Der massive Erfolg von Dune: Awakening hat eine paradoxe Konsequenz: Funcom entlässt Mitarbeiter und schliesst das für Metal: Hellsinger bekannte Studio The Outsiders.
Dune: Awakening - Rekordverkäufe führen zu Entlassungen und Studioschliessung
Die Feierlichkeiten zum erfolgreichsten Launch in der 32-jährigen Geschichte von Funcom sind von kurzer Dauer. Nur wenige Wochen nach dem beeindruckenden Verkaufsstart von Dune: Awakening mit über einer Million abgesetzten Einheiten kündigt das Unternehmen eine umfassende Restrukturierung an, die mit Entlassungen und der kompletten Schliessung eines talentierten Entwicklerstudios einhergeht.
Kurz & Knapp
- Funcom leitet trotz des Rekord-Launches von Dune: Awakening eine Restrukturierung ein.
- Mitarbeiter werden entlassen, die genaue Anzahl ist noch unbekannt.
- Das Studio The Outsiders, Entwickler des preisgekrönten Rhythmus-Shooters Metal: Hellsinger, wird geschlossen.
- Als offizielle Begründung dient der Übergang vom Entwicklungs- zum Live-Service-Betrieb und die Vorbereitung des Konsolen-Releases.
- Die Entscheidung steht im Kontext der Mehrheitsbeteiligung durch den chinesischen Konzern Tencent.
Vom Erfolg zur Umstrukturierung
In einer Stellungnahme gegenüber Branchenmedien bestätigt Funcom die Massnahmen. Der Erfolg von Dune: Awakening habe ein "unglaubliches Potenzial" gezeigt. Dieser Erfolg erfordert nun eine Anpassung der internen Strukturen.
"Der Übergang von der Entwicklung zum langfristigen Live-Betrieb, während wir gleichzeitig auf eine grosse Konsolenveröffentlichung im nächsten Jahr hinarbeiten, wird es erfordern, dass wir unsere Teams umstrukturieren und unsere Ressourcen aus verschiedenen Projekten und Studios konzentrieren. Leider bedeutet dies auch, dass wir uns von geschätzten Kollegen verabschieden müssen."
Die Games-Industrie folgt dabei einer einfachen Logik: Nach dem Launch eines Spiels verschiebt sich der Bedarf an Personalressourcen.
Das Ende für The Outsiders
Die gravierendste Folge dieser Restrukturierung ist die Schliessung des schwedischen Studios “The Outsiders”. Gegründet von Branchenveteran David Goldfarb, war unter anderem Creative Director für Battlefield 3 und Battlefield: Bad Company 2, machte sich das Team mit dem innovativen und von Kritikern gefeierten Rhythmus-Shooter Metal: Hellsinger einen Namen.
Goldfarb bestätigte das Ende des zehnjährigen Bestehens seines Studios öffentlich und erklärte, dass "wir alle" von den Entlassungen betroffen sind. Das Team hoffe, "in irgendeiner neuen Form weitermachen zu können". Die Schliessung eines Studios mit einer so klaren kreativen Handschrift wiegt besonders schwer.
Die Logik hinter den Kündigungen: Live-Service als Begründung
Warum entlässt ein Unternehmen auf dem Höhepunkt seines Erfolgs Personal? Die Antwort liegt in der betriebswirtschaftlichen Rationalität des Live-Service-Modells. Die Personalprofile, die für die Erstellung eines Spiels von Grund auf benötigt werden – Concept Artists, Level-Designer, Quest-Autoren, System-Designer – sind in der Phase nach dem Launch nur noch bedingt erforderlich. Stattdessen wächst der Bedarf an Spezialisten für Live-Operations, Community Management, Datenanalyse und Monetarisierung.
Es handelt sich um einen personellen Schwenk von kreativer Erschaffung hin zu operativem Management und der Optimierung von Einnahmeströmen. Die Vorbereitung des für 2026 geplanten Konsolen-Ports bindet zusätzlich Ressourcen, die nun durch die Umstrukturierung freigesetzt werden sollen.
Phase | Benötigte Kernkompetenzen |
---|---|
Pre-Launch (Entwicklung) | Concept Art, Level Design, Narrative Design, 3D-Modelling, Engine Programming |
Post-Launch (Live-Service) | Live-Operations Management, Community Management, Monetization Design, Data Analysis, Customer Support |
Tencents Schatten über Arrakis?
Es ist kaum möglich, diese Entwicklung losgelöst von Funcoms Eigentümerstruktur zu betrachten. Der chinesische Tech-Gigant Tencent hält einen wesentlichen Anteil an Funcom und ist bekannt für seine strategische Ausrichtung auf langfristig profitable Live-Service-Titel. Solche "Effizienzmassnahmen", bei denen kurzfristig Entwicklungskosten nach einem Launch gesenkt werden, um die Profitabilität des Live-Betriebs zu maximieren, passen exakt in das Portfolio von Tencent. Die Entscheidung dürfte also nicht allein in Oslo, sondern in Abstimmung mit den strategischen Vorgaben des Mutterkonzerns getroffen worden sein.
Wie geht's nun mit Dune: Awakening weiter?
Für die Spielerbasis ist diese Nachricht sicherlich nicht die beste Nachricht. Einerseits sichert Funcom damit die langfristige Finanzierung des Live-Betriebs. Andererseits schürt sie Sorgen. Die jüngsten Steam-Reviews für Dune: Awakening sind bereits auf "Grösstenteils gemischt" gefallen, wobei Spieler technische Probleme und einen Mangel an Inhalten nach dem anfänglichen Hype kritisieren. Die Entlassung von Entwicklern, die das Spiel aufgebaut haben, könnte das Vertrauen der Community weiter untergraben.
Es stellt sich die Frage, ob das neu formierte, verschlankte Team in der Lage sein wird, den hohen Erwartungen an regelmässige, qualitativ hochwertige Content-Updates gerecht zu werden und gleichzeitig einen sauberen Konsolen-Port abzuliefern. Der Erfolg auf Arrakis hat einen hohen Preis – für die betroffenen Mitarbeiter und möglicherweise auch für die langfristige kreative Vision des Spiels.