Für uns Langzeit-Slayer ist die Ankündigung eines neuen DOOM-Titels immer ein Ereignis. Mit DOOM: The Dark Ages schickt uns id Software nicht nur zurück zu den Ursprüngen unseres Helden, sondern scheint auch das Fundament der modernen Serie neu zu vermessen. 

Doom - The Dark Ages - Teaser
 

DOOM: The Dark Ages – Eine Analyse aus Fansicht: Mittelalterliches Gemetzel, kosmische Schrecken und die Abkehr vom Eternal-Tempo

Als Prequel, angesiedelt vor dem DOOM von 2016, verspricht Dark Ages eine düsterere, mittelalterlich inspirierte Reise, die uns tiefer in die Lore und die frühen Taten des Slayers eintauchen lässt. Besonders spannend – und für einige vielleicht überraschend – sind die Enthüllungen zum Gameplay und einem völlig neuen Schauplatz: dem Kosmischen Reich.

Wird ordnen die ersten präsentierten Informationen ein, beleuchten die Implikationen für uns Fans und werfen einen kritischen Blick auf die offensichtliche Neuausrichtung der Serie.

 

Kurz & Knapp: Das Wichtigste zur Enthüllung

  • Prequel: Erzählt die Ursprungsgeschichte des Doom Slayers vor den Ereignissen von DOOM (2016).
  • Settings: Düsteres Mittelalter trifft auf Lovecraft'sches Kosmisches Reich.
  • Gameplay-Shift: Weg vom "Kampfjet"-Stil Eternals hin zu einem geerdeteren "Panzer"-Gefühl mit neuem Schild und Parieren.
  • idTech 8: Ermöglicht größere Levels, mehr Gegner und beeindruckende Raytracing-Effekte (PC: RT-Hardware zwingend).
  • Fahrzeuge: Steuerbare Abschnitte mit Mech und Drache bringen Abwechslung ins Spiel.
  • Fokus: Ausschließlich Einzelspieler-Erlebnis, kein traditioneller Multiplayer.
  • Release: 15. Mai 2025

Dunkle Zeitalter & Kosmische Albträume

Die wohl auffälligste Neuerung ist das Setting. Weg von den Sci-Fi-Basen und blutroten Höllenlandschaften, tauchen wir ein in ein "dunkles und finsteres mittelalterliches Setting". Burgen, Rüstungen, ein spartanischerer Look – das hat Charme und erinnert auf angenehme Weise an frühere Inkarnationen der Hölle, bevor sie zu technisiert wurde.

Hinzu kommt das "Kosmische Reich" – eine von Lovecraft inspirierte Dimension mit "zyklopischer Architektur".

Doom - The Dark Ages

Dies ist mehr als nur eine neue Umgebung; es ist eine ausgewiesene, neue Dimension, die das DOOM-Universum kosmologisch erweitert. Die Rede ist von einer "unheiligen Allianz" zwischen Hölle und diesem Reich, was zu neuen, hybriden Dämonentypen führen soll. id Software will diese Lovecraft-Elemente schon länger einbauen, und technisch soll die neue idTech 8 Engine hier glänzen, mit größeren Räumen und längeren Sichtweiten, die die Erhabenheit des Grauens betonen. Das klingt nach einer vielversprechenden Erweiterung der bekannten DOOM-Lore, die dem Horror-Aspekt wieder mehr Gewicht verleihen könnte.

 

Gameplay: Vom "Jet" zum "Panzer"?

Die wohl diskutierteste Neuerung betrifft das Herzstück von DOOM: das Gameplay. Nach der hyper-agilen, vertikalen und ressourcenlastigen Kampfschleife von Eternal scheint Dark Ages einen Schritt zurück, oder besser gesagt, zur Seite zu machen. Der Slayer wird als "unbewegliches Objekt", ein "Panzer" beschrieben. Das deutet auf ein geerdeteres, möglicherweise taktischeres Spielgefühl hin, weniger Fokus auf ständiges Ausweichen und Springen, dafür mehr auf Positionsspiel und das Aushalten von Schlägen.

 

Zentral dafür ist das neue Schild-Säge (Shield Saw). Es dient nicht nur zum Blocken, sondern auch zum Parieren – ja, richtig gelesen, Parieren in DOOM! Auch wenn das Zeitfenster wohl großzügiger als in Sekiro sein soll, ist die Einführung eines Pariersystems eine fundamentale Änderung. Sie verschiebt den Kampf von reiner Offensive hin zu einem Rhythmus aus Angriff und Verteidigung. Dies könnte Fans ansprechen, die sich in Eternal vom ständigen Ressourcen-Jonglieren und Ausweichen überfordert fühlten, aber es birgt auch das Risiko, die charakteristische, unaufhaltsame Angriffsflut zu verwässern, die DOOM so einzigartig macht. Der verstärkte Nahkampf mit dem Flegel und dem Handschuh sowie Waffen wie die Reaver Chainshot, die Fern- und Nahkampf verschmelzen, unterstreichen diesen Wandel.

