfaults oder einer korrupten DB, da die Schema-Migrationen noch nicht final implementiert sind.
Achtung…
TS6 ist technisch das, was TS5 hätte sein sollen: Ein moderner, cloud-ready Voice-Server. Aber für den produktiven Einsatz ist das Risiko durch die Lizenz-Timebomb und fehlende Migrationstools zu hoch.
Quelle: