Far Cry 7 & Multiplayer-Leak: Alaska-Träume, XDefiant-Chaos und der übliche Ubisoft-Datensalat
Leaks aus dem XDefiant-Code: Ein unfreiwilliger Teaser?
Es entbehrt nicht einer gewissen Ironie: Während Ubisoft krampfhaft versucht, XDefiant als ernstzunehmenden Shooter zu etablieren, dient das Spiel aktuell vor allem als digitale Ablagefläche für unangekündigte Projekte. Tief in der Dateistruktur – dort, wo normalerweise niemand außer den Entwicklern (und neugierigen Dataminern) etwas zu suchen hat – sind Fragmente des nächsten Far Cry aufgetaucht.
Die Community jubelt über die Bestätigung von zwei separaten Projekten, doch wer genauer hinsieht, erkennt vor allem eines: Ein Entwicklungs-Wirrwarr, das typisch für moderne AAA-Produktionen ist. Die Bilder zeigen Settings, die nicht zusammenpassen, und Mechaniken, die nach Verzweiflung oder Innovation riechen – bei Ubisoft liegt der Unterschied oft nur im Marketing-Budget.
Kurz & Knapp
- Fundort: Ein alter XDefiant-Build (Ubisoft Confluence) diente offenbar als unfreiwilliger USB-Stick für Far-Cry-Assets.
- Doppelpack: Es wird an zwei Titeln gewerkelt: Project Blackbird (Far Cry 7) und Project Maverick (Extraction-Shooter).
- Setting-Bingo: Gerüchte sagen Alaska, Bilder zeigen Dschungel. Willkommen in der Welt der wiederverwerteten Assets.
- Stress-Faktor: Die Kampagne soll ein 72-Stunden-Zeitlimit haben. Schluss mit entspanntem Angeln?
- Realitätscheck: Der Multiplayer Maverick hat angeblich Identitätsprobleme – ein Schicksal, das er mit vielen Ubisoft-Shootern teilt.
Die große Diskrepanz: Alaska vs. Maya-Dschungel
Wer auf die geleakten Screenshots starrt, dürfte sich am Kopf kratzen. Wir sehen Palmen, überwucherte Steintreppen und Maya-Pyramiden. Moment mal – pfeifen die Insider, nicht seit Monaten, dass wir im nächsten Teil in Alaska frieren sollen?
Des Rätsels Lösung ist so simpel wie ernüchternd: Was wir hier sehen, sind wahrscheinlich die Überreste von „Project Talisker“. Das war der ursprüngliche Prototyp, bevor jemandem in der Chefetage auffiel, dass das Konzept nicht aufgeht, und das Projekt in zwei Teile gespalten wurde. Talisker hatte wohl ein tropisches Setting inklusive mutierter Tiere (ja, die Riesenratte auf dem Bild ist kein Grafik-Glitch).
Für dich heißt das: Lass dich nicht von den Palmen täuschen. Das finale Far Cry 7 („Blackbird“) wird dich höchstwahrscheinlich trotzdem in den Schnee schicken. Die Maya-Ruinen sind vermutlich nur noch digitale Leichen im Code – oder ein Recycling-Versuch für eine sehr spezifische Map.
Project Blackbird: Mut zum Frust oder echte Innovation?
Der interessanteste – und potenziell nervigste – Aspekt des Leaks betrifft die Story-Struktur. Angeblich plant Ubisoft ein striktes Zeitlimit. Du hast 72 In-Game-Stunden (ca. 24 Stunden Echtzeit), um die reiche „Beckett-Familie“ zu retten.
Lass uns das kurz einordnen: Ubisoft, der Erfinder der „Formel“, bei der man hunderte Stunden entspannt Icons auf einer Weltkarte abarbeitet, will uns unter Zeitdruck setzen? Das ist mutig.
Sollte sich das bewahrheiten, wäre es ein radikaler Bruch mit der Komfortzone der Serie. Statt gemütlich jeden Funkturm zu erklimmen, würde dir die Uhr im Nacken sitzen. Das könnte für dringend benötigte Spannung sorgen – oder für massive Frustration bei Spielern, die für 70 Euro bitteschön ihr eigenes Tempo bestimmen wollen.
Auch beim Casting greift man wohl nach den Sternen (oder zumindest nach bekannten Gesichtern): Nachdem Cillian Murphy dementiert wurde, ist nun Kevin Durand (Kingdom of the Planet of the Apes) im Gespräch. Ein solider Hollywood-Bösewicht gehört schließlich zum guten Ton, auch wenn der letzte ikonische Antagonist schon eine Weile her ist.
Project Maverick: Der nächste Versuch auf dem „Extraction“-Friedhof
Nebenbei bastelt man an „Maverick“, einem Standalone-Multiplayer. Die Bilder zeigen Teams wie „Renegades“ und Loot-Mechaniken. Es soll ein Extraction-Shooter werden.
Hier ist Skepsis angebracht. Ubisoft versucht seit Jahren verzweifelt, auf aktuelle Multiplayer-Trends aufzuspringen (erinnert sich noch jemand an Hyper Scape? Eben.). Jetzt, wo der Markt von Tarkov und Hunt dominiert wird und Extraction-Shooter wie Pilze aus dem Boden schießen, will auch Ubisoft ein Stück vom Kuchen.
Interne Quellen berichten bereits von Problemen, einen spaßigen „Loop“ zu finden. Wenn ein Publisher, der für Formelhaftigkeit bekannt ist, nicht weiß, wie man das Spiel spaßig macht, sollten bei dir die Alarmglocken läuten. Dass dieses Projekt jemals das Licht der Welt erblickt – oder länger als sechs Monate überlebt – ist alles andere als sicher.
Warum liegen diese Daten in XDefiant?
Warum findet man Far-Cry-Daten in einem Arena-Shooter? Weil moderne Spieleentwicklung oft aus „Copy & Paste“ besteht. Ubisoft nutzt fast überall die Snowdrop Engine (oder Teile der Dunia-Architektur). Ein „Confluence Build“ ist im Grunde ein interner Sammelordner.
Es ist das digitale Äquivalent dazu, wenn man beim Umzug versehentlich das Besteck in die Kiste mit den Büchern packt. Wahrscheinlich hat ein Entwickler einfach den falschen Pfad verlinkt oder man nutzte XDefiant als Testumgebung für neue Texturen. Es zeigt aber auch: Datensicherheit scheint bei Ubisoft eher eine Richtlinie als eine Regel zu sein.
Was die Bilder wirklich verraten
Lassen wir die Kirche im Dorf und schauen uns die vier Screens nüchtern an:
- Das Scoreboard: Platzhalter-Grafik („Developer Art“). Das sieht nicht final aus und das soll es auch nicht.
- Die Familie: Wirkt wie die typische dysfunktionale Oberschicht, die wir retten sollen. Der Stil ist düsterer als das bonbonfarbene New Dawn – immerhin ein Lichtblick.
- Die Ruinen: Wie erwähnt, vermutlich Altlasten. Wer hier tiefere Lore vermutet, überschätzt oft die Planungssicherheit in der frühen Alpha-Phase.
- Fahrzeug & Lila Rauch: Das klassische Battle-Royale/Extraction-Signal. „Hier gibt’s Loot, komm und lass dich erschießen.“
Fazit: Ein Alaska-Setting klingt vielversprechend, und der Zeitdruck könnte die angestaubte Serie endlich wachrütteln. Aber ob Ubisoft wirklich den Mut hat, die eigene Sandbox-Formel so drastisch zu beschneiden, oder ob wir am Ende doch wieder nur Türme im Schnee erklimmen, bleibt abzuwarten.