Die Steuerung soll angeblich vereinfacht werden, um diese neuen Mechaniken intuitiver zu gestalten. Das klingt vernünftig, denn Eternal war schon arg komplex. Neu sind auch steuerbare Fahrzeuge wie ein Drache und ein riesiger Mech in spezifischen Abschnitten. Das ist eine mutige Abweichung und könnte für epische Momente sorgen, birgt aber auch die Gefahr, den Spielfluss zu unterbrechen. Hoffen wir, dass diese Segmente gut integriert sind und sich nicht wie aufgesetzte Gimmicks anfühlen.

Tabelle 1: Schlüssel-Innovationen in DOOM: The Dark Ages

KategorieFeature NameKurzbeschreibung
MechanikSchild-SägeKombiniert Blocken, Parieren, Angriff; auch für Umgebungsrätsel (Greifhaken, Maschinensteuerung) nutzbar.
MechanikPariersystemErmöglicht das Abwehren von Angriffen bei korrektem Timing, schafft Gegenangriffsmöglichkeiten.
MechanikFahrzeug-GameplaySteuerung eines Atlan-Mechs und eines kybernetischen Drachens in spezifischen Abschnitten.
WaffeReaver ChainshotVerschießt eine angekettete Kugel/Morgenstern; leichter Angriff oder aufgeladener Fern-Nahkampfangriff.
WaffeSkull CrusherMaschinengewehr-ähnlich, verschießt Knochen-/Schädelsplitter in horizontaler Streuung.
WaffeImpalerVerschießt Runen-verzierte Bolzen für hohen Fernkampfschaden.
GegnerKosmischer BaronZweiklingen-Brutalo; Nahkampfdruck, psionische Fernkampfangriffe, die Projektile blocken können.
GegnerCacodemon (Hybrid)Neu gestalteter Hybrid aus Hölle/Kosmischem Reich; Schildangriffe zur Immobilisierung, Tentakelangriffe.
UmgebungKosmisches ReichNeue Lovecraft'sche Dimension mit zyklopischer Architektur; Schauplatz neuer Gegner und Mechaniken.
TechnologieidTech 8Neue Engine ermöglicht größere Areale, mehr Gegner, Zerstörung, Raytracing-Beleuchtung, 60 FPS auf allen Plattformen.

Arsenal der Dunkelheit & neue Schrecken

Passend zum Setting wird das Waffenarsenal überarbeitet. Neben der Rückkehr der Super Shotgun sehen wir neue, brutal-mittelalterlich angehauchte Werkzeuge wie den Schädelbrecher (Skull Crusher), eine Art Maschinengewehr, das Knochen verschießt, und den Pfähler (Impaler), eine mächtige Armbrust. Die Waffen scheinen darauf ausgelegt zu sein, die neuen Nahkampf- und Parry-Möglichkeiten zu ergänzen. Das deutet darauf hin, dass wir nach einer erfolgreichen Parade oder dem Schließen der Distanz mächtige Tools zur Hand haben, um Dämonen schnell zu dezimieren.

Doom - The Dark Ages

Auch die Gegnerschar erhält Zuwachs. Neben neu interpretierten Bekannten wie dem Hybrid-Cacodemon, der nun Schilde und Tentakel einsetzt, gibt es den Furcht einflößenden Kosmischen Baron, der im Nahkampf dominiert und Fernkampf blocken kann – ein Parade-Trainingsgegner par excellence? Die Ankündigung eines potenziellen "neuen Marauder", der weniger frustrierend sein soll, ist Balsam für die Seelen vieler Eternal-Spieler. Und natürlich der Teaser einer Cthulhu-ähnlichen Kreatur am Ende des Trailers – das Kosmische Reich hält offensichtlich finstere Überraschungen bereit.

 

Der Tech-Check: idTech 8 und die RT-Hürde

DOOM: The Dark Ages läuft auf der neuen idTech 8 Engine. Die Entwickler versprechen spürbare Verbesserungen: größere Levels, mehr Dämonen auf dem Bildschirm, beeindruckende Zerstörung und ein hochgelobtes dynamisches Beleuchtungssystem dank Raytracing. Das Ziel sind stabile 60 FPS auf allen Plattformen.

Doom - The Dark Ages

Für PC-Spieler gibt es hier allerdings einen potenziellen Stolperstein: Hardware-Raytracing ist laut Systemanforderungen zwingend erforderlich, selbst für die minimalen Einstellungen. id Software war lange für seine Skalierbarkeit und breite Hardware-Unterstützung bekannt. Diese Entscheidung, RT zur Pflicht zu machen, selbst wenn es "nur" Global Illumination ist, könnte einen Teil der Community mit älterer, aber noch leistungsstarker Hardware (z.B. eine RTX 1000er oder RX 5000er ohne dedizierte RT-Kerne) ausschließen oder zum Upgrade zwingen. 

