Die Steam-Charts sind ein recht unbarmherziges Biest, das den langsamen Verfall von Spielen in kalten Zahlen dokumentiert. Doch an diesem Wochenende zeigte die Maschine einen Geist in ihren Daten, einen Ausschlag, wo keiner sein sollte. Ausgerechnet Battlefield 2042, der digitale Patient, den viele längst für hirntot erklärt hatten, zuckte nicht nur, es setzte sich auf und rannte einen kurzen, wilden Sprint.

Totenbeschwörung für einen Shooter: Battlefield 6 belebt Battlefield 2042
 

tldr: Battlefield 2042 schlägt dank des Hypes um Battlefield 6, einer neuen Karte und Cross-Game-Belohnungen kurzzeitig Call of Duty auf Steam. Ein cleverer Marketing-Schachzug von EA, der zeigt, wie hungrig die Community auf das neue Battlefield ist.

Ein Lazarus-Effekt in Zahlen

Du musst dir die Kurve auf dem Monitor vorstellen: eine lange, flache Linie und dann ein plötzlicher, vertikaler Sprung. Am Sonntag erreichte Battlefield 2042 eine Spitze von 74.591 gleichzeitig aktiven Spielern auf Steam. Um das in den richtigen Kontext zu setzen: Damit überholte der umstrittene Shooter den Launcher von Call of Duty, der zur gleichen Zeit zwischen 63.000 und 70.000 Spieler für das aktuelle Black Ops 6 und das Free-to-Play-Angebot Warzone bündelte. 

 

Ja, Du hast richtig gelesen. Ein drei Jahre altes, oft gescholtenes Spiel generiert kurzzeitig mehr PC-Spieler-Aktivität als das Aushängeschild des größten Konkurrenten.

Die unsichtbare Hand des Marketings

Der Nährboden für dieses kleine Wunder ist zweifellos der immense Hype, den die jüngste und als sehr erfolgreich wahrgenommene Open Beta für Battlefield 6, erzeugt hat. Darauf aufbauend zündeten die Entwickler zwei weitere Stufen.

 

Zuerst veröffentlichten sie ein völlig überraschendes Update für Battlefield 2042, das mit einer Neuauflage der klassischen Karte Iwo Jima eine gehörige Portion Nostalgie ins Spiel pumpte. Der eigentliche Geniestreich war jedoch die dritte Stufe: ein neuer, komplett kostenloser Battle Pass. Das Besondere daran? Spieler können damit Belohnungen freischalten, die direkt in das kommende Battlefield 6 übernommen werden. Dieser Schachzug verwandelte Battlefield 2042 über Nacht von einem Relikt in ein relevantes Vorbereitungscamp für den nächsten großen Krieg.

Was das alles (nicht) bedeutet

Lass uns bei aller Euphorie auf dem Teppich bleiben. Dieser kurzzeitige Triumph auf Steam bedeutet selbstverständlich nicht, dass Battlefield 2042 plötzlich die gigantische, vor allem auf den Konsolen beheimatete Spielerbasis von Call of Duty überholt hat. Aber das ist auch gar nicht der Punkt. Die Zahlen sind ein fantastisches Stimmungsbarometer und sie senden eine unmissverständliche Botschaft.

 

Dieser kurzzeitige Sieg ist weniger ein Urteil über die wiederentdeckte Qualität von Battlefield 2042, sondern vielmehr ein riesiges, leuchtendes Neonschild, das den Erfolg der Marketingkampagne für den Nachfolger anzeigt. EA hat es hier meisterhaft verstanden, die Welle der Vorfreude zu nutzen und sie direkt in ein fast vergessenes Produkt zu kanalisieren, um es für die eigenen Zwecke zu reaktivieren. 

 

Am Ende des Tages ist dieser unerwartete Frühling für Battlefield 2042 ein faszinierendes Schauspiel und ein klares Signal an die Konkurrenz: Der Hunger ist da. Wenn DICE und EA diesen Ball nicht fallen lassen und zum Launch am 10. Oktober ein technisch rundes Erlebnis abliefern, könnte der Thron im Shooter-Olymp dieses Jahr tatsächlich wackeln. Und mal ehrlich, wäre das nicht wunderbar?