 

Das ist eine ungewöhnliche und diskutable Entscheidung von id Software, die man von einem Studio, das Performance und Zugänglichkeit auf vielen Systemen oft meisterhaft beherrschte, nicht unbedingt erwarten würde. Es zeigt, dass der Fokus klar auf modernster Grafik liegt, notfalls auf Kosten der breitesten Kompatibilität.

 

Tabelle 2: DOOM: The Dark Ages PC-Systemanforderungen (Ziel: 60 FPS)

EinstellungsstufeBetriebssystemCPU (Beispiele)GPU (RT-fähig, Beispiele)RAMSpeicher (Typ/Größe)
Minimum (1080p/Niedrig)Win10/11 64BitAMD Ryzen 7 3700X / Intel Core i7-10700K oder besserNVIDIA RTX 2060 Super / AMD RX 6600 oder besser (8GB+)16GB512GB+ NVMe SSD (100GB frei)
Empfohlen (1440p/Hoch)Win10/11 64BitAMD Ryzen 7 5700X / Intel Core i7-12700K oder besserNVIDIA RTX 3080 / AMD RX 6800 oder besser (10GB+)32GB512GB+ NVMe SSD (100GB frei)
Ultra 4K (2160p/Ultra)Win10/11 64BitAMD Ryzen 7 5700X / Intel Core i7-12700K oder besserNVIDIA RTX 4080 / AMD RX 7900 XT oder besser (16GB+)32GB512GB+ NVMe SSD (100GB frei)

 

Release, Game Pass und der Singleplayer-Fokus

Veröffentlichungstermin ist der 15. Mai 2025. Das Spiel erscheint gleichzeitig für PS5, Xbox Series X|S und PC (Steam, MS Store, Battle.net). Wie erwartet landet es ab Tag Eins im Xbox Game Pass, was für Abonnenten natürlich erfreulich ist. Die verschiedenen Editionen mit Early Access und zukünftigen DLCs folgen den gängigen Publisher-Strategien zur Vorab-Monetarisierung.

Doom - The Dark Ages - Singleplayer

Ein Punkt, der in der Community sicher kontrovers diskutiert werden wird: DOOM: The Dark Ages wird ein reines Einzelspieler-Spiel. Die Entwickler sagen, sie wollen alle Ressourcen auf die Kampagne konzentrieren. Während eine fantastische Solo-Erfahrung im Kern jeder DOOM-Veröffentlichung stehen sollte, ist der komplette Verzicht auf jegliche Form von Multiplayer (sei es traditionelles Deathmatch, ein Co-Op-Modus oder eine Weiterentwicklung von Eternals Battlemode) enttäuschend für die Teile der Community, die sich nach diesen Modi sehnen oder sich gefragt haben, wie id Software das MP-Konzept neu interpretieren würde. Es fühlt sich wie ein Verlust an Community-Bindung außerhalb des Kampagnenerlebnisses an.

 

Fazit & Ausblick: Eine mutige, aber risikoreiche Neuinterpretation?

DOOM: The Dark Ages sieht unbestreitbar beeindruckend aus und die Ambition von id Software ist spürbar. Die Reise in die Ursprünge des Slayers, das faszinierende Kosmische Reich und der visuelle Sprung durch idTech 8 sind vielversprechend.

 

Die große Frage, die über allem schwebt, ist das neue Gameplay-Tempo. Wird die Kombination aus Schild, Parieren und geerdeterem Kampf die brutale Eleganz von DOOM ergänzen oder sie bremsen? Kann id Software die zahlreichen neuen Elemente (Fahrzeuge, Erkundung, Story-Integration) nahtlos und organisch in die bekannte DOOM-Formel einweben? Und wird die fokussierte, aber gleichzeitig eingeschränkte Veröffentlichungsstrategie (RT-Pflicht auf PC, kein MP) der Serie langfristig dienen?

 

DOOM: The Dark Ages könnte ein Meisterwerk werden, das die Serie neu definiert und faszinierende neue Wege beschreitet. Es könnte aber auch mit der Feature-Integration oder dem Balance-Akt zwischen alter Identität und neuer Ausrichtung kämpfen. Wir als Community stehen am Rande einer potenziellen neuen Ära – gespannt, teils skeptisch, aber voller Hoffnung, dass id Software wieder einmal beweist, dass sie wissen, wie man verdammt gute Shooter baut.

 

Links: 

  1. Doom - The Dark Ages auf Steam
  2. id Software